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PRICHSENSTADT
Der Kanal in der Altstadt von Prichsenstadt bleibt ein heißes Pflaster
Gesprächsstoff in den Gassen von Prichsenstadt: Ein Team des Bayerischen Rundfunks ließ zum Thema Kanalsanierung in der Altstadt die Betroffenen zu Wort kommen, unter anderem Richard Gebert (ganz rechts) und Werner Reuß (vorne, hellblaues Hemd).
Foto: Andreas Stöckinger | Gesprächsstoff in den Gassen von Prichsenstadt: Ein Team des Bayerischen Rundfunks ließ zum Thema Kanalsanierung in der Altstadt die Betroffenen zu Wort kommen, unter anderem Richard Gebert (ganz rechts) und Werner ...
Von unserem Mitarbeiter Andreas Stöckinger
 |  aktualisiert: 04.02.2016 18:08 Uhr

Das Thema Kanalsanierung in drei Gassen der Prichsenstädter Altstadt erhitzt weiter die Gemüter der Anwohner und löst mediales Interesse aus. Nachdem bereits vor kurzem ein Fernsehteam der ARD-Sendung „Report“ die Angelegenheit aufgegriffen hatte, berichtete am Mittwoch der Bayerische Rundfunk live in seiner Sendung „Frankenschau aktuell“ aus der Stadt und ließ dabei Anwohner zu Wort kommen.

„Das ist eine Katastrophe für die Anwohner. Wir müssen die Ansätze neu diskutieren.“

Herwig Hinney, Stadtrat

Hintergrund ist, dass die Stadt drei der gepflasterten Altstadtgassen aufgraben will, um darin den angeblich maroden Kanal zu erneuern. Für dieses Projekt stehen Kosten von 970 000 Euro im Raum, wovon laut einer Satzung der Stadt 80 Prozent auf die Anlieger umzulegen sind. Manchem Grundbesitzer in der Altstadt drohen Kosten von bis zu 60 000 Euro. Dagegen wehren sich die Betroffenen, die zudem mit dem Vorgehen der Kommune unzufrieden sind.

In der Schlossgasse, direkt vor dem Hotel Freihof, hat der Bayerische Rundfunk seine Übertragungswagen aufgebaut. Etwa 20 Personen, Anlieger, aber auch Gäste aus dem mittelfränkischen Rothaurach, einem Stadtteil von Roth, bilden die Kulisse und sollten im Beitrag zu Wort kommen. In Rothaurach hatte es vor einigen Jahren ähnliche Probleme gegeben, über die Thomas Hofmann von der dortigen Bürgerinitiative später berichtet. Dort schafften es die Bürger, dass nun eine wesentlich kostengünstigere Variante beschlossen wurde. So weit sind sie in Prichsenstadt jedoch noch lange nicht.

„Noch drei Minuten, sie können sich noch unterhalten“, zählt Aufnahmeleiterin Uli Schneider gewissermaßen den Countdown. Sie ließ die Kulisse an Bürgern und Beteiligten noch einmal weiter in den Schatten rücken, damit die beiden Kameras das Ganze dann im besten Licht zeigen konnten.

Die Schaltung nach Prichsenstadt steht, Moderatorin Constanze Schulze steigt gleich ins brisante Thema ein. Im Städtchen sei derzeit nichts von Idylle zu spüren. Die Moderatorin befragt mit Sibylle Lorey und Hannelore Schelbert zwei Anwohnerinnen, wieviel sie denn zu berappen hätten. 16 000, beziehungsweise 18 000 Euro, wären es, der Ruin für sie als Rentnerin, wie Hannelore Schelbert zugibt.

Dann kommen mit Werner Reuß und Richard Gebert die beiden zu Wort, die als Sprecher der Betroffenen den Widerstand anführen. Beide erheben Vorwürfe gegen die Stadt. Reuß kritisiert, dass er kaum an Informationen und an Unterlagen herankomme.

Vor der Kamera kann sich die Stadt nicht wehren, weil Bürgermeister Adolf Falkenstein krankheitsbedingt fehlt. Vor Ort waren lediglich zwei Stadträte, Herwig Hinney und Wolfgang Brosche. Beide zeigen Verständnis für die Sorgen der Anwohner, wie Josef Oswald, mit dem Hinney fernab der Kamera spricht. „Das ist eine Katastrophe für die Anwohner. Wir müssen die Ansätze neu diskutieren, und wenn, dann verschieben wir den Bau für ein halbes Jahr“, so Hinney. Kollege Brosche gefällt das Engagement der Betroffenen. „Ich finde es richtig, dass die Bürger Initiative ergreifen. Ich hoffe, dieses Beispiel zieht noch mehr nach sich.“

Am Mikrofon zweifelt derweil Hotelbesitzer Richard Gebert die Notwendigkeit, wie auch den Umfang der geplanten Sanierung an. Für ihn stünden 250 000 Euro an Kosten im Raum, sollte die Stadt die Sanierung wie geplant angehen. Gebert wies die Stadt im Falle von Grabarbeiten auf mögliche Schäden an den alten Gebäuden hin. Auf eigene Kosten hat er deswegen einen Gutachter beauftragt, der sich der Sache angenommen hat.

Der Beitrag kommt anscheinend gut an, der BR verlängert die Sendezeit auf nun neun Minuten. Richard Gebert erläuterte vor der Kamera sein bisheriges Vorgehen: Nachdem ihm die Stadt die Pläne nicht vorlegte, habe er sich diese über andere Behörden besorgt und auf eigene Faust mit seinem Gutachter die Kanaldeckel in den Gassen geöffnet, um den Zustand der Kanäle zu begutachten. Das Ergebnis des Fachbüros zeige, dass die vom beauftragten Planungsbüro der Stadt vorgeschlagene Vergrößerung des Kanals auf 800 Millimeter Durchmesser unnötig sei. Zudem habe Geberts Fachbüro in keinem der geöffneten Schächte gravierende Schäden gefunden, eine Sanierung im Inliner-Verfahren für geschätzte 185 000 Euro reiche laut Gutachters aus.

„Es war der einzig richte Weg von Herrn Gebert. Wir wollen eine Reparatur, keinen Neubau.“

Werner Reuß, Betroffener

Später, als der Bayerische Rundfunk wieder weg ist, unterhalten sich einige Anwohner. Sie scheinen zufrieden mit dem Teilerfolg, dem medialen Interesse. „Es war der einzig richtige Weg von Herrn Gebert. Wir wollen eine Reparatur, keinen Neubau“, meint Werner Reuß. „Für uns ist es hart, wir müssen uns wehren“, bittet Anwohnerin Hannelore Schelbert um Verständnis. Das kann sie vielleicht bald wieder im Fernsehen tun. Denn bei Werner Reuß hat sich mit Kabel Eins bereits der nächste Sender zum Thema Kanal in der Stadt angemeldet.

 
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  • E. H.
    denn von der Stadt Prichsenstadt, bzw. deren Ing. geprüft ?? Die anwesenden Stadträte hätten das doch gleich beantworten können?
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