
Hochwasserschutz kostet ein Vermögen. Allein in Schwarzach würden geeignete Maßnahmen gegen die Wassermassen zwischen 40 und 60 Millionen Euro verschlingen. Nach Abzug der staatlichen Fördermittel müsste die Gemeinde immer noch stolze 22 Millionen Euro aufbringen, um künftig seine Bevölkerung und deren Anwesen vor Starkregen und Überflutungen zu schützen.
Die horrenden Zahlen waren das Ergebnis einer Informationsveranstaltung in der Arche in Stadtschwarzach. Etwa 130 interessierte Bürgerinnen und Bürger lauschten den Ausführungen des Wasserwirtschaftsamts Aschaffenburg (WWA) und des beauftragten Planungsbüros, das im Rahmen der Vorplanungen verschiedene Varianten erarbeitet hatte. Die vorgestellten Kosten für Hochwasserschutzmaßnahmen für alle betroffenen Ortsteile entlang des Mains, der Schwarzach, des Castellbaches und des Silberbaches waren schier niederschmetternd.

Planer Stefan Reil vom Ingenieurbüro Tractebel Hydroprojekt erläuterte: "Wir haben in Schwarzach eine einzigartige Situation mit vier Gewässern: Main, Schwarzach, Castellbach, Silberbach." Der Ausbau des Silberbachs zur Entlastung sei relativ schwierig. Besser seien drei Hochwasserrückhaltebecken in Schwarzach, am Silberbach und am Castellbach. Die bisherigen Vorschläge seien nicht in Stein gemeißelt. Deshalb baue er weiter auf die Erfahrungen der Schwarzacher Anrainer.
Dämme bis zu fünf Meter hoch
Für den innerörtlichen Hochwasserschutz nannte der Planer diverse Gestaltungsmöglichkeiten wie Deiche, Dämme, mobile Dammbalken, Spundwand, Schöpf- und Sielbauwerk. Die Deichhöhen seien bis zu zwei Meter, die Dämme bis zu fünf Meter hoch. Je nach Umfang des Hochwasserschutzes veranschlagt das Planungsbüro die Kosten auf 40 Millionen Euro bei geringstem Aufwand. Mit dem Bau mehrerer Hochwasserrückhaltebecken verteuert sich das Projekt auf bis zu 61 Millionen Euro.
Auf die Frage von Max Hegler antwortete Reil, dass der vorhandene Damm der Umgehungsstraße 2271 kein Hochwasserschutzdamm sei sondern lediglich Sichtschutz. Zum Zeitplan meinte Reil, dass als erstes eine Entscheidung im Gemeinderat zu fällen sei, welche Variante zum Tragen kommt. Die Vorplanung des innerörtlichen Hochwasserschutzes und der festgelegten Hochwasserrückhaltebecken werde dann fortgesetzt.
Dabei seien mehrere Fachplanungen erforderlich: Vermessung, Baugrunduntersuchung, Geotechnik für Erdbauwerke, Tragwerksplanung für Massivbauwerke, landschaftsplanerische Leistungen mit der Kartierung Flora und Fauna, einer artenschutzrechtliche Prüfung und der Umweltverträglichkeitsprüfung.
Bei der Betrachtung der Gesamtsituation lautete Reils Fazit: "Machen Sie sich nicht zu viele Hoffnungen darauf, dass Hochwasserschutzmaßnahmen im Oberlauf der Bäche Schwarzach retten könnte." Die Gemeinde brauche zwingend eigenen Hochwasserschutz vor Ort, der hohe Kosten verursache.
"Friss-oder-Stirb-Vorgehen" der Behörden
Dass die Gemeinde nur staatliche Fördergelder für ein Gesamtkonzept, also einschließlich des Mains, erhalte, antwortete Christian Drautz vom WWA auf die Frage von Bürgermeister Volker Schmitt. Das Gemeindeoberhaupt sah den Hochwasserschutz aufgrund der hohen Kosten als gefährdet an und würde sich deshalb kleinere und billigere Maßnahmen nur im Bereich der Bäche wünschen.
Reinhard Klos, Sprecher der Interessengemeinschaft Hochwasserschutz, zeigte sich enttäuscht von den Planungsergebnissen und bestürzt von den hohen Kosten. "Das ist doch in dieser Form niemals realisierbar", sagte er und warf den Behörden ein "Friss-oder-Stirb"-Vorgehen vor. Nach Ansicht der IG sollte versucht werden, an den Bächen die Fließgeschwindigkeiten zu drosseln und Spitzen zu verhindern. Sein Vorschlag: "Kleinere Lösungen überlegen." Bürgermeister Schmitt dankte den Mitgliedern der Interessengemeinschaft Hochwasserschutz, die die Gemeinde mit allen Kräften unterstützen, für ihren Einsatz.
Rückblick auf schlimme Hochwasser
Zu Beginn des Treffens blickte Drautz auf die schlimmen Hochwasser der Jahre 2013 und 2021 zurück. Der jemals gemessene Höchststand der Schwarzach am Pegel Reupelsdorf/Schwarzach war 2021 mit 60 Kubikmeter pro Sekunde. "Das war ein hundertjähriges Hochwasser." Beim Castellbach war 2013 der Höchststand mit 50 Kubikmeter.
Das Einzugsgebiet von Schwarzach und Castellbach umfasst 155 Quadratkilometer. Zu den Kosten, die der Freistaat Bayern zu 65 Prozent trage, meinte Drautz: Die Gemeinde könne ihren Kostenanteil von 35 Prozent dadurch reduzieren, in dem sie künftige Wartungen der Anlagen übernimmt.