
In einem ganz normalen Klassenzimmer zwischen Computer, Tafel und Bücherregalen treffen sich die Redakteure der Schülerzeitung Peer Plus mit ihrem Leiter und Betreuer, Reinhard Klos, um die neue Ausgabe zu planen. Schüler mit Peer-Pullovern betreten das Klassenzimmer, andere Schüler machen ihnen Platz und verschwinden. Jetzt sind die "Profis" unter sich, die neulich beim Schülerzeitungswettbewerb der Bundesländer den ersten Platz ergattert haben. Die Redakteure legen los. Sie unterhalten sich schon vor Beginn der Sitzung und blättern hektisch über die Themen für die nächste Ausgabe.

"Die Haupttexte übernimmt meist das P-Seminar von Herrn Klos", sagt Paulina Issig aus der Q11, die das Layout leitet. Neben den 20 Gymnasiasten, die sich jeden Montag treffen, schreiben weitere 40 aus dem Egbert-Gymnasium (EGM) an der Zeitung mit, von der Mittel- bis zur Oberstufe. Elftklässler Jonathan Reuss ist für die Anzeigen zuständig. Er muss für die Juli-Ausgabe 2500 Euro über Anzeigen reinholen, denn die Schülerzeitung ist finanziell unabhängig von der Druckerei der Abtei. Bis Ostern müssen alle Themen vergeben sein, damit das Layout-Team an Pfingsten beginnen kann.
Klimawandel beschäftigt die Schüler
Die Schüler bewegt das Thema "Klimawandel" besonders. Sie diskutieren darüber intensiv. Nicola Funcke hat selbst an den "Fridays for Future" teilgenommen. Sie möchte einen Meeresbiologen befragen. Sie sagt: "Von der Schule haben wir noch keinen Ärger bekommen, weil wir uns immer abgemeldet haben." Andere beschäftigen sich mit einem Unverpackt-Laden in Würzburg oder hinterfragen diese Demonstrationen. Laura Lößlein findet: Viele würden demonstrieren, aber sich im Alltag sonst zu wenig um den Umweltschutz bemühen.
Um sich zu informieren, nehmen die Redakteure am "Projekttag Europa" der Schule teil, an dem sie Politiker hautnah erleben. Sie erkennen die Widersprüche zwischen Reden und Handeln. Klos findet das gut, sagt ihnen aber auch, dass der Widerspruch zum Erwachsenwerden dazu gehöre. Er stellt fest: "Wenn bei euch eine hitzige Diskussion für etwas entsteht, dann ist das ein Thema für uns." Haben die Schüler ein Thema, übernehmen sie auch die Verantwortung dafür. Bei einem Interview mit Sänger Wincent Weiss haben sie sich zum Beispiel selbst ihre Pressekarten besorgen müssen.
Zusammenarbeit mit den Schülern
Klos lässt den Schülern viel Freiraum, greift aber ein, wenn ein Thema zu weit geht. Wichtig sei immer, alle Perspektiven zu beleuchten. "Wir greifen gesellschaftliche Themen auf, doch wir versuchen, diese immer an die Schule zu binden. Der persönliche Touch der Themen und die Lokalität machen unsere Themen vielfältig und gleichzeitig spannend." Für jeden Schüler und jeden Text nimmt er sich Zeit. "Die Gespräche mit den Schülern sind das Wichtigste, weil ich sie so beim Schreiben begleiten kann."
Martin Pohl, Leiter des Filmteams, erzählt, dass er die Schüler von einer ganz anderen Seite als im Unterricht kennen lernt: "Die Schüler bringen ihre Persönlichkeit ein und das macht die Texte so spannend." Oft ergeben sich im Unterricht Themen für die Schülerzeitung.
Von den Texten zur Zeitung
Das Titelthema der Gewinnerzeitschrift "Ehe für alle?" ist auch im Deutschunterricht erwachsen und hat sie angetrieben. Als nächstes diskutieren sie über das Titelbild: eine Umarmung? Eheringe? Oder nur die Liebe im Vordergrund? "Wir wollten die Interpretation aber offen lassen, deshalb die Ampel in grün und orange", erinnert sich der Redaktionsleiter. Um das kontroverse Thema informativ zu diskutieren, hatte die Redaktion den Juristen Johannes Eichelsdörfer und Generalvikar Georg Kestel nach Kloster Banz zu einer Redaktionsklausureingeladen. "Von der kirchlichen Seite jemanden zu finden, war sehr schwer", sagt Jonathan Reuss. Sich auch gegen die Ehe für alle zu positionieren, fiel den Schülern nicht leicht.
Das Wochenende in Banz ist arbeits- und zeitintensiv gewesen. Hier ist das Filmteam erstmals mit den Textern zusammengekommen, um die Onlineseitezu gestalten. Das Filmteam kümmert sich um Videos und andere Angebote im Internet. Hinter den dicken Wänden des Klosters haben die Schüler an den Texten gefeilt und alles gelayoutet. Das Layouten mit wechselnden Teams ist die größte Herausforderung. Hierfür holt sich die Redaktion auf Kloster Banz einen Experten hinzu: Paulinas Vater, Stefan Issig, von einer Kitzinger Werbeagentur. "Die Layouter haben am meisten Arbeit, sie setzen sich sogar nach dem Abendessen noch an die Texte", erzählt Jonathan Reuss. Das Endwerk überarbeiten Klos und Pohl an einem Wochenende. Klos ist Gold wert für die Schülerzeitung: Der Lehrer hat Kurse der katholischen Journalistenschule ifp in München besucht und journalistische Erfahrungen bei der Main-Post gesammelt.
