Der Kreisverband des Bundes der Vertriebenen und die angeschlossenen Vertriebenenverbände begingen am Samstag den traditionellen Tag der Heimat.
Am Gedenkstein vor dem Alten Friedhof legten Kreisvorsitzender Claus Lux und die Sprecherin der Russlanddeutschen, Albina Baumann, einen Blumenstock nieder. Pfarrer Gerhard Spöckl unterstrich, dass die Vertriebenen aus den ehemaligen Ostgebieten ihre Heimat nur schweren Herzens verlassen haben und viele doch nicht ankamen, weil sie umkamen. Andere hätten eine neue Heimat gefunden und gedenken ihrer.
Bei der Feier im Landratsamt erinnerte Lux daran, dass ein Leben in Frieden und Freiheit nur gelinge, wenn Menschen- und Minderheitenrechte gewahrt seien und die Würde jedes einzelnen Menschen respektiert werde. Auch 72 Jahre nach der Vertreibung sei das Erinnern an die zurückgelassene und angestammte Heimat eine Verpflichtung und ein Weitergeben an die nächsten Generationen.
Wer aber hätte vorhersehen können, dass das Thema Flucht und Vertreibung auch im 21. Jahrhundert aktuell und dringlich werden könne, fragte Lux. In der breiten Öffentlichkeit seien Begriffe wie Heimat und Heimatbewusstsein immer belächelt und abgewertet worden. Heute sei das Heimatbewusstsein aber wieder tiefer geworden und die junge Generation frage wieder nach Werten und Orientierung.
Stellvertretender Landrat Paul Streng bezeichnete Heimat nicht nur als einen Ort sondern ein Gefühl. Wer vertrieben wurde, habe eine neue Heimat finden müssen. Ohne die Aufbauleistung der Vertriebenen wäre Bayern nicht das, was es heute ist, auch nicht der Wein- und Kulturlandkreis Kitzingen, sagte Streng und bekam spontanen Beifall.
Kitzingens Bürgermeister Stefan Güntner bezeichnete es als Glücksfall, den Krieg und die Vertreibung nie erlebt zu haben. Der Lebensleistung der Vertriebenen müsse man daher allen Respekt zollen.
In ihrer Festansprache bezeichnete die Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber (CSU) den Tag der Heimat auch als Tag der Erinnerung an das Schicksal vieler Menschen, die nicht mehr in ihrer Heimat leben können. Der Bund der Vertriebenen gebe den Heimatvertriebenen und den Spätaussiedlern bis heute Gewicht und Stimme.
Mehr als 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges seien auch heute noch 65 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht, obwohl Begriffe wie Flucht, Vertreibung, Rückkehr und Menschenrechte die Nachkriegszeit geprägt hätten. Es sei und bleibe Unrecht, dass von den 18 Millionen Deutschen im Osten 15 Millionen ihre Heimat verloren und mehr als zwei Millionen Flucht und Vertreibung nicht überlebten.
Aktuell seien gerade Deutsche aus Russland von Armut bedroht. Ihre Berufstätigkeit müsse im Fremdrentengesetz besser anerkannt und zu niedrige Renten angehoben werden. Weisgerber bezeichnete die Forderung als eine Frage der Gerechtigkeit und ein Zeichen gelebter Solidarität, denn die Lebensleistung der Vertriebenen und Spätaussiedler müsse Gerechtigkeit erfahren. In ihrem Schlusswort unterstrich Gisela Senft, dass die Rede Weisgerbers die Probleme auf den Punkt gebracht habe.
Die Feier wurde vom Kirchenchor Albertshofen und dem Chor Drusba unter der Leitung von Helene Bausenwein begleitet.