Mit der Weihe des neuen Altars, der Orgel und der neuen liturgischen Einrichtungsgegenstände Ambo, Bildstele und Taufstein findet am Samstag, 22. Oktober, die grundlegende Sanierung der Mauritiuskirche in Wiesentheid ihren Abschluss. Für Kosten von über fünf Millionen Euro erhielt das im Barockstil zwischen 1727 und 1732 erbaute Gotteshaus außen und vor allem innen eine nahezu komplette Erneuerung.
Erste Voruntersuchungen bildeten 2009 den Auftakt zu dem Projekt. Sie waren nötig, weil eindringendes Regenwasser Schäden an den Holzkonstruktionen, welche die wertvollen Deckenfresken tragen, ausgelöst hatte. Nach einigen Überlegungen fiel der Entschluss, das Gotteshaus von Kopf bis Fuß zu renovieren. Für die Arbeiten im Innenraum wurde das Gebäude von April 2013 an für die Öffentlichkeit geschlossen. Das katholische Pfarrheim diente als Ausweichkirche.
Kuppel als Illusion
Heute erstrahlen in dem barocken Kleinod, das mancher als „Fränkische Wieskirche“ bezeichnet, nicht nur die wertvollen, 3000 Quadratmeter umfassenden Deckenfresken, die vom italienischen Maler Giovanni Francesco Marchini geschaffen wurden, in neuem Glanz. Sie sind das Prunkstück der Kirche und haben etwa fünfmal die Größe der Fläche des Treppenhauses der Würzburger Residenz.
Auf der Decke des Langhauses schuf Marchini die Illusion einer gewaltigen Kuppel, auch die kompletten Wände sind in der Technik gestaltet. Fast bis zum Boden reicht die Ausmalung. Auf ihr beseitigten die Restauratoren eine bis zu fünf Millimeter starke Ruß- und Staubschicht.
Die Kirche dürfte nun die wohl umfangreichste Erneuerung hinter sich haben. Von außen nach innen ließ Architekt Georg Böswald-von Brunn dabei vorgehen. Begonnen wurde mit dem undichten Dach. Dort mussten die teils handgemachten Biberschwanzziegel aus der Barockzeit an den Gauben durch Schiefer ersetzt werden. Das Gebälk wies zudem teils starke Schäden auf. Schließlich galt es, die Bodenfeuchtigkeit größer dimensionierten Kanälen und Dränagen in den Griff zu bekommen.
Im April 2013 wurde die Kirche geschlossen und nahezu komplett ausgeräumt, um am Innenraum zu arbeiten. Zunächst wurde der Boden rund 40 Zentimeter tief unter den Steinplatten aufgegraben, um einen besseren Schutz vor aufsteigender Feuchtigkeit zu haben. Auf Probleme stießen die Fachleute etwa bei den beiden Holzsäulen, welche die Empore tragen. Weil deren unteren Enden stark von Kernfäule zersetzt waren, musste die Empore mittels eines Spezialverfahrens um zwei Millimeter angehoben werden. Die schadhaften Stücke wurden ausgesägt und durch farblich angeglichenen Stein ersetzt.
Gleichzeitig wurde im Chorraum ein Gerüst bis zur Decke errichtet, um die Fresken an Wänden und Decke zu säubern und an vielen Stellen aufzufrischen. Dabei trat die nächste Überraschung auf, als die Fachleute an manchen Stellen einst übermalte Originale wieder zu Tage förderten. Vom Frühjahr 2015 an waren die Kirchenmaler beschäftigt. Sie ließen auch die kleinen, kapellenähnlichen Nischen gleich am Haupteingang der Kirche und oben auf der Empore neu erstrahlen.
Neue Beleuchtung
An den kunstvollen Stuckverzierungen des Altars, die einst Christian Mayer schuf, an den Holzarbeiten wie der Kanzel, dem Tabernakel, den Altären bis hin zu den Kreuzweg-Motiven, nahezu überall wurde ausgebessert. Wo es ging, verwendeten die Fachleute die alten Techniken wie vor 300 Jahren.
Während manche Einrichtungsteile quasi ausgedient haben, blieben andere, wie die alten Kirchenbänke aus Eiche, oder das Grafengestühl drin. Komplett erneuert wurde außerdem die Technik, Strom, Licht und Heizung. So hängen die Lichter künftig nicht mehr von der Decke herab, sie befinden sich an frei stehenden Metallpfeilern. Auch die Orgel mit ihren rund 2000 Pfeifen erfuhr eine grundlegende Überarbeitung, die sich im Verlauf des ganzen Projekts als sinnvoll erwies.
Möglichst behutsam und nahe am Original sollte die Restaurierung sein. „Qualität geht vor Schnelligkeit“, sagte Pfarrer Peter Göttke. Das beeindruckende Ergebnis lässt sich ab Samstag betrachten. Um die Mauritiuskirche den interessierten Besuchern näher zu bringen, hat der Markt Wiesentheid in Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde ein Team aus rund 15 ehrenamtlichen Führern ausgebildet.