
Die Situation an einem Waldstück bei Michelfeld ist spannend. Das Prüfungsteam der Kitzinger BRK-Rettungshundesstaffel hat auf einem 30.000 Quadratmeter großen Waldstück zwei Personen versteckt. An zwei ziemlich unzugänglichen Stellen. Einzeln kommen Herrchen oder Frauchen plus Hund an die Einsatzstelle. Ein Prüfer erklärt mit leiser Stimme die Lage: Zwei Personen haben sich nach einem Sturmeinbruch im Wald befunden und sind nicht mehr zurückgekehrt. Jetzt gilt es, diese Personen in einer eng vorgegebenen Zeit zu finden. Der letzte und absolut schwierigste Teil einer Tagesprüfung, die den einzelnen Mensch/Tier-Teams alles abfordert. Alle zwei Jahre muss jedes Team zwingend einen solchen Leistungstest ablegen, der diesmal von den Kitzinger Hundeführern organisiert wird. "Sonst kann es nicht im Echteinsatz tätig werden", erklärt Tobias Graßinger, Leiter der Kitzinger Rettungshundestaffel.
Etliche Aufgaben haben die Teams an diesem Tag schon hinter sich. Zuerst muss der Hund auf freiem Feld eine dort liegende Person "verbellen". Danach kommt das Fach "Unterordnung". Vor den gestrengen Augen der Prüfer muss der Hund "exakt bei Fuß" durch eine Gruppe von Menschen laufen, die teilweise auch Hunde dabei haben. Schon ab da fallen die ersten Teams durch die Prüfung", sagt Prüfungsleiter Graßinger. "Für sie ist der Prüfungstag dann schon zu Ende." Nächster Durchgang ist das "Tragenlassen von fremden Personen." Ein Prüfer erklärt, dass die Hunde des Öfteren an den Einsatzort getragen werden müssen – zum Beispiel von einem Feuerwehrmann. Der Hund trägt dabei einen Maulkorb. "Eine nicht gerade angenehme Situation für das Tier", wie ein Hundehalter erklärt.

Laut Tobias Graßinger besteht etwa ein Drittel den Prüfungstag nicht. "Aber das ist ja keine Katastrophe!", meint er. "Dann wird die Prüfung eben wiederholt!" Auch Tiere können mal einen schlechten Tag haben, beschreibt er diese Situation. Der Aschaffenburger Hundeführer Bernd Knecht hat bislang alle Durchgänge bestanden. Jetzt trifft er mit seinem Hund am Waldsuchgebiet ein. Als Erstes holt er sich Informationen von einem wartenden Sanitäter. Dann legt er seinem Hund die "Kenndecke" an. Jetzt kann jedermann erkennen, dass es sich hier um einen Diensthund des Roten Kreuzes handelt. Nach Prüfung der Windrichtung schickt er mit dem Ruf "Such!" den Hund frei in den Wald. Und jetzt beginnt die "heiße Phase". Findet er die Person? Aus dem Wald ist plötzlich lautes Bellen vernehmbar "Er hat was gefunden!", ruft Knecht in den Funk und rennt los, gefolgt vom Prüfungsteam. Im Dickicht wird eine Person erkannt. Davor: schwanzwedelnd der Suchhund. Prüfung bestanden! Vielleicht gehen sie noch heute Abend in einen echten Einsatz. Sie können es!