Vor drei Jahren haben die Franziskaner das Koster in Dettelbach verlassen. Seitdem befindet sich das Franziskanerkloster im Eigentum der Diözese Würzburg, die Bibliothek aber weiterhin im Besitz der Deutschen Franziskanerprovinz. Lange blieb es ruhig um das Kloster in Dettelbach, bis vor zwei Wochen. Die Tür zur Bibliothek stand offen, abends brannte Licht in den Räumen des Klosters, davor türmten sich Paletten mit zahlreichen Umzugskartons. Die Bibliothek wurde geräumt. "Abholbereit für den Transport nach Leipzig, standen die Bücher verpackt im Klosterhof", hat Kirchenpfleger Mathias Weissmann beobachtet und gehört.
Nach langer Ungewissheit über die Bibliothek der Franziskaner in Dettelbach haben diese jetzt eine Lösung gefunden, die sie mit ihrem Gewissen vereinbaren können. "Jahrelange intensive Bemühungen, die Bücher in Dettelbach als Gesamtbestand zu erhalten und diesbezügliche Gespräche mit der Diözese und anderen großen Bibliotheken führten zu keinem Ergebnis", so das Provinzialat. Deshalb hat die Franziskanerprovinz die Bücher an eine Firma weiterverkauft, mit der sie eine Vereinbarung getroffen hat. Laut Provinzialminister Bruder Cornelius Bohl solle die Firma versuchen, die Bücher wieder in den Lesekreis einzuführen, um ihnen dort ein neues Leben ermöglichen.
Franziskaner konnten wertvollen Buchbestand sichern
Jedoch wurden nicht alle Bücher der ehemaligen Bibliothek der Franziskaner verkauft. Die Franziskanerprovinz behält die sogenannten "Franciscana", Erinnerungs- und Geschichtsstücke der Franziskaner aus der Ensemble-Bibliothek Dettelbachs, bestätigt das Provinzialat. Diese überführten sie in die Bibliothek des Franziskanerklosters St. Anna in München, die jetzt zentrale Provinzbibliothek der gesamtdeutschen Ordensprovinz ist.
Außerdem solle der Bestand an frühen Drucken, überwiegend aus der Anfangszeit des Buchdrucks, und wertvollen Inkunabeln professionell gesichert werden. Hierfür laufen augenblicklich noch Verhandlungen mit einer Bibliothek, so Bohl. Die Inkunabeln, zwischen 1454 und 1500 mit beweglichen Lettern gedruckte Bücher und Einblattdrucke, sind mit die ältesten und wertvollsten Bücher der ehemaligen Dettelbacher Bibliothek.
Bibliothek seit Beginn des 17. Jahrhunderts in Dettelbach
Die Bibliothek bestehe schon seit Beginn des 17. Jahrhunderts im Dettelbacher Kloster, sagt Pfarrer Uwe Hartmann. 1616 sind die Franziskaner dort eingezogen und haben angefangen, alte Werke zu sammeln. Über die Jahre hatte die Bibliothek weiterhin Bestand und enthält so viele Werke aus dem 19. und 20. Jahrhundert, darunter überwiegend theologisch-philosophische Literatur und Belletristik. Die große, mehrteilige Bibliothek der Franziskaner beherbergte Werke verschiedener Orte, zum Beispiel auch Bücher aus Mildenberg, erinnert sich Hartmann.
Räumlichkeiten der Bibliothek mussten zeitnah geräumt werden.
Bereits nach der Vereinigung der ursprünglich vier Franziskanerprovinzen im Jahr 2010 sei klar gewesen, dass nicht alle drei ehemaligen Provinz- und Studienbibliotheken in Dettelbach, Fulda und Mönchengladbach erhalten werden können, so das Provinzialat. Personell, finanziell und von den räumlichen Möglichkeiten her sieht sich die Franziskanerprovinz nicht in der Lage, alle Bibliotheksstandorte und den gesamten Buchbestand selbst zu erhalten.
Hauptgrund für die Auflösung der Bibliothek in Dettelbach war eine Frist für die Räume des Klosters, die seit drei Jahren der Diözese Würzburg gehören. "Die Bibliothek musste zeitnah geräumt werden", erklärt das Provinzialat.