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KITZINGEN
Der Vogelfreund
Nicht klein, aber dennoch hungrig: Rebhühner.
Foto: Otto Holysnki | Nicht klein, aber dennoch hungrig: Rebhühner.
Martin Nefzger
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:07 Uhr

Otto Holynski hängt sich eine Digitalkamera an einem langen Band um den Hals. Er setzt eine grüne Schirmmütze auf und zieht braune Schuhe an. Dann zieht er los. „Ich fahre“, sagt er selbstbewusst. Mit seinem VW-Bus geht es von Kitzingen über Mainbernheim in Richtung Willanzheim. Kurz nach der Bahnunterführung biegt er rechts in einen Feldweg ab.

Dort liegt eine der fünf Futterstellen für Vögel, die das Landratsamt auf Anregung von Holynski im Umkreis von Willanzheim errichtet hat. „Die Vögel kommen mit dem, was sie an Nahrung in der Natur finden, nicht mehr aus“, sagt er. Deshalb füttert er die Tiere. Mehrmals die Woche dreht er seine Runde zu den verschiedenen Futterplätzen.

Ob es stürmt oder schneit

Das Besondere: Otto Holynski ist 93 Jahre alt. Davon lässt sich der rüstige Rentner aber nicht bremsen. „Dass ich raus gehe, ist keine Frage. Ob es stürmt oder schneit“, sagt er. Höchstens Glatteis könne ihn aufhalten, weil er auf den Feldwegen dann nicht zu den Futterplätzen fahren könne. Dennoch: Bei Kälte ist seine Arbeit besonders wichtig. Dann finden die Vögel in der Natur noch weniger Futter und brauchen Holynski.

Die Begeisterung für Vögel wurde bei dem Kitzinger bereits vor vielen Jahren entfacht. „Mich hat das schon immer fasziniert“, erzählt er. „Mit zehn Jahren habe ich einen Vogel aus einer Falle gerettet.“ Diesen habe er danach gepflegt. „Es ist einfach toll, wie schön die durch die Lüfte schweben“, schwärmt der Hobby-Ornithologe.

Immer weniger Nahrung

Seit mittlerweile zwölf Jahren beschäftigt er sich mit der Ernährung von heimischen Vögeln. Dabei sei ihm aufgefallen, dass es durch die Flurbereinigung und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln immer weniger Nahrung für die Tiere gebe. Betroffen seien vor allem Feldvögel, wie Sperlinge oder Meisen, die sich von Körnern ernähren. „Wenn die Menschen einen vollen Bauch haben, denken sie nicht mehr an die Umwelt“, sagt Holynski.

Seine Zufütterung seie für die Vögel aber keine Vollpension. „Es ist ja nicht so, dass die Vögel nur am Vogelhaus sitzen“, erklärt er. „Die holen sich nur das, was sie wirklich brauchen.“ Um die Tiere beim Fressen zu beobachten, hat Holynski sogar eine Wildkamera installiert. Manchmal legt er sich aber auch selbst auf die Lauer und versucht, die Vögel zu beobachten.

Jeder kann helfen

Helfen könnten den Tieren an Feldrändern wachsende Wildblumen oder Früchte. Solche seien aber sehr selten geworden. „Da wird alles weggespritzt“, sagt Holynski. „Da ist nur noch Gras und nichts, was der Vogel fressen kann.“ Er selbst habe auf einigen freien Flächen Sonnenblumen gesät und Blumenwiesen angelegt. Dort können sich die Vögel dann nach Herzenslust bedienen.

Unterstützen kann die hungrigen Tierchen jeder: „Die Leute können ruhig das ganze Jahr über Futter streuen“, sagt Holynski. Dabei solle man sich nicht nicht ärgern, wenn das Futter liegen bleibe. „Die holen sich nur was, wenn sie in einer Notlage sind“, erklärt er. Dann steigt er wieder in sein Auto, schließt die Tür und fährt weiter. Zur nächsten Futterstelle. Und zu vielen hungrigen Vögeln.

 
Vor allem kleine Vögel haben mit dem knappen Nahrungsangebot zu kämpfen.
Foto: Otto Holysnki | Vor allem kleine Vögel haben mit dem knappen Nahrungsangebot zu kämpfen.
Nicht klein, aber dennoch hungrig: Rebhühner.
Foto: Otto Holysnki | Nicht klein, aber dennoch hungrig: Rebhühner.
 
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