Eigentlich hat sich Edith von Welser-Ude auf den gemeinsamen Ruhestand mit Christian Ude gefreut, ihrem Ehemann. „Als er mir eröffnete, eventuell für das Amt des Ministerpräsidenten zu kandidieren, hab' ich erst einmal geheult. Aber dann hat die Genossin in mir über die Ehefrau gesiegt“, erzählt sie am Montag in Kitzingen.
Die 72-Jährige ist sechsfache Mutter, eine bekannte Fotografin, Buchautorin und moderiert eine Kochshow im Münchner Regionalfernsehen. Zwölf Jahre saß sie für die SPD im Münchner Stadtrat. Seit 1983 ist sie mit dem Münchner Oberbürgermeisters Christian Ude verheiratet.
Zwei im Dialog
Welser-Ude war zu Gast im Caféhaus Harmonie, eingeladen hatten Kreisverband und Kreistagsfraktion der SPD. „Edith Welser-Ude und Markus Rinderspacher im Dialog“ heißt die Veranstaltungsreihe, mit der Welser und der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion durch Bayern touren, Wahlkampf machen.
Rund 30 Zuhörer erlebten einen sichtlich gut gelaunten Fraktionsvorsitzenden Robert Finster nach dem Sieg bei der Landtagswahl in Niedersachsen. „Für uns Sozialdemokraten ist heute ein wunderschöner Tag“, freute er sich. Auch Rinderspacher frohlockte angesichts des Wahlausgangs, schöpft Hoffnung für die momentan weit abgeschlagene Bayern-SPD. „Wenn es im Herbst in Bayern auch nur 0,2 Prozent sind, die wir vorne liegen, soll es uns recht sein“, sagt der Münchner. Dann wirbt er für die frisch gekürte Kitzinger Landtagskandidatin Doris Aschenbrenner, verspricht ihr die volle Unterstützung der Landesspitze. Aschenbrenner ist Netzberaterin in Udes Wahlkampfteam.
Dann ist Welser-Ude an der Reihe – und von Wahlkampf keine Spur. Von Finster als Kamingespräch angekündigt, entwickelt sich der Abend zur Talkshow. Rinderspacher fragt, Welser-Ude antwortet. Die Zuhörer erfahren viel Privates über das Ehepaar Ude. Dass sie in den Medien als „eine Frau, die sich anschickt, First Lady zu werden“ bezeichnet wurde, gefalle ihr gar nicht: „Ich bin eine dreigeteilte Frau.“ Da sei die Rolle als OB-Frau, die Familie und ihr Beruf als Fotografin. Sie erzählt, wie sie aus Kiel nach Bayern kam, das Holz für den Herd noch selbst hacken musste und berichtet von den Problemen, einen Kindergartenplatz für den Nachwuchs zu finden. „Das war wie eine Drehtür. Ich wollte einen Kindergartenplatz, um zu arbeiten, aber Plätze gab es nur, wenn man arbeitete“.
Auch mit dem bayerischen Schulsystem kam Welser schnell überkreuz und handelte: Gemeinsam mit Gleichgesinnten gründete sie den Landeselternbeirat. Sie habe ihren Kindern in der Schule nicht helfen können, sei damit überfordert gewesen, sagt sie und fordert für jedes Kind einen Betreuungsplatz. Und das Betreuungsgeld der CSU möge der Bundesrat wieder abschaffen.
Arbeiten und darüber reden
Es ist kein Geheimnis, dass Welser ihren Mann in politischen Fragen berät. „Da muss ich erst die Edith fragen“, soll er gesagt haben, als man ihm das Amt des Spitzenkandidaten antrug. Als Edith Welser 1978 in den Münchner Rat einzog, war die CSU am Ruder. Und Rinderspacher fragt, wie man es schafft, aus der Opposition raus zu kommen: „Arbeiten, arbeiten, arbeiten, und darüber reden“. Die Gäste erfahren, dass sich das Ehepaar Ude im Fasching kennengelernt hat, dass sich seine Kochkenntnisse auf „Leberkäs Hawaii“ beschränken und er es als ausreichenden Beitrag zur Hausarbeit erachtet, wenn er ab und zu den Mülleimer runter trägt. Zum Abschluss des etwa einstündigen Smalltalks dann noch ein Kompliment von Welser-Ude. „Die Genossen in Franken sind viel netter als die scharfzüngigen Münchner“, sagt sie und fügt hinzu, „wenn wir alle zusammen helfen, dann schaffen wir das im Herbst“.