Versteckt, eingewachsen von Sträuchern und Bäumen, seit einem halben Jahrhundert nicht mehr genutzt und fast schon vergessen, steht der Panzerturm im Wald zwischen Krassolzheim und Nenzenheim.
Errichtet wurde der Turm 1936 im Domprobsteiwald, Lage „Langer Grund“ als Beobachtungsposten für einen davor liegenden Bombenabwurfplatz.
Geduld beim Suchen
Der Wanderer findet den Panzerturm, wenn er sein Auto an der Kreisstraße 2 von Nenzenheim in Richtung Krassolzheim wenige hundert Meter über der Bezirksgrenze abstellt – und in Krassolzheim angelangt – seinen Weg nach rechts über mehrere Feldwege in den Wald sucht. Ein kleines Schild weist auf die Örtlichkeit hin, ansonsten ist etwas Geduld beim Suchen angesagt.
Daher sollte man vor dem Eintritt in die Baumreihen seinen Blick nach oben schweifen lassen: Der Turm ragt wie ein Pilz aus den Bäumen heraus – sofern diese nicht komplett belaubt sind. Wie ein kleiner Tower eines Flugplatzes sieht er aus, der Panzer-, auch Bombenturm genannt. Obwohl er bereits 80 Jahre alt ist, steht er noch recht gut da – und birgt ein düsteres Geheimnis.
Es sind knapp 20 Kilometer Luftlinie bis nach Illesheim bei Bad Windsheim. Dort wurde zwischen 1935 und 1936 von der Deutschen Wehrmacht ein Fliegerhorst angelegt und am 1. Oktober 1936 in Betrieb genommen. Das freie Feld am Waldrand vor dem Turm diente als etwa 35 Hektar großes Übungsgelände für die Flieger, die vom Illesheimer Flugplatz aus Bomben auf eingezeichnete Ziele abwarfen.
Massiver Betonbau
Und so steht er immer noch da: 20 Meter hoch, sechs Meter Durchmesser, umgeben von einer eisenverstärkten Ringveranda. 1800 Zentner Beton sollen in den massiven Bau geflossen sein, weiß Robert Herold zu berichten. Der „Gästeführer Weinerlebnis Franken“ zeigt seit Jahren historisch interessierten Gästen die Region und deren geheimnisvolle Ecken. Zu dem verlassenen Turm hat er auch einige Informationen zusammengetragen.
So weiß er, dass meistens mit dem Sturzkampfflugzeug (Stuka) Junkers Ju 87 geflogen wurde. Beschossen werden sollten zum einen Quadrate aus Holzbalken mit acht Metern Durchmesser, die mit einer Distanz von 200 Metern und zum anderen Ziele mit fünf Metern Durchmesser, die auf 50 Meter getroffen werden mussten.
Allerdings wurden keine echten Bomben abgeworfen, sondern bombenähnliche 50-Kilogramm-Gewichte. Wenn ein Acht-Meter-Ziel getroffen wurde, galt dies als „Volltreffer“, bei den Fünf-Meter-Zielen hieß es zumindest „Treffer“. Solche Übungsbomben kann man heutzutage übrigens im Museum für Zivil- und Wehrtechnik in Uffenheim bestaunen.
Heute soll keiner mehr den Turm erklimmen
Auf dem Panzerturm standen die Beobachtungsposten, die mithilfe einer Seilzuganlage, deren Überreste neben Steigeisen immer noch am Turm zu finden sind, dem Flieger anzeigten, ob er Erfolg hatte. Damit heute niemand mehr auf die Idee kommt, den Turm zu erklimmen, wurden die Eisen bis zu einer bestimmten Höhe entfernt.
Westlich neben dem Turm sind noch die Fundamente des Richtzeigers zu sehen, bestehend aus einem mittigen Betonwürfel, zwei Segmentbögen und zwei äußeren Betonquadern. Alles andere wurde im Lauf der Jahrzehnte geplündert oder fiel dem Zahn der Zeit zum Opfer.
Damals vom Staat für ein lächerliches Entgelt den Eigentümern abgekauft, will heute niemand mehr den mittlerweile zugewachsenen Platz haben.
Wenngleich der Panzerturm mittlerweile in Vergessenheit geraten ist und wahrscheinlich eher zufällig beim Spazierengehen entdeckt wird, haben findige Geocacher mittlerweile seine geographischen Koordinaten ausfindig gemacht.
Wer sich mit GPS-Empfänger also auf die Suche machen will: Breite: 49°36'17.26„N / Länge 10°18'30.10“O.
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