
Suchtprobleme fallen nicht vom Himmel. Sie entwickeln sich oft schleichend über Jahre hinweg, häufig mit wechselhaftem Verlauf. Andere nehmen die problematische Entwicklung meist schneller wahr als der Betroffene selbst.
Erst die Wahrnehmung, dass das Problem existiert, kann den Grundstein zur Veränderung legen. Anstöße und Bemühungen von außen sind unerlässlich. Sie können die eigene Motivation fördern, jedoch nicht ersetzen. Erst der eigene Entschluss, das Problem angehen zu wollen, kann erfolgreich aus der Sucht herausführen. Das sind Erfahrung der Caritas-Suchtberatung in Kitzingen, die ihre Jahresbilanz 2013 vorlegt.
Dass das alles nicht einfach oder ganz alleine geht, zeigt die hohe Zahl von 481 Fällen, die im vergangenen Jahr von der Beratungsstelle betreut wurden. Alkohol ist nach wie vor mit gut 80 Prozent das Hauptproblem. Das Beraterteam mit Mechthild Finnemann, Ewald Burkard und Matthias Schlereth hat sich deutlich mehr um Kriseninterventionen kümmern müssen.
So wie bei einem 45-jährigen Familienvater, der sich an die Berater wandte, weil seine Frau sein Trinken zuhause nicht mehr aushielt. Im Beruf tüchtig und unauffällig, wurde sein steigender Alkoholkonsum am Abend zum Reizthema und dann zur schweren Krise in der Ehe und Familie. Er kam zu drei Beratungsgesprächen, dann plötzlich nicht mehr. Nach vier Monaten meldet er sich wieder.
Er habe es alleine versuchen wollen. Einige Wochen habe es geklappt, dann kam der Rückfall, schlimmer als zuvor. Die Trennung steht bevor, er weiß nicht mehr weiter, kann nicht mehr aufhören zu Trinken. Hierzu die Beratungsstelle. „Wir raten zum körperlichen Entzug im Krankenhaus.“
Danach kam der Mann regelmäßig zur Beratungsstelle und ließ sich auf eine stationäre Entwöhnungsbehandlung in einer Klinik ein. Bald wird er seine Therapie beenden. Die weitere Betreuung in der Beratungsstelle ist vereinbart. Das Ehepaar hat sich wieder angenähert, vieles in den Beziehungen bleibt aber noch zu klären, das in weiteren Gesprächen angegangen werden soll.
In der Suchtberatungstelle wird das Gros der Klientel rein ambulant betreut. In über 40 Prozent der Fälle waren Partner oder Familienangehörige einbezogen. 17 Prozent wurden in Fachkliniken vermittelt; 16 Prozent in eine Selbsthilfegruppe.
Auffällig für die Suchtberater ist, dass der Anteil von Personen, die alleine wohnen und leben, noch einmal deutlich zugenommen habe. Dies geht auch oft mit sinkenden sozialen Beziehungen einher. Gestiegen ist auch der Anteil von Arbeitslosen. Bei ihnen scheint die Arbeitsmarktlage, die allgemein als gut beschrieben wird, nicht zu greifen.