"Man baut es auf und stößt es dann wieder um." So beschreibt Manuela Kube (Spielzeugmuseum Sugenheim) das Prinzip der Baukästen. Das Knauf-Museum Iphofen widmet diesem Spielzeug nun eine Sonderausstellung.
Erinnerungen an die eigene Kindheit werden wach, als mit Bausteinen munter drauf los gebaut werden konnte. Matador ist vielleicht vielen ein Begriff, oder Märklin und Trix, auf jeden Fall später dann Lego oder Fischer-Technik. Mittlerweile gibt es digitale Baukästen.
Baukästen aus Holz, Stein, Metall und Kunststoff zeigt das Knauf-Museum Iphofen, das ab Sonntag, 16. Juli, die Sonderausstellung "Vielfalt der Norm – Baukästen im Laufe der Jahrhunderte" präsentiert. Das interaktive Ausstellungskonzept mit vier Spielstationen lädt große und kleine Besucher und Besucherinnen ein, sich an den vielfältigen Mitmachstationen selbst als Baumeister und Baumeisterinnen zu versuchen, und führt die historische Entwicklung der Baukästen bis heute lebendig vor Augen. Zu sehen sind laut Museumsleiter Markus Mergenthaler über 60 Baukästen aus der mehr als 200-jährigen Geschichte, in der sie das Spielzeug für Kinder schlechthin waren.
Die Ausstellung zeigt laut Mergenthaler in der elf Meter langen Vitrine auch ein Stück deutsch-deutsche Geschichte, aber auch Firmengeschichten.
Erste Baukastenspiele aus der Zeit um 1800
Die Exponate stammen aus dem Spielzeugmuseum im Alten Schloss Sugenheim von Manuela und Jan Kube sowie von privaten Leihgebern. Manuela Kube ist begeistert von den Baukästen. "Als Kind habe ich immer Häuser gebaut." Ein Foto in der Broschüre zur Ausstellung zeigt sie dann auch im Alter von neun Jahren beim Spielen mit Lego-Steinen. Mit diesen Steinen dürfte jeder schon einmal gespielt haben. Der Weg hin zu diesen Baukastensteinen aus Plastik war lang.
Die ersten nachweisbaren Baukastenspiele stammen, wie es Peter Lingens in seinem Beitrag in der Ausstellungsbroschüre beschreibt, aus der Zeit um 1800. Die ersten bekannten Nennungen entstammen dem Spielwarenkatalog des Georg Hieronimus Bestelmeier. Die dort erwähnten "Baukästlein" enthielten Klötze aus Holz. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts erwähnt auch der Pädagoge Friedrich Fröbel die erzieherisch wertvollen, meist hölzernen "Spielgaben". Holz ist neben Stein eines der originären Baukastenmaterialien.
Otto Lilienthal war der Erfinder des Steinbaukastens, aus dem sich später die Ankerbausteine entwickelten. 1915 kam der hölzerne Schweizerbaukasten von Carl Zweifel in Mode, 1949 dann die steckbaren Legosteine aus Kunststoff. Weiterentwicklungen sind etwa die Systeme Baufix, Fischertechnik oder Plasticant. Auch technische Experimente können mit speziellen Baukästen nachgebaut werden, wie zum Beispiel mit den Metallbaukästen von Märklin.
Genormte Einzelteile
Das Merkmal aller Arten von Baukästen: Sie enthalten in Form und Funktion genormte Einzelteile, die immer wieder auf verschiedene Weise zusammengesetzt und auseinandergenommen werden können. Im engsten Sinne zählen nur Spiele dazu, die in die Höhe gebaut werden können, im weitesten Sinne auch flachere Legespiele. Die Sonderausstellung legt laut Museumsmitteilung ein Augenmerk auf die vier Hauptmaterialien, aus denen Baukästen im Laufe der Zeit hergestellt wurden: Holz, Stein, Metall und Kunststoff. Unter den Leihgaben sind sowohl bekannte Marken als auch weniger bekannte Fabrikate zu finden sowie Baukästen verschiedener Schwierigkeitsgrade – vom einfachen Bauklotz über Stecksysteme bis hin zum Spezialbaukasten.