Sichtlich zufrieden zeigte Abtswinds Bürgermeister Jürgen Schulz die Trauben, die er gerade am Stock abgeschnitten hatte, bevor er sie in seinen Eimer legt. "Das sieht gut aus. Wir haben über 90 Grad Oechsle gemessen, die Menge passt auch." Nur die Essigfliege stört ein wenig, deswegen heißt es, die Trauben etwas genauer zu betrachten. Mit zwölf Helfern, Freiwillige und den Gemeindearbeitern, ist Schulz bei der Weinlese. Nicht in seinem Weinberg, sondern im gemeindlichen Wengert.
Seit 2018 hat die Gemeinde Abtswind wieder einen "Gemeinde-Weinberg." Auf Initiative von Bürgermeister Schulz, selbst Hobbywinzer, gedeihen in der Flurlage am Hasenberg etwas unterhalb des idyllischen Frankenblicks, auf einem Viertel Hektar Fläche die gut 1000 Grauburgunder-Reben. Er ließ die Tradition wieder aufleben, zuletzt hatte sein Vor-Vorgänger Ernst Zehnder die Reben bearbeiten lassen. Der Wein wurde im gemeindeeigenen Haus des Gastes ausgeschenkt, das zu der Zeit bewirtet war.
Der Lohn: Brotzeit und eine Flasche Wein
Die im Weinberg anfallenden Arbeiten, wie das Ausbrechen, oder Spritzen, koordiniert Bürgermeister Schulz das Jahr über. Vieles macht er selbst, oder fragt in der eigens angelegten Gruppe per Handy, wer mithilft. "Da melden sich immer welche. Außerdem gibt es auch Rentner dabei, die Zeit haben."
Bei der diesjährigen Weinlese funktionierte das ähnlich. Mit dabei sind mit Helmut und Waltraud Matt zwei, die erst im August nach Abtswind gezogen sind. In Amorbach wohnten sie, jetzt, da sie Rentner sind, ging es zurück in den Heimatort von Ulrike Matt, eine gebürtige Schwanfelder. Für die beiden ist die Weinlese nichts Neues, das kennt man.
Bei der Brotzeit am Mittag wird geflachst. Über die Abtswinder Kirchweih, die just an dem Wochenende ist. Wie das früher gefeiert wurde, erzählte Waltraud Matt. "Da gab es bloß ein Karussell und die Schießbude am Marktplatz, mehr nicht." Das sei auf jeden Fall mehr geboten gewesen, als diesmal, flachst einer. Wieviel Lohn die Gemeinde den Lesehelfern bezahle, wird gefragt. "Die Brotzeit, und eine Flasche Wein. Woanders zahlen Leute dafür, dass sie so ein Erlebnis wie die Lese bekommen", schmunzelte Bürgermeister Schulz.
1000 Liter Wein sollen's werden
Er ist mehr als zufrieden mit der Ernte. Nach allerersten Lese im letzten Jahr, die von der Menge her noch nicht so üppig ausfiel, dürfte es diesmal einige Flaschen mehr werden. "Wir werden bei ungefähr 1750 Kilo Weintrauben liegen", schätzte das Ortsoberhaupt beim Blick auf den Trauben-Berg auf dem Wagen. Das dürften weit über 1000 Liter Wein geben. Damit dürfte nicht nur der gemeindliche Verbrauch abgedeckt sein. "Wir werden auch welchen an unsere Gastronomen verkaufen", sagte Bürgermeister Schulz.