
Zwölf Stunden ist Norbert Keppner über den Atlantik geflogen, um mit seiner Familie in der Heimat seinen 80. Geburtstag zu feiern, der in dieser Woche war. Von New Orleans über New York nach Frankfurt ging die Flugstrecke, um seine beiden älteren Brüder und seine jüngere Schwester wieder einmal in die Arme nehmen zu können. Im Alter von 19 Jahren war der gebürtige Münsterschwarzacher in die USA ausgewandert. Dort lebt er bis heute zusammen mit seiner Frau Florence in Gulfport (Mississippi).
"Wir wohnen direkt am Golf von Mexiko", erzählt der rüstige Jubilar, der immer einen Scherz auf den Lippen hat. Geboren ist der Sohn von Hilaria und Urban Keppner am 25. Mai 1942. Zusammen mit seinen Geschwistern Gerhard, Hugo und Emilie ist er in Münsterschwarzach aufgewachsen und besuchte dort die Schule. In der Würzburger Julius-Spital-Bäckerei absolvierte er eine Ausbildung zum Bäcker. Dann packte ihn die Abenteuerlust. "Endlich mal die Welt sehen", lautete sein Ziel.
Seine Tante war bei den Erlöserschwestern in Philadelphia – der ideale Start für ein neues Leben. Bei den Schwestern bekam er zunächst eine Beschäftigung. Dann musste er eine wichtige Entscheidung treffen, die sein ganzes weiteres Leben bestimmen sollte: Soldat bei der US-Army werden oder zurück nach Deutschland? Norbert Keppner entschied sich für das Soldatenleben. Sein Unglück: Er musste in den Vietnam-Krieg ziehen und wurde aufgrund einer schweren Vergiftung mit dem Gas "Agent Orange" zu 100 Prozent kriegsbeschädigt.
Zwei Schicksalsschläge im Leben verarbeitet
Zurück in der Heimat brachte seine Frau Florence mit Michele und Michael zwei Kinder zur Welt. Mittlerweile hat der Jubilar mit Sebastian einen Enkel. "Vom Bäcker zum Gastwirt und Koch" lautete in der Folgezeit seine Devise. Keppner eröffnete in Biloxi (Mississippi) die Gastwirtschaft "Keppner's Gasthaus". Auf seiner Speisekarte gab es ausschließlich deutsches Essen. Schweinebraten und Hax´n waren bei den Amerikanern beliebt. Alljährlich wurde ein Oktoberfest gefeiert, zu dem regelmäßig Stuttgarter Musikanten aufspielten – 25 Jahre lang. 2005 zerstörte allerdings ein Hurrikan die Gaststätte – das Ende der Erfolgsstory.
Gut zehnmal war Keppner in den vergangenen sechs Jahrzehnten zu Besuch in seiner Heimat; Gegenbesuche der ganzen Familie kamen hinzu. In dieser Woche fliegt Keppner mit seinem Betreuer zurück in die USA. Wie lange er dort noch bleibt, kann er selbst nicht sagen. Warum nicht im Alter wieder in Deutschland leben? Die fränkische Sprache hat der Deutsch-Amerikaner auf alle Fälle nicht verlernt, was auch die Zweite Bürgermeisterin Johanna Sendner beim Gratulieren zum Schmunzeln brachte.