Es soll ja Leute geben, die ganz fest daran glauben, dass Spinat aus der Tiefkühltruhe kommt und quadratisch ist. Wer sich vom Gegenteil überzeugen will, ist in der seit 1983 bestehenden Schwarzacher Raritäten-Gärtnerei von Veit Plietz an der richtigen Adresse. Dort feiert Spinat aus aller Herren Länder seit drei, vier Jahren so etwas wie ein Comeback und entwickelt sich zum sommerlichen Verkaufsschlager.
Dabei ist – ein Bio-Pionier wie Veit Plietz steht natürlich genau dafür – Vielfalt Trumpf. Wer beispielsweise mit 100 angebauten Tomatensorten auftrumpft, zeigt sich auch beim Spinat weltweit aufgestellt. Da gibt es etwa den Spinat aus Vallerona, mitgebracht aus einem Bergdorf in den norditalienischen Alpen. Ein kleines Wunderding mit großen Blättern, das sich resistent gegen Hitze, Feuchte und Krankheiten zeigt.
Oder der Kaukasische Kletterspinat: Schnell wachsend, ausdauernd, winterhart und so was von ergiebig. Ein Heimspiel hat der Gute Heinrich: Eine alte Spinatsorte, die sich früher in vielen fränkischen Bauerngärten fand. Im Steigerwald sieht man die Pflanze noch in dem einen oder anderen Garten stehen. In schlechten Zeiten wurde aus dem Samen der Pflanze Brot gebacken. Die winterharte Staude wächst nach und ist so ein zuverlässiger Blattgemüselieferant vom Frühjahr bis zum Spätherbst.
Weit verbreitet war einst auch der Erdbeerspinat. Er wurde Jahrhunderte in den Gärten angebaut und kann dreifach genutzt werden: Als Zierpflanze wegen der roten Beeren, als Spinatpflanze und die Früchte eignen sich zudem als Dekoration und zum Essen für Süßspeisen. Die rot glänzenden Früchte ähneln Waldhimbeeren und schmecken süß.
Wer sich eher zu den faulen Gärtner zählt, dürfte am Baum-Spinat seinen Spaß haben. Eine pflegeleichte, schmackhafte und ausdauernde Gemüsestaude nach dem Motto: einmal pflanzen, immerzu ernten.
Der Star auf den Schwarzacher Spinat-Feldern ist aber seit einigen Jahren der Neuseeländer Spinat. Wie der Name sagt, stammt er aus Neuseeland und gelangte von dort zunächst nach Südamerika und Japan. Thomas Cook brachte ihn von einer seiner Weltumsegelungen 1770 nach England. Von dort verbreitete sich diese Blattgemüseart auch in europäischen Ländern.
In Deutschland soll der Neuseeländer um 1850 herum zunächst misstrauisch beäugt worden sein, ehe er zu einem beliebten Gemüse aufstieg und in Haus- und Kleingärten eine Rolle spielte. Bis dann die moderne Zeit zuschlug: Seit es das ganze Jahr über küchenfertigen Spinat aus der Tiefkühltruhe gibt, ging sein Anbau stark zurück. Ein Trend, den Veit Plietz so nicht hinnehmen will. Was wie erwähnt mit Tomaten als Saatgut-Experiment begann, wuchs sich schnell auch auf Salate, Gurken, Auberginen und Bohnen sowie Kräuterpflanzen aus. Nun kommt also noch der Spinat hinzu. Bei der Neuseeländer Ausgabe hat den Gärtnermeister überzeugt, dass er im Schwarzacher Becken „sogar schöner als in Neuseeland selbst“ wächst: „Die Pflanze scheint hier sehr zufrieden zu sein!“
Das zeigt sich nicht zuletzt bei der Ergiebigkeit: Im Mai gepflanzt, beginnt die Ernte bei Folienbedeckung Ende Juni, sonst Anfang Juli. Dauer: nahezu bis zum ersten Frost. Die bis zu zehn Zentimeter langen Triebe mit je vier oder fünf Blättern lassen sich von Hand pflücken oder mit dem Messer schneiden. Das regt das Wachstum der Seitentriebe an, weshalb Ernten in Abständen von ein bis zwei Wochen bis in den Oktober hinein möglich sind.
Dass die Kultivierung zum Sommerspinat mehr ist als eine Liebhaberei, zeigt sich an den Reaktionen der Kundschaft: Der Spinat werde „gerne angenommen“, es ist durchaus Bedarf und Interesse da. Vielleicht schon deshalb, weil es ansonsten kaum noch irgendwo frischen Spinat zu kaufen gibt.
Um die 60 Kilo, so schätzt Veit Plietz, wird die Spinat-Ernte in diesem Jahr einbringen. Ein Level, auf dem sich der Anbau auch in den nächsten Jahren einpendeln soll. Damit die 250 Pflanzen ihr Bestes geben können, müssen sie allerdings mit einem Netz geschützt werden: Die zwischen Kloster und Gärtnerei wild herumhoppelnden Hasen wissen auch, was gut ist. Anders gesagt: Eine Nacht ohne Netz – und der Neuseeländische Spinat wäre weggemampft. Ein Schicksal, das dem nebenan stehenden Zucchini so nicht widerfahren könnte: Der ist eindeutig zu hart, um auf der Hasen-Speisekarte zu landen.
Kontakt: Öko-Kiste Schwarzach, Tel. (09324) 1030. Im Internet: www.oekokiste-schwarzach.de. Am 20. August findet eine Tomatenverkostung statt (Anmeldung erforderlich), am 18. September steht in der Raritäten-Gärtnerei ein „Tag der offenen Tür“ samt Hoffest auf dem Plan.