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Mönchsondheim
Die studierten Mediziner waren sich zu fein fürs flache Land
Roswitha Dorsch versetzte bei ihrer Themenführung die Teilnehmer einige Jahrhunderte zurück, doch wegen der Corona-Pandemie bewegte sich die Gruppe auf dem Areal des Mönchsondheimer Kirchenburgmuseums nur im Freien.
Foto: Hartmut Hess | Roswitha Dorsch versetzte bei ihrer Themenführung die Teilnehmer einige Jahrhunderte zurück, doch wegen der Corona-Pandemie bewegte sich die Gruppe auf dem Areal des Mönchsondheimer Kirchenburgmuseums nur im Freien.
Hartmut Hess
 |  aktualisiert: 19.09.2020 02:11 Uhr

"Was war ein Bader"?, diese Frage beantwortete Roswitha Dorsch bei ihrer Themenführung "Kräuter und Heilkunst – Handwerkszeug des Baders" im Mönchsondheimer Kirchenburgmuseum. Die Teilnehmer erfuhren, dass Bader nicht nur Friseure war, sondern auch noch für weitere Aufgaben zuständig war. Die Führerin versetzte ihre Gäste gedanklich mehrere Jahrhunderte zurück und förderte viele Aspekte der Kräuter und Heilkunst ans Tageslicht.

Eine Baderstube, wie sie es bis ins 18. Jahrhundert gegeben hatte, war einst im Rathaus beheimatet. Doch die Menschen wurden vom Bader einst nicht in Wannen gebadet, sondern es war mehr ein Schwitzbad gewesen.

Der Bader war fürs Schneiden der Harre und der Bärte verantwortlich und er zwackte auch seine Gäste, war Zwacken einst doch der Begriff für das Haarewaschen.

Chirurg als Rechtsmediziner

Roswitha Dorsch schilderte, wie sich die Meinung über Körperpflege und Hygiene einst im Laufe der Jahrhunderte gewandelt habe. Damals habe es hier keine Ärzte gegeben, da sich die studierten Mediziner zu fein für den ländlichen Raum waren. Deshalb gab es in den Dörfern einen Wundchirurgen und Chirurgen wurden damals der Handwerkerschaft zugeordnet. Der Wundchirurg hat vor Jahrhunderten im Gasthaus zum Schwarzen Adler residiert und dort auch als Rechtsmediziner für den Schultheißen gewirkt.

Heilendes Eisenkraut

Dass das Eisenkraut schon von den Römern geheiligt wurde und vor Jahrhunderten als Heil- und Zauberpflanze verwendet wurde, war eine der Erkenntnisse, die die Teilnehmer erlangten. Dabei weihte Führerin Roswitha Dorsch ihre Zuhörer in manche Geheimnisse von anno dazumal ein und reihenweise kamen die Teilnehmer ins Staunen. Roswitha Dorsch ging kurz auf die Entstehung des einstigen "Suntheim" ein und informierte über Bau, Sinn und Zweck der Kirchenburg, die seit mehreren Jahrhunderten das Ortsbild prägt.

Verwundert hörten die Teilnehmer, dass die Getreidesorte Gerste einst zu den Arzneien gehörte und in einem Mix mit Taubenkot und weiteren Zutaten in Pflastern für Wunden verwendet wurde. Im kleinen Kräutergärtlein vor der Alten Schule schilderte die Referentin, dass die Osterluzei eine sehr gute Wundpflanze bei Infektionen war. Doch im Laufe der Geschichte sei herausgefunden worden, dass die Osterluzei auch krebserregend wirke und deshalb finde sie heute nur noch in der Homöopathie Verwendung.

Hauswurz und Habichtskraut

Unter anderem war vor Jahrhunderten auch dem Hauswurz eine wundheilende Wirkung bescheinigt worden und das kleine Habichtskraut kam bei Augenleiden zum Einsatz. Im gut bestückten Kräutergarten hinter der Landkreisscheune lauschten die Gäste und erfuhren, dass die Menschen einst abergläubisch waren und neben Pflanzen auch Mineralien zu Behandlungen verwendeten. "Die Goldrute war eine prima Pflanze zur Behandlung von Blasenleiden", erklärte Roswitha Dorsch und darüber hinaus sei die spät blühende Goldrute auch ein Liebling von Insekten und Bienen. Der Gute Heinrich wurde bei Hauterkrankungen angewendet und seine Samen galten als schwaches Abführmittel. Das Wildgemüse Guter Heinrich wird wie Spinat zubereitet, schmecke aber recht bitter.

Die Teilnehmer schauten teilweise ungläubig, was Roswitha Dorsch über den Hollerbaum erzählte. Die Menschen hätten vor Jahrhunderten daran geglaubt, dass Bäume Schmerzen und Krankheiten übertragen würden. Der Hollerbaum habe als Apotheke der Bauern gegolten. So hätten die Menschen damals Späne aus dem Hollerbaum geschnitten und mit diesem um schmerzende Zähne gekreist. Damit sei der Schmerz eingefangen worden, nachdem die Späne zurück in den Hollerbaum verpflanzt wurden.

 
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