Bei der Sanierung ihrer Kläranlage wird die Gemeinde Castell Teil eines Pilotprojekts einer Hochschule. In der Ratssitzung legten die Gemeinderäte einstimmig fest, dass sie weiterhin mit dem Institut für nachhaltige Wassersysteme der Fachhochschule in Hof zusammenarbeiten wird.
Der dortige Professor Günter Müller-Czygan, Leiter des Instituts für nachhaltige Wassersysteme, ließ die für Castell möglichen Varianten überprüfen. Zur Ratssitzung war Müller-Czygan über Internet zugeschaltet. Er stellte die rund 65 Seiten starke Studie vor und beantwortete die Fragen der Räte. Als Ergebnis schlägt die Studie eine naturnahe Lösung in Form einer Pflanzenkläranlage vor. Diese reiche aus, weil Castell keine stark belasteten Abwässer habe, so der Professor. Er hat bereits etwa 50 dieser Anlagen gebaut.
Via Bildschirm schilderte der Fachmann, wie diese funktionierten. Die vorgeschlagene Anlage hat mehrere Teiche. Im ersten sorgen mehreren Folien und Drainageschichten mit Kies, Sand und Schilfpflanzen für eine Reinigung. Das sei nichts Neues.
Keine komplett neue Kläranlage nötig
Dagegen ist das Verfahren in einem weiteren Teich noch in der Erprobung, deswegen könne man damit Fördergelder generieren. Hier werde nach dem Prinzip einer solaren Fotokatalyse gereinigt. Der Fachmann erklärte es so, dass dort auf der Wasseroberfläche beschichtete Kugeln aus Altglas schwimmen. Diese verteilen die UV-Bestrahlung und sorgen damit für eine größere Reinigungsleistung.
Professor Müller-Czygan zeigte sich überzeugt von dem Modell. Man könne vieles vom bisherigen Bestand der Anlage erhalten und modernisieren: "Sie müssen keine komplett neue Anlage bauen." Man wolle, dass die Kläranlage "richtig geplant und richtig gebaut" werde.
Deswegen, so der Fachmann, möchte die Hochschule das Projekt bis zu Realisierung komplett begleiten. Für sie sei es neu, das System in einer bereits bestehenden Anlage zu versuchen. Bisher laufe es nur bei neu gebauten. Der Fachmann hatte für die kleine, ebenso sanierunsgbedürftige Anlage in Wüstenfelden eine ähnliche Lösung parat.
Machbarkeitsstudie ist der nächste Schritt
Als nächsten Schritt erstellt die Hochschule eine Machbarkeitsstudie, dann werden die Kosten ermittelt. Danach folgt die Bauplanung. Die Vorgabe von Seiten der Ämter sei damit erfüllt, dass sich die Gemeinde Castell im Lauf des Jahres für eine Ausbauform entscheiden solle.
Bürgermeister Christian Hähnlein skizzierte den weiteren Verlauf. "Es wird ein Plan entwickelt, wie das Ganze in Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt umgesetzt werden kann. Unser Wunsch wäre, dass die Behörden mitgehen. Wenn so ein Projekt von einer Hochschule begleitet wird, ist das für alle Seiten eine Win-Win-Situation." Das Amt habe sich beim ersten Gespräch recht aufgeschlossen gezeigt und habe die Unterlagen bereits zur Prüfung, weil vieles auch für die Behörde neu sei.