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Münsterschwarzach
Die Abtei Münsterschwarzach liefert die Insignien für den neuen Weihbischof Paul Reder
Der ernannte Weihbischof Paul Reder bei der Anprobe seines Bischofskreuzes in der Gold- und Silberschmiede der Abtei Münsterschwarzach.
Foto: Markus Hauck | Der ernannte Weihbischof Paul Reder bei der Anprobe seines Bischofskreuzes in der Gold- und Silberschmiede der Abtei Münsterschwarzach.
Bearbeitet von Andreas Brachs
 |  aktualisiert: 08.05.2024 02:50 Uhr

"Reicht die Zeit, um das alles zu schaffen?" Das ist an diesem Tag eine Frage, die der ernannte Weihbischof Paul Reder seinen Gesprächspartnern in der Gold- und Silberschmiede der Abtei Münsterschwarzach immer wieder stellt. An Christi Himmelfahrt, 9. Mai, braucht er für seine Bischofsweihe ein Brustkreuz, einen Bischofsstab und einen Bischofsring. Die Pressestelle des Bistums Würzburg hat dazu den folgenden Bericht erstellt.

Einen Stab und zwei Brustkreuze aus dem Fundus der Diözese Würzburg hat Reder ausgewählt. Sie liegen auf dem Tisch vor ihm und der Betriebsleiterin, Goldschmiedemeisterin Sabine Bechtel, sowie Gold- und Silberschmied Andreas Jurowski. In den Vitrinen glänzen Kelche und Hostienschalen, Ringe und anderer Schmuck.

"Alles wunderschöne Arbeiten von sehr guter Qualität", attestiert Bechtel den mitgebrachten Würzburger Insignien. Für diese Gegenstände reicht also eine Aufarbeitung. Eines der Kreuze gehörte Bischof Josef Stangl. Der ernannte Weihbischof entscheidet sich für dieses Brustkreuz. "Diese Arbeit stammt auch aus unserer Werkstatt", sagt Jurowski. Ein Stempel des Werkstattgründers Bruder Adelmar Dölder und Unterlagen in Münsterschwarzach belegen das.

Hohe Handwerkskunst für die Symbole des Bischofs

Paul Reder betrachtet sein künftiges Brustkreuz.
Foto: Markus Hauck | Paul Reder betrachtet sein künftiges Brustkreuz.

Mit einer Lupe nimmt Bechtel die Emaille-Arbeit auf der Rückseite des Kreuzes näher in den Blick. "Das ist wirklich extrem gut gemacht. Vermutlich mit Goldfolie unterlegt, dann Grubenschmelz und Steg-Emaille. Glänzt toll!" Die lateinische Inschrift lautet übersetzt: "Das Blut der Märtyrer ist der Samen der Christenheit."

Für die richtige Länge der Kette braucht es eine Anprobe. Mit einem kleinen Karabinerhaken verkürzt Bechtel die Kette so lange, bis diese das Brustkreuz auch wirklich auf Brusthöhe und nicht auf Linie des Gürtels hält. "Hier ist ein Haken, mit dessen Hilfe man das Kreuz wohl an einem Knopf am Gewand einhängen kann", erklärt sie. Er habe es gern weniger "goldig", erklärt Reder.

Deswegen hat er sich auch schon überlegt, wie ein schlichtes Alltagskreuz aussehen kann: rund, mit einem Holzrand, ein mittig ausgeschnittenes Kreuz, umgeben von einem Herz. Außerdem Ölzweige als Zeichen der Hoffnung. "Die Wahrheit wird euch befreien" – Reders Wahlspruch, soll auf dem hölzernen Rand stehen.

Traditionelle Technik und moderne Lasergravur

Andreas Jurowski begutachtet den Bischofsstab.
Foto: Markus Hauck | Andreas Jurowski begutachtet den Bischofsstab.

Aus welchem Material der vom Rand aus gesehen nach innen folgende rote Ring am besten hergestellt wird? Bechtel und Jurowski überlegen mögliche Alternativen. Dann lautet ihre Lösung: ein dünner Zuschnitt aus einer roten Glasröhre. "Wir arbeiten mit einem sehr guten Glasschneider aus der Region zusammen. Und den Text machen wir in Lasergravur", sagt die Goldschmiedemeisterin. Für den Hintergrund in der Mitte sei eine runde Silberscheibe wohl die beste Wahl. "Für Zweige und Herz überlegen wir uns noch etwas."

Am 1,90 hohen Bischofsstab, den einst Weihbischof Alfons Kempf nutzte, ist neben den üblichen Kratzern eine deutliche Beule zu erkennen. "Das passt gut. Weihbischof Alfons hat mich gefirmt", sagt Reder. Fotos belegen, dass auch dieser Stab in Münsterschwarzach gefertigt wurde. Reder gefällt die Beule: "Hat nicht Papst Franziskus selbst davon gesprochen, dass ihm eine authentische, verbeulte Kirche lieber ist als eine triumphalistische?".

Der ernannte Weihbischof bevorzugt einen schlichten Ring mit Holz

Deutlich sichtbar ist die Beule an der Krümme des Bischofsstabs.
Foto: Markus Hauck | Deutlich sichtbar ist die Beule an der Krümme des Bischofsstabs.

Seinen Bischofsring möchte Reder möglichst schlicht haben, mit einem eingelassenen Holzkreuz. Bechtel schlägt ihm Tantal, ein dunkel glänzendes, eher mattes Edelmetall als Grundmaterial vor. "Wenn es aus ethisch einwandfreier Quelle kommt, gern", erklärt der ernannte Weihbischof. Bechtel kontaktiert ihren Händler und legt wenige Minuten später das entsprechende Zertifikat vor.

Mit Musterringen ermitteln die drei die passende Breite und den Durchmesser, damit der Ring gut an der Hand sitzt. "Lässt sich mein Wahlspruch auf die Innenseite gravieren?", fragt Reder zögerlich. "Kein Problem, wir haben für einen Abt auch schon die Namen aller Mitbrüder auf die Ringinnenseite graviert", erzählt Bechtel.

Für den Ring wird Jurowski ein paar Entwürfe mit unterschiedlicher Breite des eingelassenen Kreuzes erstellen. Für das Alltagsbrustkreuz ein Kunststoffmodell. Sobald Reder sich entschieden hat, gehen die insgesamt fünf Mitarbeiter der Gold- und Silberschmiede an die Produktion. Brustkreuz und Stab werden poliert. Bald wird alles fertig sein. Jurowski schmunzelt: "Die Chefin treibt uns schon an."

 
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