Zweimal schon musste das zweite Gastspiel von Roman Sörgel alias "Bembers" in der Mehrzweckhalle Marktsteft verschoben werden – pandemiebedingt. Als es am Samstag dann nach 2014 doch wieder zu einem Auftritt des Nürnberger Kabarettisten kam, war dem sonst so cool-derben Comedian fast ein bisschen Rührung anzumerken. Ebenso, wie die rund 400 Fans es anscheinend vermisst hatten, wieder zwanglos in Gesellschaft zu lachen.
Seit zehn Jahren schon ist der "Bembers" nun schon auf der Bühne – ein YouTube-Phänomen, das der Online-Plattform schnell entwachsen ist und seinen Schöpfer, im wahren Leben bislang Grafik-Designer, zum Helden der Freunde derber, fränkischer Comedy machte. Das authentische Gewächs der Nürnberger Südstadt mit Rocker-Attitüde liebt lange Haare, harte Musik und hat keine Angst vor Gossen-Sprache, gerne unter der Gürtellinie und keineswegs immer politisch korrekt.
Allerdings lebt Bembers in den Geschichten, die zum großen Teil tatsächlich so passiert sein sollen und die sich häufig in der multikulturellen Gesellschaft seiner Heimat abspielen, auch eine freie Form von Toleranz vor. "Bei uns geht man zum Italiener, wo man dann auf einen Inder trifft, der Deutscher ist", beschreibt der Bembers seine heiß geliebte Heimatregion, in der man sich allerdings frühzeitig eine "Straßenkampfausbildung" zulegen muss, um mit der harten Realität des Alltags zurecht zu kommen.
Nur so kommt man anscheinend durch das Leben, wie es "Bembers" erlebt und dem viele Fans nachfühlen können. Ob das beim Besuch in der Sauna in Gegenwart von seltsamen Piercings ist, in der U-Bahn beim Aufeinandertreffen von Anhängern der Hip-Hop-Kultur und langhaarigen Metal-Fans oder in der Stammkneipe mit urigen wie herzlichen Typen, wie sie jeder kennt.
Drei Stunden lang erzählt ein merklich gelöster Comedian an dem wieder von der Freiwilligen Feuerwehr Marktsteft organisierten Abend völlig alleine auf der Bühne aus seinem Leben, gnadenlos ehrlich, fränkisch direkt und oft haarsträubend komisch. Der Komiker ist auch Musiker und schafft es sogar, "Alle meine Entchen" in Disco-, Reggae- und Rock-Versionen zu intonieren und die Besucherinnen und Besucher von den Stühlen zu reißen. Bei so viel Lebensfreude nimmt man ihm sogar seine Zu-erledigen-Liste für die Zeit nach Corona ab: Auf der steht unter anderem, einfach wahllos Menschen zu umarmen und zu küssen – wenn der ganze Wahnsinn endlich mal vorbei ist.