"Wir erzählen keine Märchen, sondern wahre Geschichten!" Das war der Leitspruch des Militärs auf einem Plakat vor einem Infostand auf dem Weinfestplatz, wo sich Angehörige der jungen Soldatenschaft zusammen mit ihren Söhnen und Töchter zu einem gemütlichen Informationstreffen und anschließenden Festakt des Gelöbnisses zusammenfanden. Mancher Einheimische rieb sich erstaunt die Augen, als er auf das Volkacher Festgelände schaute: "Ja, ist denn schon Weinfest?", fragte einer ungläubig.
Am Haupteingangsbereich standen Imbiss- und Getränkebuden. Unter den schattigen Bäumen gab es zahllose Reihen von Biertischgarnituren. Im östlichen Bereich hatten die Streitkräfte verschiedene Stationen aufgebaut, die Situationen aus dem Soldatenleben "im Feldeinsatz" darstellen sollten. Dazwischen: gepanzerte Fahrzeuge. Gegen Mittag füllte sich der Weinfestplatz.
Warum junge Leute zur Bundeswehr gehen
Familienangehörige aus allen Teilen Deutschland bummelten durch das Gelände, suchten das Gespräch mit ihren Sprösslingen und genossen die Atmosphäre des Festgeländes. Die 20-jährige Soldatin Juliette erzählt, dass sie nach dem Abitur erst studiert hat, dann aber bald merkte, dass das für sie "zu trocken" war. So oder ähnlich argumentierten viele junge Leute, die sich heute der Bundeswehr verschrieben hatten: raus aus dem Alltagstrott.
Dabei gilt es, spezielle Herausforderungen, gerade jetzt in einer Zeitenwende, anzunehmen. Juliette wollte "etwas nicht Alltägliches". Hier würde die Bundeswehr, gerade für eine Frau, viele Optionen bieten. Dazu die stellvertretende Landrätin Susanne Knof: "Soldat zu sein ist kein Beruf wie jeder andere. Sie haben eine besondere Verantwortung!" Dann – gleichfalls wie zum Weinfest – schmissige Marschmusik. Das Veitshöchheimer Musikkorps marschierte über die Hauptbrücke ein. Gefolgt von Soldatengruppen der Bataillone aus Walldürn, Kümmersbruck und Volkach. In militärischer Exaktheit.
Ein wirklich nicht alltägliches Bild unter den Kastanienbäumen. Man merkt sofort: Zwischen dem Volkacher Kommandeur Holm Schreiter und dem Bürgermeister Heiko Bäuerlein herrscht eine tiefe Verbundenheit. Gemeinsam schreiten sie die Front der Soldaten ab. Und gemeinsam gratulieren sie den einzelnen Abordnungen nach der Vereidigung. Die Worte des Kommandeurs sind ernst: "Die Zeiten bei der Bundeswehr sind anders geworden."
Der Bürgermeister und seine Zeit als Soldat
Schreiter spricht den Krieg in der Ukraine an. Schonungslos. Und dass auf das Militär hohe Anforderungen kommen, die er aber den heutigen Absolventen absolut zutraue. Bürgermeister Bäuerlein betont, dass ihn ein besonderes Band mit der Mainfrankenkaserne verbindet. War er doch früher selbst dort als Wehrpflichtiger dienstlich tätig. Dass er das "Soldatensein" gelernt hat, erkennt man, als die Lautsprecheranlage während seiner Rede ausfällt. Ohne Verstärker spricht er weiter. Mit laut hörbarer Stimme. Vernehmbar auf dem ganzen Antreteplatz.
Ebenfalls ein Novum war die Rede eines Gelöbnisteilnehmers: "Schütze" Julian trug in launigen Worten Anekdoten aus der Grundausbildungszeit vor. So habe man bei der Einkleidung "haufenweise Ausrüstungsgegenstände" bekommen, wo man gar nicht wusste, für was man die brauchen könnte.
Und dass man begrüßt wurde mit dem Satz " Willkommen in der Heimat der Elefanten!" – womit man zuerst gar nichts hat anfangen können. Was man dazu wissen muss: Der Elefant ist das Wappentier des Logistikbataillons Volkach. Auch habe man gelernt, "dass es im Spind Ecken gibt, wo nur der Ausbilder Staub findet." Dennoch ist sein Resümee am Ende eindeutig: "Wir haben die bestmöglichste Ausbildung erhalten!"