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Wiesentheid
Die Vielfalt ist gottgewollt
Kirchenrätin Mirjam Elsel hält es für wichtig, sich von anderen beeindrucken zu lassen.
Foto: Hans Gernert | Kirchenrätin Mirjam Elsel hält es für wichtig, sich von anderen beeindrucken zu lassen.
Pressemitteilung
 |  aktualisiert: 09.03.2024 02:42 Uhr

Die Urgeschichte am Anfang der Bibel ist das Thema der ökumenischen Bibelwoche in Wiesentheid. Am ersten Abend bezeichnete Dr. Wolfgang Schürger, der Umweltbeauftragte der Evang.- Luth. Kirche in Bayern, die Erzählung von der 6-Tage-Schöpfung als einen subversiven Text. Er entstand im Babylonischen Exil: In Babylon musste die deportierte Oberschicht von Juda und Jerusalem Frondienst leisten. Mit der Schöpfungserzählung wurde der Anspruch des babylonischen Königs, ein Abkömmling des Sonnengottes zu sein, in die Schranken gewiesen: Alle Menschen sind Ebenbilder Gottes. Die Gestirne sind keine Götter, sondern nur "Leuchtstoffröhren". Der Sabbat, der 7. Tag, wird zum Ruhetag erklärt im geschäftigen Babylon. Gott ist trotz allem Leid zu finden in der Vielfalt der Geschöpfe, im Gewimmel des Lebens und in der Ruhe am siebten Tag.

Am zweiten Abend nahm sich Mirjam Elsel, die Beauftragte der ELKB für interreligiösen Dialog, die Geschichte vom Turmbau zu Babel vor. Die Menschen stellen eine künstliche Konformität her, denn sie ziehen alle an einen Ort. Diversität, Vielfältigkeit, wird als Gefahr erlebt. Alle müssen mitwirken, um der Angst vor Vielfalt entgegenzuwirken. So zeigt die Turmbaugeschichte die Gefahren einer totalitären Herrschaft auf, wo die Menschen gleichgeschaltet werden. Die Kirchenrätin Mirjam Elsel betonte, dass Vielfalt weder gut noch schlecht ist, sondern gestaltet werden will. In Bayern hat jeder 4. Einwohner eine Migrationsgeschichte. Erfahrungen von Diskriminierung, Abwertung und Ausgrenzung führen zum Gefühl, nicht Teil der Gesellschaft zu sein. Umso wichtiger ist es, für ein gleichberechtigtes Miteinander einzustehen, sich gegenseitig Geschichten zu erzählen, persönliche Betroffenheit wahrzunehmen und unterschiedliche Positionen auszuhalten. Als positiv nahm die Kirchenrätin die Bilder von einer Demonstration in Würzburg wahr, wo Juden, Christen und Muslime gemeinsam gegen Rechtsextremismus ihre Stimme erhoben haben. Zusammenstehen, das Offenhalten von Gesprächsräumen und das gegenseitige Sich-Zuhören ist das Gebot der Stunde.

Von: Hans Gernert (Pfarrer, Evang.-Luth. Pfarramt Rehweiler)

 
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