Heute wird wieder eifrig geputzt: Am Tag der Zahngesundheit kommen regelmäßig Zahnärzte in Kindergärten und Schulen. Doch Mundhygiene ist auch für Erwachsene unerlässlich. Warum das so ist, erklären Fachleute der Zahnklinik der Universität Würzburg: Prof. Dr. Dr. Alexander C. Kübler von der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie, Prof. Dr. Gabriel Krastl von Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie sowie Prof. Dr. Dipl-Ing. Ernst-Jürgen Richter von der Poliklinik für Prothetik stehen Rede und Antwort.
Zunächst einmal muss man sich vor Augen führen, was für phantastische Leistungen unsere Zähne vollbringen: Unter ständigem Feuchtigkeitseinfluss und beträchtlichen Temperaturschwankungen werden im Laufe des Lebens durchschnittlich 20 Tonnen Nahrungsmittel zerkaut. Das ist Schwerstarbeit bei widrigsten Umgebungsbedingungen. Ein gesunder Zahn kann dies lebenslang leisten. Neben Verletzungen durch Zahnunfälle schränken vor allem bakterielle Beläge den Zahnerhalt ein. Sie können sowohl Karies als auch Erkrankungen des Zahnhalteapparates (Parodontitis) verursachen. Deren Entfernung durch die häusliche Mundhygiene und im Rahmen zahnärztlicher Vorsorgesitzungen leistet einen wichtigen Beitrag für die Zahngesundheit.
Man weiß heute, dass das orale Immunsystem ebenfalls einen Einfluss darauf hat, ob und in welchem Ausmaß Zahnerkrankungen auftreten. Ein Zahn muss intakt, pysiologisch belastet und pflegefähig sein, um lange gesund bleiben zu können. Darüber hinaus gilt es, Karies oder Parodontitis durch Vermeidung ungünstiger Ernährungs- und Lebensgewohnheiten wie häufige süße Zwischenmahlzeiten oder Rauchen vorzubeugen und zu therapieren, bevor weitere Zähne geschädigt werden. Für die Früherkennung von dentalen Problemen ist ein regelmäßiges Recall von großer Bedeutung. Beim Patienten im Seniorenalter kommt der professionellen Nachsorge des Zahnersatzes und damit dem Erhalt seiner Restbezahnung der größte Stellenwert zu.
Eine große Zahl junger Erwachsener hat heute ein kariesfreies, vollkommen intaktes Gebiss und sucht regelmäßig einen Zahnarzt auf. Dies ist vor allem auf die Intensivierung der prophylaktischen Maßnahmen und das gestiegene Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung zurückzuführen. Ältere Patienten tun sich mit der Mundhygiene oft schwerer oder haben früher schlechte Erfahrung mit dem Zahnarzt gemacht. Aber auch hier steigt das Interesse an Zahnerhalt und hochwertigem, festsitzendem Zahnersatz. Dass Prophylaxe funktioniert, zeigt die steigende Zahl naturgesunder Gebisse in allen Altersgruppen.
Die Karies ist insgesamt rückläufig. Allerdings sind einzelne Bevölkerungsgruppen unterschiedlich stark davon betroffen. Die letzte Mundgesundheitsstudie hat gezeigt, dass bei den Jugendlichen 80 Prozent aller Karieserkrankungen auf knapp ein Drittel der Untersuchten verteilt sind. Erkrankungen des Zahnhalteapparates sind weit verbreitet und zeigen eine zunehmende Tendenz.
Zahnlücken, die nach Verlust eines Zahnes entstehen, sind nicht nur ein ästhetisches Problem. Häufig kommt es zu Positionsveränderungen der Nachbarzähne oder der Zähne aus dem Gegenkiefer, die dazu neigen, den entstandenen Platz einzunehmen. Dadurch kann die Mundhygiene erschwert sein, was einen negativen Einfluss auf die Zahngesundheit haben kann. Zudem kann Zahnverlust auch zu einer Überbelastung der restlichen Dentition führen. Zwar muss nicht jede Lücke zwingend versorgt werden, eine entsprechende Abklärung beim Zahnarzt ist aber dringend anzuraten. Im Normalfall werden Zahnlücken prothetisch mit Zahnersatz versorgt, um Folgeschäden zu minimieren. Im Falle einer geplanten Implantation muss außerdem beachtet werden, dass es nach Zahnverlust im entsprechenden Kieferbereich schnell zum Abbau des zahntragenden Knochens kommt, wodurch die Verankerung des Implantats unter Umständen deutlich erschwert wird.
Ein Implantat wird im Durchschnitt zehn bis zwölf Wochen nach seiner Verankerung/Implantation im Knochen weiterversorgt. Diese belastungsfreie Einheilungsphase verringert die Komplikationsrate erheblich. Während der Einheilphase benötigen unsere Patienten keine weiteren Behandlungstermine und werden selbstverständlich mit Provisorien versorgt, damit sie kauen können und die Lücken nicht auffallen. Eine sogenannte „Sofortbelastung“ eines frisch verankerten Implantates mit einer Krone unmittelbar nach der Implantation ist im Einzelfall ebenso möglich. Hier müssen die Risiken, die Vor – und Nachteile individuell abgewägt werden, was in der Regel einen erfahrenen Behandler bedarf. Zwischen zehn und 20 Prozent aller Implantate werden bei uns sofort versorgt. Sollte ein Knochenaufbau erforderlich werden, ist von einem Zeitraum von bis zu sechs Monaten auszugehen, bis dort Implantate verankert werden können.
Der Kostenaufwand für den Patienten hängt vom Krankenversicherungsstatus, dem Schwierigkeitsgrad der Situation, dem Implantatsystem und den begleitend notwendigen Maßnahmen ab. Im Normalfall ist eine Implantation eine Privatleistung. Als Faustregel gilt für einen unkomplizierten „Normalfall“ ein Kostenaufwand von 1800 bis 2500 Euro für ein Implantat mit darauf befestigter hochwertiger künstlicher Zahnkrone.
Umfangreicher Zahnersatz erfordert großes zahnmedizinisch-prothetisches und zahntechnisches Know-how. Die deutsche Zahnersatzkunde befindet sich im internationalen Vergleich auf hohem Niveau. Wichtig ist ein solides, funktionell durchdachtes und wissenschaftlich fundiertes prothetisches Therapiekonzept. Sehr gut ausgebildete Zahnärzte und Zahntechniker, garantierte Qualitätsstandards, geprüfte Hygiene, gesundheitlich unbedenkliche und hochwertig verarbeitete Werkstoffe haben ihren Preis.
Das hängt von den zahnmedizinischen Bedingungen im Ausland beziehungsweise in einer ausländischen Praxis oder Klinik ab. Da gibt es natürlich solche und solche. Grundsätzlich sollte ein Patient bedenken, dass hochwertiger Zahnersatz überall kostenintensiv ist, eine regelmäßige Nachsorge benötigt und bei Komplikationen Gewährleistungsansprüche des Patienten oder Nachbesserungsrechte des Arztes vorliegen. Bei Zahnersatz aus dem Ausland führt das oft zu Problemen, vor allem, wenn kein ausreichendes Qualitätsniveau erreicht wurde. Bei Implantat-getragenem Zahnersatz müssen auch noch nach vielen Jahren passende Aufbauten, Schrauben oder andere Zubehörteile verfügbar sein. Hier hat sich der Einsatz von sogenannten „Billigimplantaten“ oftmals als großes Problem herausgestellt, wenn dann später keine Ersatzteile oder Aufbauteile mehr zur Verfügung stehen.
Hier horcht jeder Zahnarzt natürlich auf. Allerdings müssen solche Zahlen auch kritisch hinterfragt werden. Sie sind sicherlich sehr bedauerlich, zumal nachgewiesen ist, dass der Grad der zahnprothetischen Versorgung die orale Lebensqualität maßgeblich beeinflusst. Das zeigt umso mehr, wie wichtig es ist, alle Bemühungen für den langfristigen Erhalt der eigenen Zähne weiter zu verstärken. Wenn es dafür schon zu spät ist, kann die Zahnklinik aber für alle Patienten geeignete Therapiekonzepte anbieten.