Jetzt fliegt sie wieder, ist ein stolzer schöner und vor allem sauberer Vogel: Die Schleiereule, die Robert Endres vor knapp vier Wochen aus Hellmitzheim in einem jämmerlichen Zustand bekam, hat sich dank seiner ausgiebigen Pflege bestens erholt. Der Pechvogel war in eine Güllegrube gefallen und hätte ohne Hilfe in der Natur keine Überlebenschance gehabt.
Völlig verklebt mit stinkender Gülle, die Schwungfedern scheinbar nur noch aus Kiel bestehend, das Brustgefieder schon teilweise ausgefallen – so sah die Schleiereule aus, als ein Landwirt aus Hellmitzheim Robert Endres (Vorsitzender des Kreisverbandes für Vogelschutz) zu Hilfe rief. In seiner Güllegrube war der Vogel, warum auch immer, gelandet und vom Landwirt aus der Brühe gerettet worden. Erste Versuche, das Tier von der klebrigen Masse zu befreien, zeigten schnell: Da ist professionelle Hilfe nötig. Erster Ansprechpartner dafür im Landkreis Kitzingen ist Robert Endres aus Kaltensondheim.
Der engagierte Vogelschützer hatte in diesem Jahr viel Arbeit: Die Hitze des Sommers sorgte dafür, dass ungewöhnlich viele Jungvögel aus ihren Nestern gefallen waren. Rund 30 Singvögel und Schwalben versuchte er aufzupäppeln, dazu kamen rund ein Dutzend Greifvögel – darunter Bussarde, Waldkäuze und eine Wiesenweihe.
Nicht bei allen klappte das, ein Quäntchen Glück ist halt auch nötig. Das hatte die Schleiereule. Noch vor gut drei Wochen war Endres skeptisch, ob er den Nachtvogel durchbringen würde, wie er in einem Gespräch mit dieser Zeitung sagte. Fünf bis sechs vorsichtige Reinigungsgänge waren notwendig, um zumindest den gröbsten Dreck aus dem Gefieder zu bekommen. Vorsichtig – mit einer Sprühflasche und Wasser – säuberte er Stück für Stück des Gefieders. „Mehr als eine halbe Stunde am Stück war nicht möglich, das hätte den Vogel zu sehr gestresst“, erklärt Endres.
Neben den Schwungfedern war es vor allem der Gesichtsschleier der Eule, der wieder sauber werden musste. Denn dieser Gesichtsschleier ist es, der den Vögeln die Orientierung in der Nacht möglich macht. Von diesem Schleier werden die Töne der Beute aufgefangen und zum Gehör geleitet. So können die Eulen etwa Mäuse auch bei Dunkelheit zielgenau anpeilen.
Knapp zwei Wochen lang musste Robert Endres die Eule erst einmal mit der Hand füttern. Neben Tagesküken gab es mageres Fleisch. Dann nahm die Eule ihr Futter wieder selbstständig auf und wurde auch nach und nach wieder aktiver. Nachts reagierte sie schließlich auf Mäuse mit versuchten Angriffen in der Voliere.
Am Montagabend war es dann soweit: Endres holte die Schleiereule aus der Voliere, zeigte sie kurz zum Pressefoto und dann ab in die Transportbox. Denn wieder in die Freiheit sollte sie erst in der Dämmerung und natürlich in Hellmitzheim. Zum einen, weil das ihr angestammtes Revier ist, und zum anderen auch, um ihrem Retter in Hellmitzheim zu zeigen, dass es geklappt hatte.
Darüber freut sich auch Robert Endres sichtlich. „Das war nicht nur für die Eule, sondern auch für mich das erste Mal, dass ich eine solche Aktion durchgeführt habe“, sagte der Vogelschützer. Und fügte hinzu: „Das heißt aber nicht, dass ich alles retten kann.“