Zu einem Austausch über die Frage "Pflege in der Zukunft" hatte der Kreisverband der CSU in die Seniorenresidenz nach Wiesentheid geladen. CSU-Bezirksrätin Gerlinde Martin begrüßte dazu als politischen Gast den Vorsitzenden der CSU-Landtagsfraktion, Thomas Kreuzer. Gekommen waren die Vertreter einiger Verbände sowie von Seniorenheimen. Sie gaben Kreuzer mit, was die Politik im Bereich Pflege besser machen könnte und wo es besonders hakt.
Kreuzer hielt die Pflege "für ein Thema, das ungeheure Bedeutung hat und noch mehr bekommt". Mit ihm diskutierten neben Jana Klipp-Sebold sowie Thomas Müller von der Seniorenresidenz Wiesentheid des Unternehmens Preißner Ulrike Hahn vom AWO-Bezirksverband Unterfranken, Georg Sperrle (Caritas), Matthias Streit (Lebenshilfe Kitzingen), Helga Vierrether und Mario Ludwig vom Pflegeheim aus Volkach.
Zunächst stellte Thomas Müller sein Unternehmen vor. Betreiber in Wiesentheid wie auch von zwei weiteren Einrichtungen in Kist und Zellingen ist die Familie Preißner, ein privat geführtes Unternehmen.
Das habe seit 2020 eine "Ausbildungsoffensive" gestartet. Mit Erfolg: In den drei Einrichtungen mit jeweils über 100 Pflegeplätzen lernen aktuell 80 Auszubildende, fast ausschließlich ausländische Kräfte. Diese kämen hauptsächlich aus Indien, Vietnam und China und fangen den Fachkäftemangel in den Heimen ab. Das funktionie recht gut, wie Ausbildungsgleiterin Jana Klipp-Sebold berichtete. Mittlerweile hätten die ersten ihre Ausbildungen erfolgreich abgeschlossen.
Wege aus der Krise am Beispiel Wiesentheid
Den Weg, den das Wiesentheider Unternehmen einschlug, fanden die Teilnehmenden interessant. Ulrike Hahn von der AWO berichtete von ähnlichen Erfahrungen, die man in ihren Einrichtungen mit albanischen Arbeitskräften mache.
Bei den Problemen, die es rund um die Pflege zu lösen gelte, wurden dem CSU-Landtagsfraktionsvorsitzenden Kreuzer zum einen der Punkt Bürokratie genannt. Das beginne mit den Schwierigkeiten beim Ausstellen der Visa und bei der Einreise, sagte etwa Ulrike Hahn. Bis Zeugnisse geprüft und anerkannt würden, dauere es viel zu lange, hieß es. Genauso langwierig sei es, bis jemand eine Arbeitserlaubnis oder die Zulassung zu den entsprechenden Kursen bekomme. Zu viel Papierkram, anstatt dass man eine elektronische Akte erstelle, monierte Georg Sperrle.
Dazu kritisierten Hahn und Müller, dass die Einrichtungen unnötig durch aufwändige Kontrollen der Behörden gefordert würden. Überhaupt müsse man zu viel Zeit für die Dokumentation aufwenden.
Kreuzer nahm einige Punkte mit, die er weitergeben wolle. Er merkte an, dass die Politik lediglich den Rahmen gestalte. Sie könne aber auf viele grundsätzliche Dinge, wie die Motivation deutscher Arbeitskräfte für den Job oder die Bezahlung, nicht direkt einwirken.
Für manche negativen Effekte, wie etwa das teils negative Berufsbild, sei man auch selbst mit Schuld, meinte Jana Klipp-Sebold. "Weniger jammern, mehr anpacken. Man muss sich eine Strategie für sein Unternehmen suchen", schlug die Wiesentheider Ausbildungsleiterin vor.