
Eine große Trauergemeinde zog durch Rödelsee um die verblichene Lukrezia Kirchweih zu Grabe zu tragen. Groß war das Geheul der Menge in schwarz als Eingrabungspfarrer Kajo Deppisch aus dem Eva-Geh-Linksrum predigte. "Lasset uns lallen", rief Deppisch die Trauergemeinde zum Gebet auf und viele Zuschauende verfolgten das schaurig-schräge Zeremoniell vor dem Elfleinshäusla.
Die Lukrezia habe aus dem Hause Elend gestammt, der Vater sei eine Hebamme und die Mutter ein Nachtwächter gewesen – so der Nonsens, der vor vielen Jahrzehnten für die Eingrabung verfasst worden war. Wie Kajo Deppisch verkündete habe sich eine Moritat ereignet, denn der Lukrezia sei mit eiskaltem Wasser die Augen ausgestochen worden. An anderer Stelle war aber noch vermutet worden, dass die Verblichene wegen akuter Geldbeutelschwindsucht abgelebt sei.
DNA-Proben für Hundehaufen
Die Prediger lästerten über die von Bürgermeister Burkhard Klein einst ins Spiel gebrachte DNA-Proben für Hinterlassenschaften von Hunden und schilderten einen Hundebiss am Friedhof. Weil ein Biker und Katzenfreund erst einen Kolbenfresser bei seinem Yamaha-Baby hatte und später mit leerem Tank in Nürnberg ausrollte, kam der Schlossbewohner in der Predigt dran. Die Burschenschaftler selbst sorgten auch für Schlagzeilen wie beim Aufstellen der Kirchweih-Bäumchen beim "Schweinbaron". Der Moust, seines Zeichens "Sir von der Boochgass", hatte die halbe Burschenschaft mit Schnaps und Bacardi abgefüllt, mit dem Ergebnis: Beim Schlusshock beim TSV in der "hall" seien einige plötzlich rauflustig und außer Rand und Band gewesen, was dann die Schadenfreudigen auf den Plan gerufen habe.
Vinfo-Ultras kleben sich mit Silvaner fest
Das Ortsoberhaupt verdiente sich auch einen Eintrag in die Kirchweihpredigt weil er bei einer Trauung die Braut gefragt habe, ob sie ihren Alex heiraten wolle, die Braut habe verdutzt berichtigen müssen, dass ihr Herzallerliebster Tim hieß. Tobias Wandler kalauerte auch über die Vinfo-Ultras, die sich wie die Aktivisten der Letzten Generation festkleben würden, aber nicht mit Kleber, sondern mit Silvaner. Die Prediger witzelten über die Kalamitäten eines Sauna-Besitzers, die Spar-Idee eines Radlers, den Rödelseer Feuerwehrgott, einen Winzer der Schafe zur Unkrautabwehr einsetzte, alkoholisierte Heldentaten eines Junggesellenabschieds und weitere Eskapaden.
Die Prediger dankten hernach der Reimer-Legende Horst Stier und für zwei Burschenschaftler kam die Zeit ihrer letzten Kirchweih. Für Michael Melber war es die letzte Kirchweih seit seinem Eintritt im Jahr 2014, er war damit einer der dienstältesten Burschenschaftler. Seinen Hut nahm auch der bisherige Vorsitzende Rene Roßmark, der seit 2015 dabei war und von 2018 an als Vorsitzende in der Verantwortung stand.

