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Die Glosse: Die elektronische Weinzunge
Von Elmar Hochholzer red.kitzingen@mainpost.de
 |  aktualisiert: 07.11.2019 12:25 Uhr

Es ist stets ein amüsantes und spannendes Spiel: Der Gastgeber schenkt einen edlen Tropfen aus. Die Gäste sollen dann erschmecken, welche Sorte und welcher Jahrgang gerade zu goutieren ist. Da kann man entweder als exzellenter Weinkenner glänzen oder mitleidvolle Blicke als Weinignorant ernten. Besonders peinlich ist es, wenn man zugeben muss, in einer von Wein gesegneten Gegend zu leben. Da wird schon ein bisschen Ahnung erwartet und auch davon, was es so Neues in Sachen Wein gibt.

Deshalb hier der Hinweis auf eine Revolution, die nichts mit dem Sommerloch zu tun hat, sondern möglicherweise sogar Weinbaufachberater aufhorchen lässt. Denn künftig könnte die Funktion der Zunge als Schmeckorgan des Weines wegfallen – nicht immer, aber immerhin. Forscher an der Technischen Universität haben nämlich mit spanischen Kollegen ein Gerät entwickelt und ihm eine Art elektronischen Geschmacksinn antrainiert, der Herkunft und Qualität erschmecken kann.

Sechs Sensoren erkennen nicht nur Rebsorte und Jahrgang, sondern auch den Gehalt an Säuren, Zucker, Alkohol und verschiedene Ionen. Wie diese elektronische Weinzunge im Einzelnen funktioniert, klingt für Laien einigermaßen kompliziert. Interessierte aber können es bequem in der britischen Chemie-Fachzeitschrift „The Analyst“ (www.rsc.org, July 31) nachlesen unter dem Titel „The Wine Fraud Detective“ (Der Weinpanscher-Detektiv). Denn das Gerät kann ganz schnell Qualitätskontrollen durchführen oder Korkgeschmack erkennen.

Aber es kann – Bacchus sei Dank – nicht alles. Der Elektro-Önologe stößt beim organischen Gesamteindruck eines Weines an seine Grenzen. Denn selbst die Forscher geben zu, dass dabei die Sinneswahrnehmung des Menschen unübertroffen ist. Aber das wusste schon „Weinzunge“ Geheimrat Goethe.

 
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