
Wo versteckt sich der Maiszünsler? Gibt es Möglichkeiten der Kuhhaltung, bei der das Kalb mit seiner Mutter zusammenbleiben kann? Wie wird Ackerboden zum Co2-Speicher? Auf all diese Fragen hat Marie Hoffmann Antworten. Sie teilt ihr Wissen mit einer siebenstelligen Zahl von Fans. Die 27-jährige Agrar-Influencerin postet seit über drei Jahren sie fast täglich Neues aus der modernen Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion. Nun gestaltet sie am 2. November den Abend "HofHelden" mit.
Marie Hoffmann: Am traurigsten und belastendsten ist für mich das schlechte Image der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit. Oft werden Landwirte als Verursacher von Problemen wie Klimawandel, Bodenerosion oder Gewässerverschmutzung dargestellt. Genau da möchte ich einhaken, deshalb mache ich die Social-Media-Arbeit.

Hoffmann: Stimmt. Mein Vater ist gelernter Zimmerer, meine Mutter Lehrerin. Aber mein Opa Heinrich – er war Mitarbeiter einer Forschungs- und Versuchsanstalt – nahm mich schon als kleines Mädchen mit auf Höfe in der Umgebung. Als Elfjährige habe ich angefangen, auf landwirtschaftlichen Betrieben mitzuarbeiten, im Stall, auf dem Acker. Seither war ein Job in der Landwirtschaft mein Traum.
Hoffmann: Als Jugendliche war ich überhaupt nicht heiß auf Social-Media. In meinem Freundeskreis war ich die Letzte, die vor etwa zehn Jahren Instagram installiert hat. Aber dann habe ich angefangen, für Freunde, die keine Ahnung hatten, was eine Landwirtin so macht, Erklärvideos anzufertigen. Das hat viel Spaß gemacht und immer weitere Kreise gezogen. Während der Bauernproteste 2023 habe ich mich für die Rechte der Landwirte und gegen Gewaltaufrufe engagiert; das gab nochmal einen Schub.

Hoffmann: Ich versuche, immer sachlich zu argumentieren und trotzdem mit Humor. Viel Unmut resultiert ja einfach aus Unwissenheit. Und gegen diese Unwissenheit setze ich erklärende Filmchen, die Spaß machen und nicht zu belehrend sein sollen. Schön finde ich, dass 60 Prozent meiner Follower keine Landwirte sind. So kann ich in der Bevölkerung Verständnis für landwirtschaftliche Praktiken schaffen, Missverständnisse ausräumen, Sachverhalte erklären.
Hoffmann: Ich glaube, es ist von Vorteil, dass ich nicht aus einer typischen Landwirtsfamilie stamme, in der bei jedem Essen Berufsgespräche geführt wurden. Ich bin nicht betriebsblind. Ich kann Dinge erklären, so dass auch Menschen sie verstehen, die nicht aus der Landwirtschaft kommen.

Hoffmann: Das Gute an der europäischen Agrarpolitik ist, dass es sie überhaupt gibt. Der Zusammenschluss ist dazu da, hohe Verbraucher- und Umweltstandards zu halten und ein Bezahlkonzept zu sichern, das EU-Produkten die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt sichert. Die vielgescholtenen Subventionen sind ein Ausgleich für deutlich höhere Produktionskosten als in Billiglohnländern. Es braucht diese Subventionen, aber die Abhängigkeit davon führt zugleich zu Problemen. Leider ist Brüssel oft zu weit weg, gerade von den regionalen Unterschieden, die wir nun mal haben und denen man Rechnung tragen muss.
Hoffmann: Der Zwang zu vier Prozent Flächen-Stilllegungen ergibt meiner Meinung nach in Bayern kaum Sinn, denn hier haben wir ohnehin Kleinteiligkeit. Im Osten mit seinen Riesenflächen bräuchten wir dagegen viel mehr als vier Prozent: Windbrecher, kleine Wälder, Hecken sind nötig. Neben dieser Differenzierung fehlt es in der EU-Politik andererseits aber auch an einheitlichen Standards: Es wird zu viel auf nationaler Ebene entschieden, Beispiel Agrardiesel, aber auch in Sachen Tierhaltung.

Hoffmann: Gelder wie beim Agrardiesel zu kürzen, belastet gerade viele Betriebe. Und dabei gibt es für große Maschinen ja noch gar keine wirklichen Alternativen zum Diesel. Die Traktoren fahren nun mal nicht ohne Treibstoff. Durch den Beschluss der Regierung wurde also erst mal nichts für die Umwelt gewonnen, man hat den Landwirten nur unnötig das Leben erschwert. Das gilt generell auch für die wahnwitzige Verbürokratisierung der Betriebe. Und was den Lebensmitteleinzelhandel betrifft: Die Politik müsste dessen Marktmacht zerschlagen und die Position der Landwirte stärken.
Hoffmann: Als Frau im Internet ist es schon immer schwierig. Fachkompetenz wird oft nicht vorausgesetzt. Ich habe schon grenzüberschreitende Botschaften bekommen. Meine Reaktion: Ich lasse solche Posts an mir abprallen. Zum Glück habe ich ein tolles Umfeld: Familie und Freundeskreis fangen mich auf und erden mich. Und es gibt ja auch viele positive Reaktionen. Die machen alles wieder wett. Wenn inhaltliche Dinge allerdings verzerrt dargestellt werden oder wenn mir etwas in den Mund gelegt wird, das ich nicht gesagt habe, versuche ich schon zu reagieren.

Hoffmann: Erschreckend häufig. Facebook tut nicht genug, um Menschenprofile zu schützen. Es gibt zu viele Bots und Fake-Accounts. Unter meinen Beiträgen kommentieren immer wieder falsche Maries mit meinem echten Profilbild. So suggeriert man den Menschen, sie würden mit mir direkt chatten. Das ist eine Riesenbetrugsmasche. Manche Fans haben der falschen Marie schon Geld überwiesen, weil sie darum gebettelt hat. Auf Youtube gibt es jemanden, der 1:1 meine Videos hochlädt und so nicht nur Einnahmen generiert, sondern scheinbar in meinem Namen auch noch Schwachsinn von sich gibt.
Hoffmann: Man meldet solche Fälle natürlich, aber im Netz kommt die Polizei nicht hinterher, solche Leute zu stoppen. Man muss sich ein dickes Fell aneignen. Ich erweitere außerdem immer wieder die Wortfilterlisten, so dass mancher Mist gar nicht öffentlich angezeigt wird.
Hoffmann: Schon mehrere Stunden. Man könnte da aber auch locker einen Vollzeitjob draus machen. Ich versuche, es im Rahmen zu halten, aber ich weiß auch, dass die Algorithmen einen strafen, wenn man zu wenig postet.

Hoffmann: Bereut nicht. Es macht mir ganz viel Spaß, auch gerade jungen Menschen Mut zu machen.
Hoffmann: Irgendwann schon. Aber jetzt bin ich noch längst nicht weise und wissend genug. Ich habe Kontakte zu allen Parteien, außer der AfD und der Linken. Ich lade gern auch immer wieder Politiker auf unseren Betrieb ein, um ihnen vor Ort Dinge zu zeigen und Denkanstöße zu geben, z.B. in Sachen Freilandschweinehaltung oder Drohnenaussaat.
HofHelden

HofHelden: Am Samstag, 2. November, berichtet Marie Hoffmann ab 20 Uhr in der Festhalle im mittelfränkischen Markt Ipsheim (Neustadt/Aisch) über Öffentlichkeitsarbeit und Social-Media. Veranstalter sind der Verband für landwirtschaftliche Fachbildung vlf (Neustadt/Aisch und Uffenheim), der Maschinenring Franken-Mitte und der Bauernverband Neustadt/Aisch. Nach Hoffmanns Vortrag beginnt um 21.30 Uhr eine Landparty mit DJ Freddy.