
Wenn kommendes Wochenende die Kerm in Albertshofen gefeiert wird, dann geht das nicht ohne Auswärtige. Denn die Großlangheimer Musikanten haben dann an drei Tagen Auftritte, vom Umzug über den Tanzabend bis zum Wasentanz am Dienstag – das schon seit 1984. Ergo: Kommendes Jahr werden die Kracken seit 40 Jahren in Albertshofen mit dabei sein, das riecht nach Nibelungentreue.
"Das ist wie in einer großen Familie, da gehören wir einfach dazu", sagt Ewald Pfannes, der geschäftliche Leiter der Großlangheimer. "Die Polonaise beim Wasentanz ist schon anstrengend", findet die Klarinettistin Gudrun Pfannes, doch betont sie sofort: "Das spielen wir jedes Jahr wieder gerne in Albertshofen". Dort spielen sie ähnlich oft wie in Castell, Rüdenhausen und Wiesenbronn. Auch in Hohenfeld sind sie Stammgäste bei der Schützen-Kirchweih, im Kitzinger Stadtteil geben sie auch schon seit 34 Jahren musikalisch den Ton an.

In den vergangenen Jahrzehnten waren die Großlangheimer oftmals auch bei der Kirchweih in Marktsteft dabei. Ihr "40-Jähriges" erlebten die Kracken in diesem Jahr in Rüdenhausen, wo sie von den Bürgerinnen und Bürgern ebenso gerne gesehen sind wie der Fürstenfamilie Castell-Rüdenhausen. "Da werden wir schon gefordert, wenn wir keinen einfachen Marsch zu spielen haben und dabei drei Mal um den Brunnen herumlaufen müssen", erzählt Gosbert Grebner.
Einmal fiel das Gebiss heraus
Die Musiker sind viel gewöhnt, ob Regen, Schnee oder Kälte, gerade auf den herbstlichen Kirchweihen lacht nicht immer die Sonne. "Bei schönem Wetter können alle spielen. Wir unterstützen die Tradition aber auch bei Sauwetter", versichert der musikalische Leiter Matthias Georgi. Er denkt dabei an den Schlosstanz in Rüdenhausen, als vor einigen Jahren wegen strömenden Regens die Abholung der Tanzpartner ins Wasser zu fallen drohte. Kurzerhand organisierte die Feuerwehr zwei Pavillon-Zelte und hielten sie über die Musikanten beim Marschieren durch den Ort. "Am Casteller Bürgerauszug hat es sogar schon geschneit" erzählt Gudrun Pfannes.
Die Musiker können einige Anekdoten erzählen, wie von Felix Hartmann, der einst auf dem Friedhof bei einem Choral unfreiwillig für einen Misston gesorgt hatte, weil ihm beim Musizieren das Gebiss heraus gefallen war. "Wir machen das nicht wegen des Geldes, sondern weil, es halt Spaß macht", meint Gudrun Pfannes. Sie halten die Traditionen und ihr musikalisches Erbe hoch und gehen in ihrem Hobby auf.

Der Begründer der Musikanten in Großlangheim und Initiator von auswärtigen Auftritten war einst Georg Roth, der später nach Rüdenhausen heiratete und Verbindungen herstellte. In Langa schickten sich schon ab 1954 Musiker wie Lorenz Pfannes, Felix Hartmann, Sepp Förth oder Rudolf Rickel an, als Heimatkapelle in der Fremde zu spielen. Gudrun Pfannes, Gosbert Grebner, Reiner Ritz und Ewald Pfannes wurden als Kinder von den älteren Semestern unter ihre Fittiche genommen und die Musikanten-DNA verinnerlicht. "Nächstes Jahr machen wir schon 50 Jahre Musik", rechnet Gosbert Grebner vor und ein Ende ist noch nicht in Sicht.
Tolerante Arbeitgeber
Neben dem Quartett gehören zu der Abend-Besetzung noch Matthias Georgi, Werner Ritz, Heiko Flory, Edwin Trabert, Artur Pfannes, Benedikt Bauer, Nicolai Mauckner, Matthias Hoppert und Joshua Hörnig. Bei Festzügen oder kirchlichen Anlässen wirken noch andere Frauen und Männer wie Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen mit.
"Unsere Arbeitgeber sind ziemlich kulant", lobt Ewald Pfannes, denn ohne deren Verständnis wäre es oft kaum machbar, an Nachmittagen unter der Woche eine Kirchweih zu spielen oder eine Beerdigung zu umrahmen. Natürlich gehört auch das Verständnis der Partner dazu, was sich auch darin ausdrückt, dass sich Musiker-Frauen immer wieder als Fahrerinnen zur Verfügung stellen. Denn die Großlangheimer Musikanten spielen bei jedem Wetter und bringen es dadurch auf rund 60 Auftritte pro Jahr.