Franz Lindenthal hat den sprichwörtlichen grünen Daumen, wie es immer so schön heißt. Doch eigentlich müsste man bei ihm von zwei grünen Händen sprechen, um seinem Können und Sachverstand gerecht zu werden.
Die Pflanzenwelt ist einfach sein Ding. Die hat er quasi in die Wiege gelegt bekommen. In der Familie hatten oder haben auch andere grüne Berufe. So hat auch er das Gen, das seine Liebe zu Blumen, Stauden, Sträuchern und Bäumen sprießen ließ.
Der gut ausgebildete Gartenbaumeister arbeitete zuerst in führenden Betrieben. Dann reifte sein Entschluss, etwas Eigenes zu machen. So schuf er vor 30 Jahren die "Pflanzenoase" in Mainbernheim zusammen mit seiner Frau Viola (70). 1993 erfolgte der Aufbau, 1994 die Eröffnung. Franz Lindenthal kümmerte sich fortan um die Pflanzenproduktion und die Beratung, seine Frau um die Büroarbeiten, Finanzen und den Verkauf.
In all den Jahren war dem Meister eines wichtig: Es mussten Qualitätspflanzen von deutschen Züchtern sein. Gute Qualität und vor allem robuste Pflanzen kennzeichneten sein Angebot. Auch war es sein Bestreben, Sorten zu haben, die man nicht so einfach woanders bekommen konnte. 30.000 bis 40.000 Pflanzen gingen so das Jahr über durch seine Hände.
Gartenbaumeister Franz Lindenthal reagiert auf den Klimawandel
Dazu sollte es eine große Auswahl geben, was im Laufe der Zeit immer schwieriger geworden sei, erzählt Lindenthal im Gespräch mit dieser Redaktion. "Für kleine Familienbetriebe war es nicht immer einfach, Jungpflanzen zu bekommen." Beet- und Balkonpflanzen zog der 71-Jährige daher selbst heran. Lindenthal spricht von schwierigen Zeiten: Er nennt den Klimawandel, auf den man reagieren müsse. Die Sorten müssten nun vor allem hitzeverträglich sein.
Lindenthal, der auch 20 Jahre lang Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins war, versuchte, seine Kunden bestmöglich zu beraten. Aufschwatzen wollte er niemanden etwas, schließlich sollten die Pflanzen bei den Kunden auch wachsen. So testete er vieles selbst. Zum Beispiel verschiedene Tomatensorten.
Mit Leib und Seele war und ist er dabei. Deshalb gab es auch Momente, die ihm weh taten. Lindenthal erzählt von einer Kundin, die einen weißen Flieder kaufen wollte. "Ich hatte einen da – von besonderer Qualität", erinnert er sich. Doch er habe zu hören bekommen, dass der Flieder im Discounter viel günstiger sei. "Da habe ich mich abgewandt", sagt Lindenthal. Doch die Kundin habe dann zugeben müssen, dass die Pflanze im Discounter nicht so schön sei.
Erleben habe er auch müssen, dass Kunden zu ihm gekommen seien und sich beschwert hätten, dass eine Pflanze kaputtgegangen sei. Es habe sich aber herausgestellt, dass diese gar nicht bei ihm gekauft worden sei. "Das zehrt an den Nerven", meint der Gartenbaumeister.
Im Sommer war die Sieben-Tage-Woche Standard
Das Rentenalter haben er und seine Frau längst erreicht. Auch müsse er an die eigene Gesundheit denken. Deshalb fiel die Entscheidung: "Jetzt ist Schluss." Vor einigen Jahren sei schon ein Teil der Fläche an ein Autohaus verkauft worden. Die Kinder gingen eigene Wege, hätten eigene Berufe. "Es fällt uns schon sehr, sehr schwer", räumt Viola Lindenthal ein. Die Blicke schweifen dabei über prachtvolle Geranien und viele weitere Blumen, die derzeit in voller Blütenpracht stehen, was die Gärtnerei auch zu einer Insektenoase macht.
Eine Sieben-Tage-Woche war für das Ehepaar in den Sommermonaten Standard. Jetzt möchten sie sich auch einmal einen längeren Urlaub gönnen. Irgendwo in Süddeutschland. Vielleicht auf der Blumeninsel Mainau. "Es war eine schöne Zeit", bilanziert Franz Lindenthal. Er habe Beruf und Hobby verbinden können.
Ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin sind aktuell noch nicht in Sicht. "Wir versuchen, einen Nachpächter zu finden", sagen Franz und Viola Lindenthal. Aber wer interessiere sich noch für den Gartenbau, stellen sie eine eher rhetorische Frage. Ende Juni war das offizielle Ende, vier Wochen lang findet noch der Abverkauf statt.