Die Stadtapotheke in Prichsenstadt macht zu. Wie Bürgermeister René Schlehr auf Nachfrage bestätigte, hat Pächterin Marion Flügel den Ende März auslaufenden Mietvertrag mit der Stadt gekündigt. Für Prichsenstadt steht damit in den Sternen, ob die Bürgerinnen und Bürger dort in absehbarer Zeit vor Ort wieder ihre Medikamente kaufen könne – oder ob ab 1. April eine Jahrhunderte lange Apotheken-Tradition beendet sein wird.
Im Gespräch berichtete Bürgermeister Schlehr, er sei vor einigen Wochen überrascht gewesen, als er die Kündigung auf den Tisch bekommen habe. "Ich muss ehrlich sagen, dass das für mich so nicht absehbar war. Die Apotheke ist gut frequentiert, auch weil wir eine Arztpraxis vor Ort haben." Als Vermieter und Bürgermeister sei das für ihn "schwer nachvollziehbar."
Vier Apotheken betreibt Marion Flügel: eine in Schwarzach, eine in Schweinfurt, eine in Wiesentheid – sowie die in Prichsenstadt. Dort hat sie seit fast zehn Jahren die Stadtapotheke. Diese werde nach wie vor gut angenommen, das sei nicht das Problem. Sie begründet den Schlussstrich vielmehr mit der personellen Situation. "Ich könnte aus dem Stand weg zwei Apotheker einstellen." Wie Flügel betont, finde sie keinen Filialleiter, ihr bisheriger wolle sich verändern.
Engpässe und Lieferengpässe
Hinzu komme die wirtschaftlich schwierige Situation in ihrer Branche. Apotheken hätten mit den allgemeinen Kostensteigerungen, etwa im Bereich Energie, zu kämpfen. Und es gebe Lieferengpässe bei Medikamenten sowie strikte gesetzliche Vorgaben. Durch Rabattverträge würden die Preise "bis zum Gehtnichtmehr" gedrückt, da bleibe für die Pharmazeuten oft nicht mehr viel übrig.
In Zukunft werde sie versuchen, die Kundinnen und Kunden aus Prichsenstadt und den Stadtteilen von ihrem Geschäft in Wiesentheid aus zu versorgen. Dorthin würden viele sowie zum Einkaufen fahren. Zudem, so die Apothekerin, bestehe seit Jahren ein Lieferservice.
Die Schließung der Apotheke bedauerte vor allem der im Städtchen ansässige Allgemeinarzt Alexander Schöpfel. "Die Zusammenarbeit war hervorragend. Das ist ein Verlust für uns und für die Region. Für die Patienten wird es nun mühsamer." Schöpfel zeigte sich skeptisch, ob es einen Nachfolger geben werde. "Es wird schwierig, ob da noch ein Apotheker kommt. Die Nachwuchsprobleme bestehen in allen Bereichen der Medizin."
Generell sei es für die Stadt schade, dass sie wieder ein Stück Substanz verliere. "Ein Problem, das nicht nur Prichsenstadt hat."
Bloß kein Ein-Euro-Laden
Bürgermeister Schlehr will natürlich wieder eine Apotheke in den Ort bekommen. "Ich brauche keinen Ein-Euro-Laden. Mir war es wichtig, die Versorgung mit Arzneimitteln aufrecht zu halten." Seit längerem versuche er das. Einen neuen Apotheker zu bekommen, sei so gut wie aussichtslos. Vielleicht finde sich jemand, der das Geschäft in Prichsenstadt als Filiale mit betreibe, so seine Hoffnung.