
Amaretto, Apollo, Queeny, Lisandro und Schoko gucken im Moment öfter ganz schön betröppelt aus der Wäsche. Nichts ist, wie es die fünf Schulpferde des Ländlichen Reit- und Fahrvereins Dettelbach und Umgebung (LRFV) gewohnt sind. Keine Schüler, keine Übungsstunden. Kaum Hü und Hott. Es ist ungewohnt ruhig auf der Anlage. Lockdown auch im Pferdestall: Vieles geht nicht, alles bewegt sich auf dem Level des Nötigsten.

Alexandra Böhm-Röll ist seit vier Jahren Vorstand des LRFV und im Moment so etwas wie die Verwalterin der Einschränkungen. Während für die elf Privatpferde im Grunde alles wie immer ist, sind die Schulpferde im Grunde auch gerade arbeitslos. Voltigieren ab vier Jahren, Reiten ab acht Jahren – alles nicht möglich. Nur die Besitzer dürfen auf den Hof. Für die Schulpferde gibt es jeweils zwei Paten zur Versorgung der Tiere, mehr ist nicht erlaubt.
Kosten laufen weiter
Was dagegen normal weiterläuft, sind die Kosten: Futter, Tierarzt, Hufschmied. Im Monat kommen da pro Pferd schnell mal bis zu 150 Euro zusammen. Nur bei den Einnahmen steht die Null.

Dazu der Wegfall von Turnieren, was auch immer mal wieder etwas Geld in die Kasse gespült hat. Vor drei Jahren hat der Verein tief in die Tasche gegriffen und sich für 70 000 Euro ein neues Dach geleistet. Derlei Sanierungen dürften sich auf Jahre hinaus erledigt haben. So langsam wird es eng.

Immerhin: Von den über 270 Mitgliedern sind auch in der Krise fast alle an Bord geblieben. Trotz oder wegen Corona, je nach Sichtweise. Das macht den Verantwortlichen um Alexandra Böhm-Röll Mut. "Die Mitglieder halten uns trotz des fehlenden Angebotes die Stange, das freut uns sehr", bringt es Schriftführerin Maria Wehner auf den Punkt. Klar ist aber auch: An Neuaufnahmen ist nicht zu denken, weil mögliche Einsteiger einen Bogen um den Hof machen müssen.

Der zweite Pferdefuß
Neben dem Kostenfaktor gibt es – um im Bild zu bleiben – einen zweiten Pferdefuß. Den Tieren fehlt der Unterricht, Amaretto, Apollo, Queeny, Lisandro und Schoko müssten schon täglich um die zwei Stunden beschäftigt werden. Dass dies nur auf Sparflamme passiert, hat Auswirkungen: Die Tiere werden, so erklärt es die Fachfrau, "knackiger". Soll heißen: Die aufgestaute Bewegungsfreude macht es letztlich um einiges anspruchsvoller, die Tiere zu reiten.
Entsprechend groß ist die Sehnsucht bei Mensch und Tier, dass es wieder normal wird: Vielleicht endet ja mit dem Winterschlaf auch der Lockdown und beim LRFV kann endlich wieder der Grill angeschürt werden, um in gemütlicher Runde die eine oder andere Pferdegeschichte auszutauschen.
