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Seinsheim
Dorschs Abschied: In 30 Jahren als Bürgermeister viel erreicht
Der Großvater war Bürgermeister, der Vater auch. Aber Heinz Dorsch hielt es am längsten im Rathaus. Nun plant er einen Ruhestand, der keiner sein wird. Ein Rück- und Ausblick.
Sein Schreibtisch im Seinsheimer Rathaus ist aufgeräumt. Nach 30 Jahren wird Heinz Dorsch diesen bald räumen und sich dem Hausumbau, seinen Enkeln und vielem mehr widmen. 
Foto: Gerhard Krämer | Sein Schreibtisch im Seinsheimer Rathaus ist aufgeräumt. Nach 30 Jahren wird Heinz Dorsch diesen bald räumen und sich dem Hausumbau, seinen Enkeln und vielem mehr widmen. 
Gerhard Krämer
 |  aktualisiert: 04.05.2020 02:10 Uhr

Seinsheims Bürgermeister Heinz Dorsch sitzt an seinem Schreibtisch im Rathaus. Er lässt die vergangenen 30 Jahre im Bürgermeisteramt erst einmal sacken, bevor ein "Wahnsinn" aus seinem Munde dringt. Dass diese Zeit am 1. Mai vorbei sein wird: Weder Wehmut noch Traurigkeit sind ihm anzumerken. Vielmehr lacht er herzlich. Weil er das Gespür für die richtige Zeit hatte aufzuhören, weil er weiß, dass es ihm nach dem Fulltime-Job nicht langweilig werden wird und weil er weiß, dass er sein Amt in die Hände von Ruth Albrecht geben kann.

Dorschs Großvater war zwölf Jahre lang Bürgermeister, sein Vater 25, er selbst 30 Jahre. "Das ist die Grenze. Das langt in jeder Hinsicht. Die Welt braucht Veränderungen", sagt der scheidende Rathaus-Chef.

Lebensplanung sah einst anders aus

Vor 30 Jahren hatte seine Lebensplanung anders ausgesehen. Nie hatte er Ambitionen auf dieses Amt gehabt, erzählt er freimütig. Andere hatten in ihm damals den richtigen Mann gesehen, sind auf ihn zugegangen und hatten ihn überzeugt. Schließlich war er Mitglied in allen Vereinen, ein richtiger "Vereinsmeier", sagt er selbst. Dabei war der Kindheitstraum des gebürtigen Seinsheimers nur, ein Haus in seinem Heimatort, in dem er verwurzelt ist, zu bauen. Das steht jetzt seit 40 Jahren.

Und das erinnert ihn an ein Problem, das damals wie heute aktuell ist: "Wenn Du keinen Bauplatz hast, bekommst Du keinen." Keiner gebe seinen Grund her. So waren die Ausweisungen der Baugebiete seine ersten Kämpfe. Zwischenmenschliche Probleme bis hin zu Anfeindungen habe es gegeben. Doch: "Als Bürgermeister darfst du nicht nachtragend sein und musst ganz schnell vergessen", nennt Dorsch eine wichtige Eigenschaft, die ein Bürgermeister haben muss. "Sonst gehst du kaputt."

Nicht alle Sachen haben jeden Einzelnen gefallen. Manchmal sei es schwer gewesen, wieder zum alltäglichen Leben zurückzugehen. Zum Beispiel habe es beim Landschaftssee viele Probleme gegeben. Doch wie so oft, sagt Dorsch: "Die größten Motzer waren die ersten Nutzer."

Keine Rückmeldung ist Lob genug

Viele Bauprojekte sollten folgen, zum Beispiel Kanalisation und Wasserversorgung in Jahren, als es sieben Baustellen gleichzeitig gab. "Alle Baumaßnahmen waren richtig", stellt Dorsch heute zufrieden fest. "Wenn Du hinterher nichts mehr hörst, ist es gelobt genug."

Gefragt nach Projekten in seiner Amtszeit, tut er sich schwer, einzelne hervorzuheben. Die Kirchenburg in Tiefenstockheim, die Dreschhalle, der zweimal erweiterte und neugebaute Kindergarten, die Weinparadiesscheune, das Freilichttheater. Und jüngst: Das Feuerwehrhaus in Wässerndorf ist fertig; das Dorfgemeinschaftshaus in Iffigheim ist auf den Weg gebracht.

Von erlittenen Niederlagen will Dorsch nicht sprechen. Aber eines hat ihn tatsächlich richtig geärgert: der Zirkus vor über 20 Jahren um die Straßenschilder in Wässerndorf. Wässerndorf wollte wie der Bürgermeister Emaille-Schilder; der Gemeinderat wollte Alu-Schilder. Für Dorsch eine bis heute unverständliche Sturheit des Gemeinderats. Fast wäre es zum Bürgerentscheid gekommen, als der Rat dann doch nachgab. Und für das Amtshaus fand sich noch keine passende Nutzung.

Gute Teamarbeit im Gemeinderat

Ansonsten habe es nie große Probleme im Rat gegeben; kein einziges Mal musste die Geschäftsordnung bemüht werden. "Wir haben im Gremium gut zusammengearbeitet", bilanziert der Bürgermeister. Transparent und offen sei er mit den Ratsmitgliedern umgegangen. Dank des Einverständnisses im Gremium sei damit viel erreicht worden. Auch die Bürger hätten mitgezogen, denn die müssten sich dort, wo sie wohnen, auch wohlfühlen.

Und künftig im Ruhestand? Sein Lachen verrät, dass es nicht so ruhig sein wird. Zu Hause wird umgebaut; Dorsch ist dreifacher Opa und nachdem er nicht mehr segelt oder lange Wanderungen unternimmt, sind die Enkel sein Hobby. Zudem möchte er, wenn es gewünscht wird, sich künftig in den Bereichen Archiv und Kultur einbringen.

Seinsheims Bürgermeister Heinz Dorsch.
Foto: Gerhard Krämer | Seinsheims Bürgermeister Heinz Dorsch.
 
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