
Der Bürgermeister ist selbst schon „zu Tode erschrocken“ – erst neulich, beim Holzmachen im Wald. Plötzlich, so erzählte es Josef Mend nun im Iphöfer Stadtrat, erschien da wie aus dem Nichts dieser Mountain-Biker, und so schnell wie er auftauchte, war er auch wieder verschwunden. „Die rasen in einem Affenzahn durch den Wald und wissen am Ende gar nicht, wo sie eigentlich entlanggefahren sind“, sagte Mend.
Wald ist für alle da
Ihm und vielen Wanderern sind die rasenden Radler nicht geheuer, aber er weiß: Mit generellen Verboten ist da wenig zu machen. Der Wald, so hat es sinngemäß das höchste deutsche Gericht verfügt, ist für alle da – im Zweifel auch für querfeldein fahrende Mountain-Biker.
Interessen ausgleichen
Die Stadt steckt deshalb im Dilemma. Sie muss und will den Interessen von Wanderern und Erholungssuchenden auf der einen Seite und von Action geleiteten Radlern auf der anderen gleichermaßen gerecht werden. Vor allem auf den populären „Traumrunden“ sind die Mountain-Biker nicht gerne gesehen. Diese vom Landkreis als Attraktion beworbenen Wanderstrecken – in der Regel idyllisch, naturbelassen und gut ausgeschildert – könnten gar ihren Status verlieren, wenn dort zu viele Radfahrer unterwegs seien, warnt Iphofens Tourismuschefin Claudia Bellanti. Die Wege würden ausgefahren und seien stellenweise von tiefen Furchen durchzogen. Doch auch Bellanti ist in dieser Sache hin- und hergerissen. Denn: „Wir können Mountain-Bikern, die bei uns anfragen, derzeit keine Strecke empfehlen.“
Zwei mögliche Strecken
Das soll sich jetzt ändern. Stadtförster Rainer Fell hat im Stadtrat zwei mögliche Strecken vorgestellt, auf die man Mountain-Biker künftig verweisen will – zwölf Kilometer lang die eine, die oben am Schwanberg beginnt. Über die andere gibt es noch wenig Konkretes, weil sie Grundstücke kreuzt, die nicht alle der Stadt gehören. Eines ist Fell aber heute schon bewusst: Es wird wieder Interessenskonflikte geben, diesmal nicht mit Wanderern, sondern mit Jägern. „Das wird zu Unruhe führen.“ Der Förster stellt auch klar, dass sich die Routen nicht als „Downhill-Strecken“ eigneten, auf denen sich Radler todesmutig in die Tiefe stürzen könnten, sondern eher für „eine Art Radwandern“ ausgelegt seien.
Der Glaube fehlt
Ob sich die Mountain-Biker damit komplett von den Wanderwegen verbannen lassen? Mend und auch Fell glauben eher nicht daran. „Wir werden das Gesamtproblem nicht lösen, aber wir wollen eine Verbesserung für beide Gruppen erreichen“, sagt der Bürgermeister.
Der Förster empfiehlt, „auch einmal Sheriff zu spielen“ und allzu forsche Radler zur Rede zu stellen. Auf jeden Fall werde das Ganze laut Mend ein „teurer Spaß“. Die Beschilderung der beiden Mountain-Bike-Strecken koste schätzungsweise 15 000 Euro. „Es ist ja klar, wer diese Kosten tragen muss.“ Nicht die Radfahrer.
Streit mit Rödelsee beigelegt
Beigelegt scheint ein anderer, deutlich größerer Konflikt: der Streit zwischen der Stadt Iphofen und der Gemeinde Rödelsee um 14 Hektar Wald- und Wiesenfläche am Schwanberg. Mend hat dem Stadtrat mitgeteilt, dass Rödelsee nicht mehr auf sein Vorkaufsrecht bestehe. „Wir sollten dankbar sein, dass die Situation so bereinigt werden konnte“, sagt Iphofens Bürgermeister. Und er sagt auch: „Wir sind uns mit Rödelsee darin einig, dass wir die Nutzung des Schwanbergs objektiv aufeinander abstimmen.“
Was Mend nicht sagt, ist, was unter diese Nutzung fällt. Während sich die beiden Kommunen etwa gemeinsam um die vom Landkreis geplante Umweltstation beworben haben und dabei mit Dettelbach, Wiesentheid und Marktsteft konkurrieren, haben Mend und die große Mehrheit der Stadträte deutlich gemacht, dass sie etwa von den Rödelseer Plänen für eine Seilbahn auf den Schwanberg nichts halten.