Die Gestaltungssatzung der Stadt Marktbreit nimmt langsam Formen an. Doch an der Fensterfrage wäre sie beinahe zum Scheitern verurteilt gewesen. Fenster in der Altstadt sind ein heikles Thema. Holz ist da natürlich unter anderem seitens des Denkmalamtes klarer Favorit. Doch nicht alle Hausbesitzer mögen Holz und das damit verbundene Streichen in regelmäßigen Zeitabständen. Kunststofffenster sind da wesentlich pflegeleichter. Ein Thema jedenfalls, über das sich trefflich diskutieren lässt.
So auch in der jüngsten Sitzung des Marktbreiter Stadtrats im Schloss. Vorausgegangen war eine Ortsbegehung mit den Planern Evi Mohr und Stefan Schlicht vom Büro Schlicht-Lamprecht-Kern. Dabei erlebten nicht nur die Ratsmitglieder, sondern auch die zahlreich erschienenen Zuhörerinnen und Zuhörer eine "Glanzleistung der Kommunalpolitik", wie SPD-Stadtrat Heinz Galuschka, ein kommunalpolitisches Urgestein, verlauten ließ. Aber der Reihe nach.
Der Stadtrat hatte über die Fenstervarianten zu entscheiden. Dass nur Holzfenster eingebaut werden dürfen, dafür stimmten nur zwei Ratsmitglieder, zwölf waren dagegen. Drei Mitglieder des Gremiums waren entschuldigt. Der zweite Vorschlag, über den Bürgermeister Harald Kopp abstimmen ließ, hätte Holz- und Kunststofffenster zugelassen. Kunststoff aber nur in profilierter Form, die noch definiert werden sollte. Für Einzeldenkmäler wären nur Holzfenster in Frage gekommen. Sieben zu sieben endete die Abstimmung. Damit war diese Variante abgelehnt.
Kunststoff nur für Gebäude nach 1945
Der dritte Vorschlag hätte Holz- und Kunststofffenster zuzulassen, Kunststoff aber nur für Gebäude, die nach 1945 neu errichtet wurden und nicht wieder dem Original getreu aufgebaut worden sind. Doch hier waren nur fünf Ratsmitglieder dafür, neun stimmten dagegen. Nun war guter Rat teuer. Bürgermeister Kopp nahm die Abstimmungsergebnisse ernüchtert zur Kenntnis. "Wenn wir keinen Konsens finden, dann machen wir jeden Montag eine Sitzung, bis wir einen finden", kündigt er an. "Wir müssen eine Regelung finden, um Kunststofffenster möglich zu machen", sagte Kopp. Wenn man nur Kunststofffenster wolle, dann "können wir die Gestaltungssatzung in die Tonne stampfen".
So ging das Stadtratsgremium noch einmal in sich. Stefan Schlicht erläuterte nochmals den Vorschlag, grundsätzlich Holz zu fordern. Alternativ seien aber profilierte Kunststofffenster für bestimmte Gebäude möglich. Das Planungsbüro wird dazu eine genaue Definition ausarbeiten. Einzeldenkmäler können nach wie vor keine Kunststofffenster einbauen. Und die Jahreszahl 1945 spielt eine entscheidende Rolle. Nun konnte sich das Gremium dazu durchringen, ohne vorangegangene Beschlüsse aufzuheben, erneut abzustimmen. Elf zu drei lautete das Ergebnis, mit dem nun weitergearbeitet werden kann.
Dass es beim Sitzungstag 14 anwesende Ratsmitglieder waren, das lag daran, dass Rainer Herbst zu Beginn der offiziellen Ratssitzung von Bürgermeister Kopp vereidigt worden war. Herbst gehört der Freien Wählergruppe Gnodstadt an und rückte für den in der vergangenen Sitzung verabschiedeten langjährigen Stadtrat Herbert Biebelriether nach. Herbst übernimmt die Aufgaben von Biebelriether. So ist er Mitglied im Rechnungsprüfungsausschuss und im Jugend- und Sportausschuss. Ebenso wurde er zum Vertreter im Kultur- und Erziehungsausschuss sowie im Bau- und Hauptausschuss berufen.
