Jahrzehntelang hatte der Dornheimer Landwirt Karl Alt die Felder und Fluren seiner heimatlichen Region mit offenen Augen erkundet. Fast 30.000 Fundstücke von der Steinzeit über die keltischen Besiedelung der Gegend bis zum Zweiten Weltkrieg hat er gesammelt und gehortet: Kuriositäten, Münzen, Pfeilspitzen und jede Menge Steine. 2010 ist Karl Alt gestorben. Jetzt wurde im evangelischen Gemeindehaus die Ausstellung "steinAlt" eröffnet.
Normalerweise liegen Erinnerungsstücke an die Frühgeschichte von Dörfern tief unter der Erde. "Man findet daher nur selten etwas aus der Vorzeit – hier ist das etwas völlig anderes", schwärmt Margarete Klein-Pfeuffer. Die Archäologin schätzt den Wert der Sammlung als einzigartig sein. "Die Funde sind wie sprechende Urkunden."
Dass sie entstanden ist, hat mehrere Gründe. Zum einen war Karl Alt mit einem erstaunlichen Riecher ausgestattet, Besonderes zu finden. Er entdeckte eine Siedlung der ersten Franken aus der Merowingerzeit auf Dornheimer Grund. Ein Archäologenteam von der Universität Jena forschte ab 2012 hier und wies Arbeitshäuser nach. Feinschmiede fertigten hier hochwertige Trachtenbestandteile an.
Den ältesten Faustkeil Unterfrankens gefunden
Zum anderen war in Dornheim, das an der Wasserscheide zwischen Main und Aisch liegt, einfach viel los in grauer Vorzeit. Dort, wo heute der Weiler Fischhof liegt, siedelten einst die Kelten. Auf heutiger Dornheimer Gemarkung lebte einst das Adelsgeschlecht Fuchs, das sich später nach Bimbach bei Prichsenstadt wandte. Aus dem Rheinland ließen sich Zuwanderer am Zettelbach nieder, die wahrscheinlich im 15. Jahrhundert wieder wegzogen. Vorher gründeten sie eine Siedlung, die heute als "Klein-Dornheim" bekannt ist. Nicht zuletzt auf Alts Suchakribie geht der älteste Fund eines Faustkeils in Unterfranken zurück.
Aus der Bronzezeit stammt ein Hortfund aus der Nachbargemeinde Nenzenheim. Am "Linabuck" muss einmal eine Burg gestanden haben, wie geophysikalische Untersuchungen gezeigt haben. Sogar einen jüdischen Grabstein konnte Alt sichern. Auf einem Bildschirm wird ein Film über die Geschichte Dornheims gezeigt und die Zeit des Zweiten Weltkriegs thematisiert, als das Dorf zur am meisten zerstörten Landgemeinde Bayerns wurde.
Iphofens Bürgermeister Dieter Lenzer erinnert an eine andere Eigenart Karl Alts: Was er in rund fünf Jahrzehnten fand, meldete er keiner Behörde, sondern hortete seine Stücke auf seinem Grundstück. Erst gegen Ende seines Lebens sei ihm gedämmert, dass seine Sammlung doch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte. So kamen die Stadt Iphofen und die evangelische Kirchengemeinde ins Spiel. Die Stadt sprang ein, sanierte die Geschosse und richtete die Ausstellung ein. Der Prozess dauerte rund zehn Jahre.
Ein Team bietet Führungen durch due Ausstellung an
Rund 100.000 Euro flossen in dieser Zeit in Gebäudesanierung, Vitrinen und die wissenschaftliche Aufbereitung der Stücke. Etwa zwei Drittel der Kosten konnten durch Fördertöpfe der Regierung von Unterfranken oder dem Regionalentwicklungsprogramm LEADER gedeckt werden.
"Nicht alles, was Karl Alt gesammelt hat, können wir zeigen. Aber wir haben sämtliche Stücke im Depot vor Ort", meint der Bürgermeister. Aus der Gemeinde habe sich mittlerweile ein Team von rund 20 Personen gefunden, die von April bis Oktober an den Sonntagen von 14 bis 17 Uhr durch die Ausstellung führen.