
Die närrische Schar der Kokage regiert wieder in Wiesentheid. Mit ihrer großen Prunksitzung am Samstagabend bewiesen die Fasenachter, dass sie es auch nach zweijähriger Corona-Zwangspause noch können, und wie. Die Verantwortlichen hatten ein Programm an Unterhaltung auf die Beine gestellt, das in den fünf Stunden kaum Wünsche offen ließ. Dafür sorgten auch einige bekannte Größen aus dem fränkischen Fasching und Kabarettisten, die den Abend mit ihren Beiträgen garnierten.
Die Gastgeber beeindruckten wieder einmal mit ihren Tanzgruppen. Nicht nur bei den Schautänzen der Kinder- und Jugendgarde sowie dem bunten Abschluss der Größeren war zu sehen und zu spüren, mit welcher Begeisterung und Leidenschaft die jungen Tänzerinnen und Tänzer am Werk sind. Kein Wunder, dass Sitzungspräsident Stefan Freund am Schluss richtig stolz auf seine riesige Truppe war.
Gleich zum Auftakt betrat in Wolfgang Huskitsch einer die Bühne, der seinen leicht hessisch klingenden Dialekt aus Dorfprozelten charmant und witzig erklärte. Er stellte dar, wie ein Date früher ablief und wie es heute geschieht, und mokierte sich über aktuelle Trends seiner Zeitgenossen, etwa das ständige Posten von Fotos auf allen möglichen medialen Kanälen.

Absolute spitze war der Auftritt der beiden Rhöner Originale Freddy Breunig und Martin Wachenbrönner. Im Sketch schilderte Wachenbrönner zunächst launig, wie und warum er kürzlich seinen "Lappen" abgeben musste. Breunig versuchte ihn mit Tipps auf den "Idiotentest" vorzubereiten, was sich nicht als ganz so einfach herausstellte. Zum Abschluss legte Wachenbrönner sogar einen Handstand auf der Bühne hin.
Oliver Tissot nahm vor allem den Bürgermeister aufs Korn
Munter weiter ging es mit den Größen im ersten Abschnitt. Vor der Pause musste mancher der lokalen Prominenten in Deckung gehen vor der scharfen Zunge von Oliver Tissot. Wie bei der Anmoderation angekündigt, hatte der Wortkünstler einiges an Lokalkolorit im Gepäck. Vor allem der erst nach der letzten Prunksitzung 2020 ins Amt gewählte Bürgermeister Klaus Köhler hatte es ihm angetan. Mit ihm, der in Schweden geboren sei, werde Wiesentheid international. Warum es in Wiesentheid einen vierten Kindergarten brauche, sei klar: weil es hier wieder Verkehr gebe. Damit spielte Tissot auf die zuletzt auch noch neun Monate lang gesperrte Ortsdurchfahrt an.
Zwischen den jeweiligen Wortbeiträgen zeigten die Tanzgruppen, zunächst die jüngeren, ihr Können, wie der Garde-Nachwuchs mit der "Regenbogengarde" oder die Kleinsten der "Pumuckls". Tanzmariechen Lea Vollmayer sowie das junge Tanzpaar Emilia Schmidt und Luca Borneis wirbelten artistisch über die Bühne. Dieser Nachwuchs sei "die Quelle, aus der sich die Kokage speist", sagte Sitzungspräsident Freund.

Der zweite Teil des Abends startete mit dem klassischen Marschtanz der Kokage-Garde, der immer ein Hingucker ist. Später berichtete Kabarettist "Das Eich" alias Stefan Eichner kurzweilig von seinen skurrilen Erlebnissen auf Kreuzfahrtschiffen, wo er öfters auftritt. Als Peter-Maffay-Verschnitt ließ er das Publikum auch mal mitsingen. "Mensch, macht des immer Spaß bei Euch", outete sich Eichner als Wiesentheid-Fan.
Schließlich machte Kabarettist Atze Bauer als "Der Liederlacher" der Ankündigung alle Ehre. Er verdrehte manche Sprichwörter zu einem Lied und gab ein "Radio-Hits-Medley". Das Kokage-Männerballett der Gentlemen lud tänzerisch zur "Pistenparty". Einen weiteren Höhepunkt setzte zum Schluss die Kokage mit dem Schautanz "Der magische Spielzeugladen".

In der Elferratssitzung wurde dreimal der "Till von Franken" verliehen. Die Auszeichnung des Fränkischen Fastnachtsverbandes ging an Regina Kober, Eva Weierich und Norbert Schneider. Für die musikalische Umrahmung der Sitzung sorgte das Orchester des Wiesentheider Musikvereins.