Verbogene und geschmolzene Eisenträger ragen wie Skelette in den Himmel über Abtswind. Der Großbrand bei Kräuter Mix am Montag, 8. Juli, hat mit seiner zerstörerischen Wucht ganz eigene bizarre Werke geschaffen. Ein Stillleben, in das hin und wieder Leben fährt, wenn sich wie dieser Tage Brandermittler und Gutachter in weißen Schutzanzügen durch die Trümmer wühlen und darin nach kleinsten Spuren und Indizien suchen.
"Unsere Männer vom Sachgebiet 202 Physik" nennt sie Enrico Ball, der Sprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken. Ihre Stunde schlägt nach Bränden wie diesem, und ein wenig naturwissenschaftliches Verständnis ist sicher hilfreich. Sobald die Flammen erloschen und die Trümmer ausgeglüht sind, beginnt ihr nicht mehr ganz so brandheißer Job. Bestenfalls finden sie dabei die Nadel im Heuhaufen, schlimmstenfalls zieht sich die Sache über Monate und endet ohne greifbares Ergebnis.
Im Fall Kräuter Mix stehen die Ermittlungen erst am Anfang. Während die Produktion auf dem Gelände wieder ganz normal läuft, waren Spezialisten am Donnerstag zum zweiten Mal in der weitgehend abgebrannten Halle unterwegs, diesmal begleitet von Experten des bayerischen Landeskriminalamts. Auch das Untergeschoss, das in der Vorwoche noch voller Löschwasser gestanden hatte, konnten sie diesmal betreten. Grundlegend neue Erkenntnisse haben sie bei ihrer Erkundung nicht gewonnen.
Die Polizei geht weiterhin nicht von Fremdverschulden aus
Der Brandursache nähert man sich in kleinen Schritten und nach dem Ausschlussverfahren. Mitarbeiter hatten beobachtet, wie die Flammen unvermittelt aus einer Zwischenwand der Produktionshalle schlugen. Das alles spricht für einen technischen Defekt und gegen Vorsatz oder Fahrlässigkeit. "Wir schließen Fremdverschulden nach derzeitigem Sachstand aus", sagt Polizeisprecher Ball.
Bis zu einem abschließenden Ergebnis können Wochen vergehen. Der Brandort ist mehr oder weniger vermessen und dokumentiert. Jetzt beginnt die Auswertung der Spuren. Gutachter versuchen das Brandgeschehen zu rekonstruieren – weitere Besuche vor Ort sind dabei nicht ausgeschlossen. Noch hat sich das Unternehmen, das seit mehr als 100 Jahren am Standort Abtswind Kräuter, Gewürze und Tee verarbeitet, nicht offiziell zum weiteren Vorgehen und zur Schadenshöhe geäußert. Aber man kann davon ausgehen, dass die erst 2017 errichtete Halle so schnell wie möglich wieder aufgebaut wird.