
Neues Jahr, neues Ich? Das denken sich wohl viele, wenn sie sich am Neujahrsmorgen voller Zuversicht – oder noch verkatert – die Augen reiben. Alljährlich, mit Bevorstehen des Jahreswechsels, wird darüber sinniert, was man im kommenden Jahr denn anders machen könne. Kein Alkohol, ab jetzt wöchentlich ins Gym und vielleicht ein neues Hobby?
Das mit dem Wollen ist dann die eine Sache, die Umsetzung eine ganz andere. Aber mal ehrlich: Ein bisschen Spaß bringt die jahrtausendalte Tradition ja auch mit sich – egal ob's am Ende klappt oder man sich dem inneren Schweinehund mal wieder geschlagen geben muss. Diese Redaktion hat sich in der Kitzinger Innenstadt bei Menschen umgehört, was ihre Neujahrsvorsätze sind. Sechs Antworten.
1. Edda Ullrich (70): "Weniger in den Terminkalender und Überflüssiges weglassen"

Edda Ullrich: "Ich bin ein sehr umtriebiger Mensch. Auf vielen Baustellen gleichzeitig. Ich nehme mir für das neue Jahr vor, weniger in meinen Terminkalender zu packen, mehr Zeit für mich zu haben. Dieser Wunsch ist im letzten halben Jahr ziemlich prominent geworden, weil ich merke: Das tut mir gut. Die Restlebenszeit, die mir noch bleibt, möchte ich genussvoll und sinnvoll nutzen und nicht einfach die Zeit vertun. Mit Menschen treffen, die mir guttun, die mich mögen. Und alles Überflüssige weglassen."
2. Michael Botschner (67): "Ich habe alles, was ich brauche, mehr kann man sich nicht wünschen"

Michael Botschner: "Vorsätze? Ehrlich gesagt, nein! Mit dem Rauchen habe ich schon 1991 aufgehört. Da hatte ich schon ein Laster weniger, später kam noch ein Laster weniger: Ich habe keinen Alkohol mehr getrunken. Früher habe ich mir öfter Vorsätze gemacht, aber das hält ja nie lange. Ich bin zufrieden: Ich bin in Rente, ich bin gesund, ich habe alles, was ich brauche. Mehr kann man sich nicht wünschen. Wenn es mir gut geht, dann geht es den anderen um mich herum wahrscheinlich auch gut. "
3. Carmen S. (25): "Bisschen liebevoller mit sich selbst sein"

Carmen S.: "Mein Vorsatz für das nächste Jahr ist es, meine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin fertig zu machen. Und auch eine neue Katze zu holen. Wir haben schon zwei, aber eine dritte wäre toll. Ein bisschen liebevoller mit sich selbst umzugehen – das ist ein ganz besonderer Vorsatz, den haben nicht viele. Man schafft nicht immer alles. Deshalb habe ich mir dieses Jahr ein bisschen weniger vorgenommen. Und dann passt das schon."
4. Harald Berthold (59): "Jedes Jahr neue Vorsätze – und jedes Jahr geht's schief"

Harald Berthold: "Ich habe mir vorgenommen, wie seit 20 Jahren, vier bis fünf Kilo abzubauen. Und ich wollte wieder Gitarre spielen üben. Die Gitarre steht bei mir im Eck und die wollte ich jetzt mal neu bespannen und neu beleben. Ich mache mir jedes Jahr neue Vorsätze – und jedes Jahr geht's schief – nach wenigen Tagen. Aber mir neue Vorsätze zu machen, macht mir auch Spaß. Es sind immer andere Sachen."
5. Hannelore Segitz (81): "Ich wüsste gar nicht, was ich mir wünschen könnte"

Hannelore Segitz: "Ich bin zufrieden mit meinem Leben, mir geht's gut und so soll es bleiben. Ich wüsste gar nicht, was ich mir wünschen könnte. Was braucht man noch in meinem Alter? Ich habe meinen Hund, habe meine gute Freundin und wir trinken Kaffee – so wie jetzt. Wir nehmen uns Zeit füreinander und das ist das Schönste."
6. Kai Wiegand (22): "Musik produzieren, Japanisch lernen, Selbstverwirklichung"

Kai Wiegand: "Ich habe mehr oder weniger die gleichen Vorsätze wie vor drei Jahren. Bedeutet: Ich brauche nicht wirklich neue Vorsätze. Das eine ist, selbst Musik zu produzieren, das andere Japanisch zu lernen. Selbstverwirklichung, mehr Variation, in dem, was ich anziehe. Das ist auch schon alles. Anderes kommt dann noch spontan dazu. Und wenn, dann würde ich es kontinuierlich machen wollen und nicht jetzt, nur weil es neues Jahr beginnt."