Gesundes Obst und vitale Bäume sollten das Ziel einer jeden Schnittmaßnahme sein. Allerdings ist Baumobst relativ langsam wachsend. Eingriffe mit der Schere haben Auswirkungen auf die nächsten Jahre. Die Experten der Bayerischen Gartenakademie erklären Grundsätze des Obstbaumschnittes.
Nicht nur der Ertrag spielt eine Rolle, besonders wichtig ist die Pflanzengesundheit. Richtiges Schneiden ist vorbeugender Pflanzenschutz, denn Pilzkrankheiten brauchen für die Entwicklung Feuchtigkeit. Bei einer luftigen Baumkrone trocknen Blätter und Früchte besser ab, Schadpilze wie Schorf und Frucht-Monilia haben weniger Chancen.
Durch einen Pflanzschnitt bildet der junge Baum ein Grundgerüst und erleichtert wurzelnackten Bäumen das Anwachsen. Hier entscheidet sich auch, welche Kronenform bzw. ob eine Spindelform gewünscht wird. Zögern Sie nicht, beim Pflanzschnitt kräftig zu schneiden, damit sich wenige, aber starke Triebe bilden.
Der Erziehungsschnitt bringt den Baum langsam in Form beziehungsweise gleicht das Wachstum nach dem Pflanzschnitt aus. Der Aufbau der Krone dauert etwa vier bis fünf Jahre. Ein starker Schnitt bringt kräftiges Wachstum, ein schwacher Schnitt vermehrt Fruchtholz.
Der Erhaltungsschnitt sorgt für vitales Fruchtholz. Er erfolgt nur schwach, damit sich neues Fruchtholz mit Blütenknospen bilden kann. So gibt es immer einen geringen Neuaustrieb und gute Fruchtqualitäten. Besonders bei Apfel und Birne bleibt das Fruchtholz kurz. Abgestorbene oder kranke Äste schneidet man immer heraus.
Ein Verjüngungsschnitt ist bei älteren und ungepflegten Bäumen sinnvoll. Zunächst wird die Krone kräftig ausgelichtet. Dann sieht man das weitere Vorgehen. Erst zum Schluss werden die Leitäste auf tiefer stehende Verzweigungen eingekürzt.
Der richtige Schnittzeitpunkt
Der Pflanzschnitt erfolgt bei der Pflanzung beziehungsweise bei einer Herbstpflanzung im Frühjahr, wenn die starken Fröste vorüber sind. Beim Erhaltungsschnitt gilt die Regel: Kernobst schneidet man im (ausgehenden) Winter und Steinobst im Sommer nach der Ernte. Der Schnittzeitraum ist also für Kernobst Dezember bis etwa Mitte März, während bei Steinobst wie Kirschen im belaubten Zustand geschnitten wird, idealerweise zur oder nach der Ernte.
Was ist zu beachten?
Grundsätzlich gilt: Je mehr man schneidet, umso stärker wächst der Baum. Jede Menge Wasserschosser sind die Auswirkungen von starkem Rückschnitt, möglicherweise auch noch zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Durch den starken Schnitt bleiben nur wenige Knospen, die dann wenige, aber kräftige neue Triebe bilden.
Ein Schnitt muss immer so sein, dass sich auf der Schnittfläche kein Wasser sammeln kann, sondern ungehindert abfließt.