Kerzengerade zieht der schwere Schlepper seine Spur auf dem Acker. Im Schlepptau hat er eine Sämaschine. Der Fahrer sitzt entspannt auf seinem Sitz, einen Becher Kaffee in der Hand und ein Display im Blick. Das Lenkrad bewegt sich, je nach System, entweder wie von Geisterhand oder gar nicht.
Ein ungewöhnlicher Anblick aber keine Zukunftsmusik. High-Tech hat längst auf den Feldern Einzug gehalten. Der selbstlenkende Traktor sucht seine Spur selbst (self Tracking) das Steuer übernimmt, wie im Flugzeug, ein Autopilot oder Lenkassistent. Die Fahrtrichtung bekommt das Fahrzeug via Satellit und, je nach System, zusätzlich über eine Bodenfunkstation.
Für wen lohnt sich der Einsatz von GPS (Global Positioning System) in der Landwirtschaft, so das Thema eines Vortrages von Christian Veeh von der Firma Zürn GmbH in Euerhausen. Der Fachmann für Agrarmanagement und Systemlösungen referierte auf Einladung des Rings junger Landwirte in Willanzheim. Rund 50 Landwirte waren der Einladung gefolgt.
Bis auf zwei Zentimeter genau
GPS-Geräte, wie sie in vielen Pkw inzwischen Standardausstattung sind, sind für den landwirtschaftlichen Einsatz allerdings vollkommen ungeeignet. Ihre Abweichung vom tatsächlichen Standort des Fahrzeugs liegt bei rund zehn Metern, berichtete Veeh. Auf dem Acker ist mehr Präzision gefragt. Moderne Steuerungssysteme erkennen – je nach Preisklasse – Abweichungen von zwei Zentimetern und steuern selbstständig nach. Auch Bodensenken oder die Querneigung des Geländes werden erkannt und ausgeglichen. Dazu werden, zusätzlich zu den Signalen der GPS-Satelliten, weitere Korrektursignale empfangen.
GPS-Steuerungen werden inzwischen von vielen Herstellern angeboten. Bei manchen Fahrzeugherstellern sind sie bereits fest integriert und wirken direkt auf die Hydraulik der Lenkung. Traktoren und Erntemaschinen anderer Herstellern lassen sich nachrüsten. Zwischen 8000 und bis weit über 20 000 Euro muss ein Landwirt investieren, um in den Genuss der Vorzüge der GPS-Steuerung zu kommen. Dafür bekommt er aber Einiges geboten. Die Automatik ermöglicht beim Pflügen, Grubbern, bei der Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln, beim Düngen oder der Ernte eine exakte Spur zu Spur Genauigkeit mit einer maximalen Abweichung von zehn Zentimetern. Noch präziser lässt sich mit der sogenannten „Real-Time-Kinematik“ (RTK) arbeiten, die beim präzisen Säen, Pflanzen und Hacken beim Getreideanbau und in Sonderkulturen zum Einsatz kommt und mit einer maximalen Abweichung von 2,5 Zentimetern arbeitet. Der Empfang der erforderlichen Funksignale ist allerdings teilweise kostenpflichtig.
Hat das Satelliten-System die Position des Fahrzeugs einmal erkannt, kann es unter anderem im gleichen Abstand geschwungenen Konturen eines neben dem Acker verlaufenden Bachlaufes folgen. Auch Hindernisse wie Bäume oder Strommasten werden registriert und gespeichert. Auf diese Weise lassen sich für Felder Fahrgassen festlegen, die auch Jahre später wieder zentimetergenau gefunden werden und eine Trennung von Fahr- und Wachstumsflächen ermöglichen.
Ein weiterer Vorteil liegt darin, eine aktive Anbaugerätesteuerung einzusetzen. Sie verhindert beispielsweise beim Säen, Düngen oder Spritzen die Überlappung von bereits bearbeiteten und unbearbeiteten Flächen. Die GPS-Steuerung ermöglicht das exakte Arbeiten bei Dunkelheit, bei schlechtem Wetter, Nebel und bei starker Staubentwicklung. In Verbindung mit dem digitalen Geoinformationssystem (GIS) lassen sich geografische Daten auswerten und auf die landwirtschaftliche Arbeit übertragen.
Über alles informiert
Leistungsmonitore verschaffen dem Nutzer einen aktuellen Überblick über den Kraftstoffverbrauch, die Geschwindigkeit, die Motorauslastung, die Flächenleistung, die Arbeitszeit und Produktivität.
Verschiedene Untersuchungen haben ergeben, dass sich durch den Einsatz von GPS und RTK, Einsparungen bei Saatgut, Düngemittel, Pflanzenschutzmitteln, Kraftstoff bei der Bodenbearbeitung und der Arbeitszeit zwischen sechs und acht Prozent erzielen lassen. In Verbindung mit dem Datenübermittlungssystem BUS können sogar Informationen über den Feuchtigkeits- oder Stärkegehalt und andere Parameter des Erntegutes an Lagerhäuser geschickt, Transportunternehmen mit der Abholung beauftragt oder Mechaniker angefordert werden, wenn es zu einem Geräteausfall kommen sollte.