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KITZINGEN
Der Klosterforst bleibt Anlaufstelle
Viel Betrieb: Im Kompostwerk im Klosterforst werden auch künftig die Raupen und Bagger fahren. Auch wenn der Bioabfall ab Januar im Landkreis Schweinfurt weiterverwertet wird.
Foto: dieter | Viel Betrieb: Im Kompostwerk im Klosterforst werden auch künftig die Raupen und Bagger fahren. Auch wenn der Bioabfall ab Januar im Landkreis Schweinfurt weiterverwertet wird.
Ralf Dieter
 |  aktualisiert: 19.12.2017 03:02 Uhr

Der Klosterforst ist ein beliebtes Ausflugsziel. Nicht nur für Wanderer und Pilzesammler. Etwa 47 000 Mal im Jahr fahren Privatleute das Kompostwerk im Klosterforst an. Und das soll auch in Zukunft so bleiben.

Der 1. Januar brachte einschneidende Veränderungen in der Abfallwirtschaft im Landkreis Kitzingen. Das Kompostwerk geht in das Eigentum des Landkreises über. Vor 18 Jahren hatte die Nordbayerische Städtereinigung das ehemalige NATO-Übungsgelände in ein Kompostwerk umgewandelt. Der Vertrag mit der Firma, die heute Veolia Umweltservice Süd heißt, endet zum 31. Dezember 2014. „Der Vertrag ist ausgelaufen und wir haben überlegt, wie wir den gesamten Prozess optimieren können“, erklärt Wolfgang Sandreuter, Sachgebietsleiter Kommunale Abfallwirtschaft am Landratsamt Kitzingen. Die Überlegungen sind längst abgeschlossen, die Weichen gestellt.

Ab Januar werden die Bioabfälle aus dem Landkreis dann nicht mehr in den Klosterforst, sondern in den Landkreis Schweinfurt, in die Vergärungsanlage Rothmühle gefahren. „Dort steht ein sehr innovatives und robustes System“, erläutert Sandreuters Stellvertreter Dr. Reinhard Weikert. Eine bessere Verwertung als in Schweinfurt ist nach seinen Worten derzeit für Bioabfälle nicht möglich: Durch die Vergärung entstehen Strom und Wärme, die vor Ort genutzt werden, beispielsweise auch für den Antrieb von Sperrmüllschreddern. Der Strom, der aus den Kitzinger Bioabfällen erzeugt wird, reicht nach den Worten Sandreuters aus, um den jährlichen Strombedarf von etwa 850 Haushalten zu decken. Und am Ende des Verwertungsprozesses wird nach wie vor Kompost gewonnen.

Rund 2100 Tonnen CO2 können auf diese Weise eingespart werden. Diesen Wert hat ein Gutachter für den Landkreis errechnet. Der Transport der Abfälle nach Schweinfurt schlägt demnach mit 74 Tonnen CO2 zu Buche. Eine eigene Vergärungsanlage im Klosterforst schied aus mehreren Gründen aus: „Wir hätten etwa 8000 Tonnen Bioabfall von außen gebraucht, damit es sich rentiert“, erklärt Sandreuter. Und das hätte mehr Verkehr und eine höhere Geruchsemission bedeutet. Die Zufahrt zum Kompostwerk führt über Großlangheim.

Die Bürger werden von den Veränderungen kaum etwas merken. Und das ist gut so. Ihr Bioabfall wird direkt nach Schweinfurt gefahren, an den Sortiervorschriften ändert sich nichts. Will heißen: In die Biotonne kommen weiterhin alle organischen Abfälle aus Küche, Haus und Garten. Die kompostierbaren Biomüllbeutel haben in der Tonne nach wie vor nichts zu suchen. „Viel besser sind Papiertüten“, sagt Dr. Weikert.

Die Bioabfälle werden den Klosterforst künftig nicht mehr erreichen. Die anderen Serviceleistungen bleiben erhalten. „Direktanlieferer von Grüngutabfällen sind weiterhin willkommen“, so Betriebsleiter Nikolaus Schneider. Mit vier Kollegen wird er den Betrieb im Klosterforst aufrecht erhalten. Im Moment sind zwölf Menschen dort mit der Weiterverarbeitung der Grün- und Bioabfälle beschäftigt. „Durch den Eigentümerwechsel kommt es zu keinen Entlassungen“, versichert Dr. Weikert. Die anderen sieben Mitarbeiter bleiben entweder bei Veolia oder wechselten zu einem anderen Kommunalunternehmen in der Abfallwirtschaft.

Langweilig dürfte es den fünf verbliebenen Mitarbeitern im Klosterforst auch in Zukunft nicht werden. „Sämtliche Grünabfälle aus dem Landkreis werden hier verarbeitet“, erklärt Schneider. Und da kommt einiges zusammen: Zu den rund 1200 Tonnen aus den Grüngutcontainern der Gemeinden und von Privatanlieferungen kommen rund 13 500 Tonnen aus Häckselaktionen. Auch dieses Material wird so gut es geht verwertet. Etwa 80 Prozent wird zu Biomassebrennstoff aufbereitet, der Rest wird stofflich verwertet.

Ist das Ende der Entwicklung erreicht? Wolfgang Sandreuter muss lachen. „Vor 18 Jahren hätte ich nie gedacht, dass wir einmal an diesem Punkt ankommen“, sagt er. „Es wird sicher weitere technische Fortschritte geben.“ Und neue Herausforderungen. Derzeit ist die Wertstofftonne wieder ein politisches Thema. „Wir warten auf das nächste Wertstoffgesetz“, sagt Dr. Weikert. „Und schauen dann, was wir umsetzen können oder müssen.“ Eines ist den Mitarbeitern der Abfallberatung klar: Veränderungen müssen praktikabel sein und von den Bürgern akzeptiert werden. So wie das Kompostwerk im Klosterforst. Wo auch künftig Kompost, Rindenmulch und verschiedene Erden verkauft werden.

Kompostwerk Klosterforst:

Zahlen: Jährliches Aufkommen an Grünabfällen: rund 14 700 Tonnen (inklusive Häckselaktionen); Kompostverkauf: rund 10 000 Tonnen pro Jahr.

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, von 9 bis 18 Uhr und Samstag, von 9 bis 12 Uhr.

Annahme: Die Mitarbeiter im Klosterforst nehmen pro Jahr bis zu einen Kubikmeter Grünabfälle aus Privathaushalten an. Größere Mengen an Grüngut sowie Wurzelstöcke werden gegen Gebühr angenommen.

Kontakt: Tel. (0 93 25) 9 71 70; E-Mail: kompostwerk@kitzingen.de. Der Klosterforst liegt zwischen Großlangheim und Hörblach.

Konsens: Betriebsleiter Nikolaus Schneider und die Leiter der Kommunalen Abfallwirtschaft am Landratsamt Kitzingen, Dr. Reinhard Weikert und Wolfgang Sandreuter, sind sich einig: eine bessere Lage als den Klosterforst gibt es gar nicht für ein Kompostwerk.
Foto: dieter | Konsens: Betriebsleiter Nikolaus Schneider und die Leiter der Kommunalen Abfallwirtschaft am Landratsamt Kitzingen, Dr.
 
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