Allzu oft bekommen die Einsatzkräfte der Wasserwacht im Landkreis Kitzingen nicht die Möglichkeit für eine Rettungsübung auf dem Eis. Am Sonntag hat es geklappt. Gerade noch rechtzeitig vor dem großen Tauen.
„Es ist schon wichtig, dass wir das Szenario einstudieren“, sagt technischer Leiter Gero Müller. Seit fast zehn Jahren ist er Rettungstaucher in der Ortsgruppe Kitzingen mit ihren rund 15 ehrenamtlichen aktiven SEG-Mitgliedern. Neun von ihnen haben sich am Sonntagnachmittag bei Kaiserwetter am Hörblacher See eingefunden. Vorher musste jeder einen Corona-Schnelltest absolvieren. Das Motto „sicher ist sicher“ gilt nicht nur auf dem Eis.
In zwei kleine Gruppen hat Müller die Belegschaft eingeteilt. Und dann konnte jeder einmal am eigenen Leib verspüren, wie es sich anfühlt, ins Eis einzubrechen. Mit einer Leine war jeder Wasserretter gesichert. Dennoch: „Es überkommt einen schon ein mulmiges Gefühl“, bekennt der Ausbildungsleiter. Geht man im einen Moment noch auf scheinbar sicherem Eis, kracht man im nächsten schon ein. Und dann gilt es, richtig zu handeln. „Immer dahin zurück, wo man eingebrochen ist“, erklärt Müller. Die Arme flach aufs Eis legen und versuchen, den Oberkörper langsam nach oben zu ziehen. Klingt einfacher, als es ist. Zumal klares Denken und überlegtes Handeln in dieser Situation nicht die Regel sind. „Natürlich bekommt man es mit der Panik zu tun“, weiß Müller. Zumal die Rettungsversuche Kraft kosten. Zwischen zwei und fünf Minuten kann man im Eiswasser überleben. Es bleiben nur ein paar Versuche, um sich selbst zu retten.
In den letzten zehn Jahren hatten die SEG-Einsatzkräfte im Landkreis – neben der Kitzinger Ortsgruppe gibt es noch eine in Sulzfeld, Volkach und Dettelbach – keine Alarmierung wegen eines Eisunfalls. Dennoch ist die Gefahr bei den gegenwärtigen Bedingungen immer präsent. Auch am Sonntag waren einige Schlittschuhläufer – trotz der Warnungen der Behörden – auf dem Hörblacher See unterwegs. Müller schüttelt bei der Erinnerung den Kopf. „Der See war nicht vollständig zugefroren und das Eis war zwischen 13 und drei Zentimeter dick“, berichtet er. „Da kann es ganz schnell gehen, dass man einbricht.“
Als Helfer gilt es dann, sofort einen Notruf (112) abzusetzen, um im Anschluss zu versuchen, dem Verunglückten zu helfen. „Am besten etwas zuwerfen“, rät Müller. Ein Brett oder idealerweise einen Rettungsring. Ist beides nicht greifbar, kann es auch eine Jacke oder ein Schal sein. Wichtig ist, dass sich die Helfer nicht selbst in Gefahr bringen. Möglichst auf dem Bauch liegend zum Opfer hin robben und ihm den Gegenstand reichen. Die Mitglieder der Kitzinger Wasserwacht konnten das am Sonntag ein paar Mal üben – für den Ernstfall, der hoffentlich so schnell nicht eintreffen wird.