„Pizza Special? Haben wir nicht mehr. Nur noch Salami. Aber da ist das gleiche drauf, nur der Schinken fehlt.“ Der junge Mann am anderen Ende der Theke schaut den Pizzabäcker kurz an, zuckt die Schulter, schüttelt das lange, verschwitzte Haar aus dem Gesicht: „Egal. Dann Salami.“
Er ist ja auch nicht zum Essen da. Auch wenn das schon mal sein muss, nach acht, neun Stunden brettharter Musik. Das Metal Franconia Festival in Dettelbach biegt gerade auf die Zielgerade. Zweiter Tag, der Headliner „Equilibrium“ noch, dann ist's auch schon rum. 1000 Fans der härteren musikalischen Gangart gehen in der Dettelbacher Frankenhalle auf die letzten Meter.
Der junge Mann, Holger wird er von seinem Kumpel – ohne Pizza, dafür mit zwei Bechern Bier in der Hand – gerufen, schlendert zurück in die Halle, wo es „Equilibrium“ noch mal krachen lassen. Black Metal mit Pagan-Einflüssen könnte man das nennen, was die Südbayern da schrubben und schreien. Gut gemacht, druckvoll, präzise, stimmig. Und die Menge lässt die Köpfe wackeln, die Haare kreisen. Ein bisschen Bewegung tut auch ganz gut, in der Halle ist es alles andere als frühlingshaft, da nutzen auch die paar Heißluftgebläse nichts.
Müssen halt die Bands einheizen. Und wie sie das tun. Auch die Lokalmatadoren „Dieversity“. Die Metalcore-Kapelle aus dem Kitzinger Landkreis eröffnet den Samstag. Ein wenig später hauen die Schweinfurter „Hatred“ ihren schnellen Old-School-Thrash den Fans um die Ohren. Der Mix passt auch 2013. Klaus, Jochen und deren Team treffen in der dritten Auflage dieses Festivals von Fans für Fans den Nerv der Leute.
Ein paar Szene-Größen, reichlich Bands aus der Region. Für letztere ist's ein nettes Sprungbrett, für die Zuschauer schafft's enorme Identifikation. „Hey, mit dem Sänger war ich letzte Woche erst auf Beatabend“, sagt die Schwarzhaarige in der engen Lederhose nebenan. Auf den wie Pilze aus dem Boden sprießenden Mega-Festivals der Marke „Wacken-Kopie 3.0“ hat's das eher weniger.
Dennoch: Auch in Dettelbach rückt Prominenz an. Vor allem am ersten Tag. Dass „Hypocrisy“, ein wahres Schwergewicht des Death Metal, die putzige Frankenhalle musikalisch in Schutt und Asche legen, hat man nicht alle Tage. Und die Schweden tun es richtig lang, was freilich einen wenig schönen Hintergrund hat. Weil nämlich „Hate“ wegen eines Todesfalls in der Band ihren Auftritt haben absagen müssen, legen die Top Acts des Freitags einfach eine Schippe drauf.
Auch „Cripper“. Die Hannoveraner Thrasher fallen durchaus aus dem Rahmen. So aggressiv die Shouts daher kommen, so männlich sie klingen, am Mikrophon steht eine Frau: Britta Görtz, bildhübsch, zierlich und doch mit einer Stimme, die durch Mark und Bein geht. Da staunen auch die Jungs der Würzburger Death-Metaller „Sasquatch“, die kurz vorher dran waren, nicht schlecht.