
Dirk Albrecht ist ab dem 1. Juni, vorbehaltlich der Bestätigung durch die Regierung von Unterfranken, der neue Kreisbrandrat des Landkreises Kitzingen. In einer Hybridveranstaltung im Landratsamt wählten die Kommandanten der Feuerwehren des Landkreises und die beiden Leiter der Werksfeuerwehren am Freitagabend den 46-Jährigen mit großer Mehrheit.
Die Führungsriege der Feuerwehr des Landkreises, also die Kreisbrandinspektoren und Kreisbrandmeister, hatte sich zusammen mit Landrätin Tamara Bischof und einigen Vertretern der Verwaltung im Sitzungssaal des Landratsamtes versammelt, um die Wahl des neuen Kreisbrandrats durchzuführen. In Coronazeiten keine einfache Veranstaltung, die zudem einige Monate nach dem eigentlich vorgesehenen Termin im März stattfand. Die alljährliche Kommandantendienstversammlung konnte nicht durchgeführt werden.
Per Bildschirm in die Versammlung zugeschaltet waren bis zu 70 Feuerwehren aus dem Landkreis. Stimmberechtigt waren insgesamt 101 Kommandanten und die beiden Leiter der Werksfeuerwehren. Die eigentliche Wahl fand dann in drei Wallokalen in Abtswind, in Volkach und in Kitzingen statt. Bevor diese durchgeführt wurde, eröffneten der scheidende Kreisbrandrat Roland Eckert mit einem kurzen Grußwort die Veranstaltung.
Immer ein offenes Ohr
Da sein Vorgänger Horst Biegner früh verstoben war, hatte Eckert vor 24 Jahren ohne große Vorbereitung das Amt des Kreisbrandrats übernommen. Wichtige Begleiter waren für ihn vor allem in den Anfangszeiten der Kitzinger Kommandant Rudolf Stöckinger und Helmut Meyer, Sachgebietsleiter am Landratsamt. In der ganzen Zeit, so Eckert, „konnte ich mich immer auf die Feuerwehren verlassen, die vor Ort die Arbeit machen“. Am Landratsamt und auch im Kreistag gab es immer ein offenes Ohr für die Belange der Feuerwehr. „Das hat gepasst“, sagte Eckert, der sich dann auch besonders bei seiner Familie bedankte.

„Großen Respekt“ vor seiner Leistung für den Landkreis über 24 Jahre hinweg zollt dann Tamara Bischof dem scheidenden Kreisbrandrat. „Was Du für den Landkreis geleistet hast, ist aller Ehren wert“, so Bischof, die natürlich noch eine entsprechende Verabschiedung versprach, so dies möglich ist.
Miteinander reden statt übereinander
Die Landrätin hatte dann das Vorschlagsrecht für einen Kandidaten für das Amt des Kreisbrandrats und nannte Dirk Albrecht. Auch dessen Vorstellung fiel recht kurz aus, er ist bereits seit 1998 in der Landkreisführung und in Feuerwehrkreisen bekannt. Vier Punkte stellte er als besonders wichtig für die künftige Arbeit vor: Die Jugendarbeit, denn daraus rekrutiert sich die Feuerwehr; eine gute Ausbildung; bei der Technik „am Puls der Zeit“ sein; die Zusammenarbeit in der Inspektion und unter den Wehren. „Nur so kann dem Nächsten geholfen werden, wenn er in Not ist“, so Albrecht, dem auch die Zusammenarbeit in der Blaulichtfamilie wichtig ist: „Miteinander reden, nicht übereinander“, so seine Devise.

Unter der Leitung von Abteilungsleiterin Alexandra Wagner und den Wehrleuten Martin Ebert und Peter Eschenbacher fand dann die Wahl in Kitzingen, in Abtswind und in Volkach statt. Ausgezählt wurde anschließend im Landratsamt, das Ergebnis stand nach 21 Uhr fest: Insgesamt gab es 103 Stimmberechtigte, 76 Stimmzettel wurden abgegeben, 73 entfielen auf Dirk Albrecht, drei waren ungültig und wurden als „Nein“ gewertet.
Unaufhaltsamer Aufstieg
Der neue Kreisbrandrat ist Feuerwehrmann durch und durch. 1988 trat er in seinem Heimatort Marktsteft in die Jugendfeuerwehr ein. Danach ging es Schlag auf Schlag: Er wurde Jugendwart, 1997 erfolgte die Wahl zum Kommandanten der Feuerwehr Marktsteft. 1998 dann die Ernennung zum Kreisbrandmeister für den Bereich der Verwaltungsgemeinschaft Marktbreit, zum Kreisbrandinspektor für den westlichen Landkreis stiegt er 2015 auf.
Seine Mentoren waren in der Heimatfeuerwehr die ehemaligen Bürgermeister Rudolf Geißlinger und Rudolf Riegler. Auf Landkreisebene setzte sich Ehrenkreisbrandinspektor Bernd Rüdiger für den Marktstefter ein und schlug ihn später auch als seinen Nachfolger als Kreisbrandinspektor vor.
Chef von rund 3600 Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmännern in 103 Feuerwehren im Landkreis zu sein - Albrecht ist sich der Verantwortung bewusst. Viele der Freiwilligen kennt er inzwischen auch, nicht zuletzt durch seine Tätigkeit als Schiedsrichter bei Leistungsprüfungen und durch seine Aktivitäten beim Jugendzeltlager der Landkreisfeuerwehren.
Während seine Vorgänger im Landratsamt arbeiteten, wird der Marktstefter, der als technischer Zeichner Fachrichtung Maschinenbau gelernt hat, weiterhin eine Abteilung für technische Zeichner bei einem Kitzinger Brauereianlagenbauer leiten. Er fühlt sich "sehr mit dieser Arbeit verbunden" und wird daran auch nichts ändern - in Zeiten von Handy und Mail sieht er kein Problem, zweigleisig zu fahren. Fest steht aber auch: "Ich werde immer freitags im Landratsamt sein!"
Die Familie zieht mit
Aber wie steht's überhaupt um das Thema Zeit? Vor der Pandemie absolvierte der 46-Jährige um die vier Termine pro Woche, überwiegend an den Wochenenden, wenn Ausbildung oder Prüfungen anstanden oder Leistungsprüfungen abgenommen wurden. Die Familie zieht hier mit, nicht zuletzt weil Schwiegervater Ernst Pauhl auch schon Kreisbrandmeister im Landkreis Kitzingen war. Damit war klar, was da so kommen würde. Als seine beiden Töchter geboren wurden, war Albrecht bereits in der Kreisbrandinspektion tätig. "Die Familie weiß, dass die Feuerwehr ein Teil von mir ist und sie trägt meine Entscheidung für dieses Amt mit."
Endlich wieder Präsenzveranstaltungen
Bleibt die Frage, welche Aufgaben jetzt auf den neuen Kreisbrandrat zukommen. Klar, da sind die Folgen der Pandemie. Die Herausforderungen im Ausbildungs- und Übungsdienst hätten die Feuerwehren zwar "sehr gut gelöst", weil ziemlich schnell Online-Übungen ausgearbeitet und Plattformen für die Ausbildung geschaffen wurden. Zudem "wurden im Einsatzdienst Konzepte entwickelt, um auch in Zeiten der Pandemie die Einsatzbereitschaft jederzeit aufrecht zu erhalten". Jetzt sei aber die Sehnsucht nach Präsenzveranstaltung groß.
Dieses Wiederloslegen - darauf freut sich der neue Mann. Anzupacken gibt es genug: In der Landkreisführung steht ein Generationswechsel an, Lehrgänge gilt es wieder in den Mittelpunkt zu rücken und auch sonst gibt es – etwa bei überörtlichen Sonderausbildungen – manches zu überdenken und zu organisieren. Dirk Albrecht freut sich auf die nächsten sechs Jahre. So sehr, dass er auf die Frage, was er danach gerne über sich lesen möchte, schon heute eine klare Antwort hat: "Dirk Albrecht erneut als Kreisbrandrat vorgeschlagen!"