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MARKBREIT
Der Wall ums römische Lager
Römerwall: Bernhard Steinmann erklärt der Leiterin der Marktbreiter Touristinfo Eva Castell, Bürgermeister Erich Hegwein und Tourismusreferent Harald Damm (von links) sein Modell vom Wall ums Römerlager.
Foto: Robert Haaß | Römerwall: Bernhard Steinmann erklärt der Leiterin der Marktbreiter Touristinfo Eva Castell, Bürgermeister Erich Hegwein und Tourismusreferent Harald Damm (von links) sein Modell vom Wall ums Römerlager.
Robert Haaß
 |  aktualisiert: 31.07.2015 16:22 Uhr

Bis zu 20 000 Menschen könnten es gewesen sein, die den Marktbreiter Kapellenberg damals bevölkerten. Damals, das war um die Zeitenwende, konkreter zwischen 5 und 9 nach Christus. Zentrum der kurzzeitigen Besiedlung auf der Höhe über dem Main war ein befestigtes Römerlager mit einer Ausdehnung von bis zu 37 Hektar Größe. Ein kleiner Ausschnitt dieser Befestigung ist nun in der Marktbreiter Touristinformation zu sehen.

Zentrum erfolgreicher Eroberung

Es gilt als das östlichste Römerlager im freien Germanien und als das einzige am Main. Es war umgeben von zwei Spitzgräben und einer rund 2,80 Meter breiten Holz-Erde Mauer. Es war wohl der Markomannenfeldzug der Römer, dem die Gegend dieses Lager zu verdanken hat: Zwei römische Armeen zogen gen Osten. Mag es der Pannonische Aufstand, oder die verlorene Varus-Schlacht gewesen sein: Schon im Jahre 9 endet das Engagement der Römer hier.

Zeitlich passt das Römerlager in Marktbreit aber gut in dieses Szenario. Und Archäologen gehen aufgrund der Größe davon aus, dass es kein Durchgangslager zur Sicherung des Feldzugs war, sondern vielmehr als Zentrum nach erfolgreicher Eroberung dienen sollte. Denn als das Lager 1985 bei einer Luftbildbefliegung wiederentdeckt wurde, zeigte sich, dass hier wohl zwei Legionen mit rund 12 000 Mann stationiert waren, zusammen mit Tross dürften sich um die 20 000 Menschen auf dem Areal über dem Main getummelt haben. Ausgrabungen nach der Entdeckung zeigen auch, dass es im Lager durchaus repräsentative Gebäude gegeben hat. Als die Römer abzogen, brannten sie ihr Lager nieder – so überraschend, wie es gebaut wurde, fiel es dem Vergessen anheim. Nach der Wiederentdeckung und archäologischen Grabungen, die den sensationellen Fund bestätigten, überlegt die Stadt, was sie mit der Erkenntnis machen soll und wie sie das Römerlager vermarkten kann. Der Nachbau eines der Tore, Aussichtsplattformen mit markierten Punkten im Gelände, Ideen gab es viele. Bis auf einen Rundwanderweg und einige Informationstafeln ist bislang wenig geschehen.

Nun kann sich der Interessierte zumindest einen kleinen Eindruck von der Befestigung des Lagers machen. Seit dieser Woche steht in der Touristinformation in Marktbreit ein maßstabgetreues Modell davon: Zwei Spitzgräben und ein Stück des Walles, der aus mit Erde gefüllten Holzkästen besteht und eine Breite von 2,80 Metern hatte. Ob es, wie bei einem ähnlichen Lager in Haltern nachgewiesen, alle 25 Meter einen Holzturm gab, ist in Marktbreit nicht nachgewiesen, wie Archäologe Bernhard Steinmann, der im Auftrag der Stadt das Modell entwickelt hat, sagt.

Model nah an der Wirklichkeit

„Da es sich um die Rekonstruktion nicht mehr erhaltener aufgehender Architektur handelt, und wir über römische Holzbautechnik und Holzkonstruktion nur begrenztes Wissen haben, wurde im Modell der Detailgrad auf das nötigste beschränkt und manches abstrahiert oder nur angedeutet. Dadurch wird verhindert, dass eine allzu phantasievolle Gestaltung ein Wissen suggeriert, das eigentlich nicht vorhanden ist. Dennoch ist jedes Modell nur als ein Vorschlag anzusehen, der den aktuellen Wissensstand mit plausiblen Hypothesen verbindet und so die wissenschaftliche Diskussion anregen soll,“ schreibt Steinmann über das Modell.

Das Modell ist also so nah an der Wirklichkeit, wie es die Forschung nach gut 2000 Jahren ermöglicht. Für die Verantwortlichen der Stadt bietet es eine Chance, dem Besucher, der den Weg hinauf auf die Kappel nimmt, einen kleinen Eindruck vom Wall ums Römerlager zu geben.

 
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