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LANDKREIS KITZINGEN
Drogen: Auf der Suche nach Hintermännern
Ralf Dieter
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:47 Uhr

Bei einer groß angelegten Durchsuchungsaktion im Landkreis Kitzingen wurden Mitte Mai fünf Personen festgenommen. Die Beamten fanden 800 Gramm Heroin, fast 400 Gramm Kokain, über 1700 Ecstasy-Tabletten sowie größere Mengen Amphetamin, Haschisch und Marihuana. Ist der Landkreis Kitzingen ein Schwerpunkt für den Drogenhandel? Michael Zimmer, Pressesprecher der Polizei Unterfranken verneint.

Frage: Gab es einen vergleichbaren Fall in den vergangenen Jahren?

Michael Zimmer: Im Landkreis Kitzingen gab es tatsächlich keinen Fall in dieser Größenordnung. 21 durchsuchte Objekte und vor allem die doch recht großen Mengen an Heroin, Kokain, aber auch an Ecstasy-Tabletten stehen alles andere als an der Tagesordnung der Unterfränkischen Polizei.

Ist der Landkreis Kitzingen ein Schwerpunkt für den Drogenhandel?

Zimmer: Einen regionalen Schwerpunkt gibt es nicht. Im ganzen Regierungsbezirk haben wir immer wieder größere Ermittlungsverfahren mit entsprechenden Mengen, die wir sicherstellen. Dies entspricht auch unserer Strategie zur Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität. Unsere Priorität liegt darin, organisierte Strukturen zu bekämpfen, die Hintermänner dingfest zu machen.

Der Hauptverdächtige ist 62 Jahre alt. Ungewöhnlich für einen Drogendealer?

Zimmer: In der Tat ist es so, dass die ermittelten Tatverdächtigen in diesem Deliktsbereich eher jünger sind.

Die Polizei hat bei ihm 400 000 Euro sichergestellt. Welche Preise werden für Drogen bezahlt?

Zimmer: Das kommt sehr stark auf die einzelne Rauschgiftart an. Die Bandbreite bewegt sich zwischen einem ein- bis maximal zweistelligen Eurobereich. Konkret machen wir keine Angaben dazu, um auch keine falschen Anreize zu geben.

Mit welchen Drogen wird im Moment besonders gehandelt?

Zimmer: Hauptsächlich Marihuana (57,6 Kilogramm wurden 2016 sichergestellt), Haschisch (21,77 Kilogramm), Amphetamin (16,07 Kilogramm) und Ecstasy (13 177 Stück).

Wo kommen diese großen Mengen her?

Zimmer: Die Herkunftsländer sind je nach Rauschgift unterschiedlich. Marihuana und Haschisch werden auch örtlich angebaut – unsere großen Sicherstellungsmengen in diesem Bereich stammen aus Plantagen, die von den Händlern sehr aufwändig betrieben wurden. Amphetamin und Ecstasy werden in Laboren, hergestellt. Hier führt der Weg, gerade bei Crystal, nach Osteuropa.

Wie lange muss die Polizei Hinweisen nachgehen, um so einen Ring auffliegen zu lassen?

Zimmer: Das ist sehr, sehr unterschiedlich. Konsumnahe Delikte mit geringen Sicherstellungsmengen werden sehr zeitnah von den Dienststellen bearbeitet. Großverfahren laufen bei den Fachkommissariaten unserer Kriminalpolizei und dauern zum Teil Monate oder auch Jahre. Das hängt immer von der Tiefe beziehungsweise dem Grad der Organisationsstruktur ab und auch davon, was beweiskräftig dargestellt werden kann. Großverfahren laufen immer in engster Abstimmung mit der örtlichen Staatsanwaltschaft.

Ist der Landkreis Kitzingen ein besonders auffälliger Ort was Drogengeschäfte angeht? Vielleicht wegen der Autobahnnähe? Oder der Vergangenheit als US-Standort?

Zimmer: Ein Blick in die Kriminalstatistik zeigt, dass der Landkreis Kitzingen kein besonders auffälliger Ort in Unterfranken ist, was die Rauschgiftkriminalität anbelangt. Die Autobahn spielt aber in der Tat eine Rolle. Wir haben von unseren Autobahnfahndern mehrere Aufgriffe auf der A3, die eben durch den Landkreis führt. Das ist allerdings überregionale Kriminalität, die bis auf den Aufgriff beziehungsweise die Festnahme der durchreisenden Täter keine Auswirkungen auf den Landkreis hat.

Wie utopisch ist der Gedanke, dass es irgendwann einmal keine Drogengeschäfte mehr geben wird?

Zimmer: Das ist beinahe schon eine philosophische, in jedem Fall eine gesellschaftliche Frage, deren Beantwortung primär nicht die Aufgabe der Polizei ist. Aufgabe der Polizei ist, die Bürgerinnen und Bürger vor Gefahren zu schützen, Straftaten zu verhindern und aufzuklären.

Immer wieder stellen die Beamten in Unterfranken größere Mengen Rauschgift sicher. Im November des letzten Jahres fanden sie rund 50 Kilo Marihuana und Haschisch in einem Lieferwagen.
Foto: Hanns Strecker | Immer wieder stellen die Beamten in Unterfranken größere Mengen Rauschgift sicher. Im November des letzten Jahres fanden sie rund 50 Kilo Marihuana und Haschisch in einem Lieferwagen.
Marihuana-Plantage entdeckt       -  Immer häufiger betreiben Drogendealer ihre eigenen Plantagen – auch in Unterfranken.
Foto: dpa | Immer häufiger betreiben Drogendealer ihre eigenen Plantagen – auch in Unterfranken.
 
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