
Zum Abschluss der Dorferneuerung in Reupelsdorf macht sich der Wiesentheider Ortsteil ein besonderes Geschenk. Dank der Initiative einiger Bürger sowie eines Förderprogramms entsteht dort ein Europäischer Kulturweg. Die Strecke rund um das Dorf soll am Sonntag, 19. September, im Zuge des Festakts zum Abschluss der Dorferneuerung eröffnet werden.
Der Kulturweg ist ein echtes Gemeinschaftsprojekt geworden. Darin sind sich die Motoren, Walter Rosentritt, Wiesentheids früherer Bürgermeister Werner Knaier sowie Dr. Gerrit Himmelsbach von der Universität in Würzburg, einig. Beim Ortstermin dieser Tage hielt Himmelsbach filmisch einige Eindrücke fest.
Von der Bronzezeit bis heute
Das Projekt ist nahezu abgeschlossen. Die fünf Kilometer lange Strecke ist festgelegt, aber noch nicht ausgeschildert. Sie streift Reupelsdorfs Geschichte, von den Funden aus der Bronzezeit, 3000 Jahre vor Christus, bis in die Gegenwart der Dorferneuerung.

Entlang der Strecke wird der Besucher auf Tafeln einiges darüber erfahren. Der in Reupelsdorf im Zuge der Dorferneuerung eingerichtete Arbeitskreis Kultur hat zusammen mit Gerrit Himmelsbach, einem Fachmann für fränkische Landesgeschichte, beachtliches Material über den Ort zusammengetragen.
Dabei wirkt das kleine 420-Einwohner-Dorf Reupelsdorf auf den ersten Blick wenig spektakulär. Markant zieht mit der Bundesstraße 22 eine belebte Verkehrsader von Osten nach Westen durch den Ort. Nicht nur entlang dieser Strecke wurde in den letzten Jahren vieles gebaut und verändert.
Das Förderprogramm der Dorferneuerung, gespeist mit Geldern des Freistaats und der Gemeinde, hat Reupelsdorf enorm aufgewertet. Dazu wurde dank weiterer Zuschüsse das Umfeld der Kirche sowie das Gemeinschaftshaus neu gestaltet.
Dorfgemeinschaft identifiziert sich mit dem Projekt
Die Bautätigkeiten stellten den Schwerpunkt dar. „Mir fehlte aber der kulturelle Teil“, erzählt der örtliche Gemeinderat Walter Rosentritt. Er stieß beim damaligen Bürgermeister Knaier auf offene Ohren. Von vielen Seiten im Ort habe es geheißen: "Jetzt habt ihr immer nur gebaut. Wir wollen etwas Soziales, Bleibendes", fügt Knaier hinzu.
Eine Idee von dem für Reupelsdorf zuständigen Mitarbeiter des Amtes für Landwirtschaft, Reiner Väth, brachte den Europäischen Kulturweg ins Spiel. Väth stellte den Kontakt zu Historiker Himmelsbach her. Er hat vor allem im Spessart viele der insgesamt 116 europäischen Kulturwege mitinitiiert.

„Wir dachten erst, ein europäischer Kulturweg ist etwas hoch gegriffen“, gibt Altbürgermeister Knaier zu. Doch Himmelsbachs Ausführungen motivierten. „In jedem noch so kleinen Weiler steckt ein Strauß an Geschichte“, sagte der Historiker.

Das war auch in Reupelsdorf so, wo sich seit der Treffen mit Fachmann Himmelsbach im Herbst 2017 eine Dynamik entwickelte. „Es kamen immer mehr Leute zu unseren Treffen im Gemeinschaftshaus, auch auswärtige, ehemalige Reupelsdorfer. Manche brachten alte Fotos oder Zeitungsausschnitte über den Ort mit“, schildert Walter Rosentritt den fruchtbaren Austausch über zwei Jahre hinweg.
Ein besonderes Souvenir zur Eröffnung
Aus den Treffen wurde herausgefiltert, was interessant sein könnte. „Wir haben eine Strecke festgelegt, auf der man an möglichst vielen historischen Punkten vorbeikommt“, erklärt Rosentritt. Der Weg wurde bei einer Wanderung getestet, bei der rund 25 Bürger mitliefen. Nicht nur an die Brotzeit im Sägewerk denkt Rosentritt gerne zurück. „Es war einfach ein schönes Gemeinschaftserlebnis.“

Jetzt biegt der Kulturweg auf die Zielgerade ein. Leiter Gerrit Himmelsbach ist kurz vor dem Abschluss. Dessen erprobtes Konzept habe einiges erleichtert, merkt Altbürgermeister Knaier an. Bis September gilt es, noch die Infotafeln zu beschriften und aufzustellen sowie den Weg, der am Pfarrhaus im Ort starten soll, zu markieren.
Zur Eröffnung haben die Reupelsdorfer ein besonderes Souvenir aus ihrer Ortsgeschichte vorbereitet. Jeder, der den Weg mitwandert, bekommt eine Nachbildung eines kleinen Lappenbeiles. Diese Schmuckstücke waren Teil des Fundes, den einst ein Händler in der Bronzezeit bei Reupelsdorf vergrub.