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KLEINLANGHEIM
Der Traum vom eigenen Café
Barbara Herrmann
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:23 Uhr

Von außen braucht es einen zweiten Blick, um den Schatz im Inneren des alten Gasthauses „Zum Goldenen Lamm“ in Kleinlangheim nicht zu verpassen. Verlockende Erdbeertörtchen, ein sahniger Schoko-Himbeer-Traum oder auch ein stattlicher Käsekuchen warten in der Glasvitrine auf Kaffeegäste. Aber nicht lange. Melissa Meyers kleines Café in der Ortsmitte füllt sich schnell. Obwohl es ein Samstag ist. Und obwohl hier keine gelernte Gastronomin am Werk ist. Aber dafür eine passionierte Kuchenbäckerin mit Gespür für eine stimmige Einrichtung.

Mit rosaroter Brille unterwegs

Lange hat es gedauert, bis Melissa Meyer den ersten Gästen ihre Köstlichkeiten servieren konnte. Ende 2003 hat sie sich das alte Gasthaus, dessen Pacht ausgelaufen war, erstmals angeschaut. 715 Quadratmeter Grundstück, größtenteils bebaut, macht mit Nebenräumen rund 700 Quadratmeter Nutzfläche innen. Zwar zu groß für „ein kleines Café“, von dem Meyer träumte, aber sie kaufte das „Goldene Lamm“ 2004 dennoch. „Wir waren da schon mit einer rosaroten Brille unterwegs“, sagt die 40-Jährige rückblickend.

Wobei ihr Beruf Bauzeichnerin für die Planung eines solch umfassenden Projekts von großem Vorteil war. Unschätzbar groß ist der Einsatz ihres Vaters Erwin Meyer senior, Zimmerer-Meister und seit Beginn voller Tatkraft – und Perfektionismus – beim Umbau an Bord. „Mach mer's lieber gleich gescheit“, lautete dessen Devise, als sie begannen, das denkmalgeschützte Gebäude zu sanieren. Erst einmal galt es allerdings, auszumisten und unter anderem Möbel von Pächtern aus den 1980er-Jahren auszuräumen.

Perfektionismus und Liebe zum Detail

Zwölf Jahre arbeiteten sich die Meyers mit viel Unterstützung von Familie und Freunden von innen nach außen. Sie schafften 250 Kubikmeter Dreck, Müll und Erde mit Schubkarren aus dem Haus, installierten eine Fußboden-Heizung und Brandschutz-Platten und hoben den Fußboden an für einen barrierefreien Zugang zu Café, Bistro und den neuen Toiletten. Den Perfektionismus und die Liebe zum Detail sieht man dem „Lamm“ heute überall an: Hier ein altes Fenster, das nun die Wand im Flur schmückt, dort der zugemauerte Steinbogen, durch den man früher in den Keller hinabstieg. Und zwischen kunstvoll arrangierter Deko läuft man unter einem Steinbalken durch, der mit dem Braustern auf die Tradition des Gasthauses verweist, das vermutlich im 18. Jahrhundert erbaut wurde.

Fotoserie

Früher Hofdurchfahrt, heute 18 Plätze

Während Meyer das erzählt, kommt ihre Mutter Karin aus dem Café geeilt. „Melissa, der Laden ist voll“, treibt sie ihre Tochter an. Das Café mit 18 Sitzplätzen hat in der ehemaligen Hofdurchfahrt seinen Platz gefunden. Bodentiefe Fenster geben den Blick auf Kleinlangheims Mitte frei und lassen viel Licht in den Raum, in dem Stammgäste und Auswärtige gerade ihren Kaffee genießen.

In die frühere Gastwirtschaft ist das Bistro mit Platz für rund 30 Leute eingezogen, das Meyer zur Kirchweih im Herbst offiziell eröffnen möchte. „Aber da lasse ich mich nicht festnageln.“ Einen Treffpunkt mit kleinen Gerichten möchte die Kleinlangheimerin damit schaffen. Mit der runden Theke und den Balken aus Kleinlangheimer Eiche sieht es schon jetzt einladend aus.

Ein Biergarten noch diesen Sommer

Einem Abstellraum gleicht hingegen noch der Raum dahinter, den Meyer gerne irgendwann als Weinstube nutzen würde. Auch der Blick in den Innenhof zeigt, dass noch viel Arbeit auf die 40-Jährige und ihre Helfer wartet. Noch in diesem Sommer soll dort ein Biergarten entstehen und dahinter ein Parkplatz – ein rares Gut in Kleinlangheims enger Mitte.

Alles der Reihe nach. Und alles neben einem 36-Stunden-Job, nach Feierabend, freitags und am Wochenende. Melissa Meyer ist nicht blauäugig: Von heute auf morgen komplett auf die Gastronomie zu setzen, hält sie für „sehr gewagt“. Sie ist stolz darauf, es nebenher so weit geschafft zu haben, „auf verdammt viel Eigenleistung“, die im „Goldenen Lamm“ steckt.

Von der Gemeinde unterstützt

Zudem ist die Kleinlangheimerin dankbar für die gute Unterstützung der Gemeinde – und die Begeisterung ihrer Mitbürger für das neue Angebot. Ein anderer Ort für ihr Café wäre für Meyer sowieso nie in Frage gekommen. Mit dessen Eröffnung zum Kleinlangheimer Weihnachtsmarkt 2016 hat sie sich ihren ersten Traum erfüllt. Doch im Hinterkopf bleibt das große Ganze: Den Bürojob irgendwann aufzugeben und sich ganz ihrem derzeitigen Hobby zu widmen. So lange muss es nebenbei gehen. „Man hat sich daran gewöhnt, mit weniger Freizeit auszukommen“, sagt Meyer, in ihren eigenen Worten ein „Single mit Kater“. „Der beschwert sich nicht so oft“, sagt sie, lacht – und kehrt schnell zurück ins Café, Köstlichkeiten servieren.

Öffnungszeiten

Das Café „Zum Goldenen Lamm“ ist samstags und sonntags von 14 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. Die hausgemachten Kuchen und Torten sind auch zum Mitnehmen. Bei Gruppen bittet Melissa Meyer vorher um eine Anmeldung unter Tel. (01 76) 54 27 67 03.

Die Bäckerin serviert selbst: Melissa Meyer bringt in ihrem kleinen Café mitten in Kleinlangheim Himbeer-Schoko-Torte zu den Gästen.
Foto: Barbara Herrmann | Die Bäckerin serviert selbst: Melissa Meyer bringt in ihrem kleinen Café mitten in Kleinlangheim Himbeer-Schoko-Torte zu den Gästen.
Von außen ist das alte, denkmalgeschützte Gebäude noch keine Augenweide, doch innendrin verbirgt sich bereits ein gemütliches Café, und das Bistro öffnet auch bald für alle.
Foto: Barbara Herrmann | Von außen ist das alte, denkmalgeschützte Gebäude noch keine Augenweide, doch innendrin verbirgt sich bereits ein gemütliches Café, und das Bistro öffnet auch bald für alle.
 
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Kommentare
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  • P. K.
    Auch ich wünsche viel Erfolg, auch wenn ich als Kuchenverweigerer nichts dazu beitragen kann.
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  • N. K.
    einfach nur: Respekt und weiterhin Viel Erfolg!
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