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Die Woche: Die Magie des Turm-Drehens
Eine Suppenzeit mit Anhaltung       -  _
Von Harald Meyer harald.meyer@mainpost.de
 |  aktualisiert: 12.08.2012 12:04 Uhr

Früher gab's Tage, an denen ich mich alt gefühlt habe. Inzwischen dauert der Durchhänger eine ganze Woche. Aktuell waren es die vergangenen sieben Tage. In denen ein Känguru meinen Blick trübte. Das Beuteltier aus Mainbernheim, das schon drei Mal auf der Flucht war und von den Cow- oder Känguruboys der Feuerwehr eingefahren werden musste, ist nur – mit 60 Zentimetern – die Zwergversion der australischen Hoppel-Riesen, aber nichtsdestotrotz franken-fremd.

So was gab's früher nicht. Der anständige Kleintierzüchter hatte auf seiner Freizeit-Ranch allenfalls ein Geschwader Brieftauben stationiert und vielleicht noch ein paar Hasen oder Karnickel. Die dachten nicht mal übers Flüchten nach. Schon wegen der unaufhaltsamen Konsequenz, als dampfende Beilage neben Rotkraut auf den Teller zu kommen.

Selbst beim Heiraten muss der ergraute Kopf umdenken. Jetzt laufen die Paare schon per Mainfähre in den Hafen der Ehe ein. Wie in Nordheim. Wobei sowohl der Hafen gefehlt hat als auch der Kapitän, der auf hoher See den standesamtlichen „Segen“ geben darf. Immerhin hat die Fährenverehelichung einen großen Vorteil – wie man am Beispiel der „Titanic“ sieht. Im Main gibt's keine Eisberge und wer am einen Ufer als Junggeselle an Bord geht, schlägt zwar am anderen Ufer auf, aber lebendig und lediglich beringt.

Ein Mysterium für die gut eingetrunkenen Schoppenfetzer unter uns ist die Weinbauverbands-Werbeoffensive unter dem klangvollen Namen „Terroir f“. Nun gehen wir mal wohlwollend davon aus, dass das kleine „f“ für das große Franken steht und „terroir“ von Werbe-Lyrikern den armen Winzern aufs Auge gedrückt wurde, damit die ihren Kunden nichts von Boden, Klima und Sonnenkraft vorfaseln, die ihrem Wein den Charakter geben – sondern schlicht sagen: „Nur des Derroir machd so dolle Drobfen.“

Zurück zu „Terroir f“: Das sind verschönte Aussichtspunkte in Toplagen Frankens. So wie am Iphöfer Julius-Echter-Berg. Wo ein „Terroir f“-Turm steht, einer von zwölf „magischen Punkten“. Die Stelle mit Weitsicht war früher bloß ein „toller Blick“, dessen Magie sich erst – und das ist der Marketing-Trick der Weinvermarkter – erst nach dem vierten oder fünften Schoppen erschließt: Dann dreht sich der Turm.

Die Woche blickt immer samstags zurück, was unseren Autoren in den vergangenen sieben Tagen aufgefallen ist.

 
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