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Kitzingen
Depressionen gehören zu den schwersten und am meisten unterschätzten Erkrankungen
Prof. Ulrich Hegerl, Vorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe Senckenberg-Professur an der Goethe-Universität Frankfurt.
Foto: Stefan Straube | Prof. Ulrich Hegerl, Vorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe Senckenberg-Professur an der Goethe-Universität Frankfurt.
Diana Fuchs
 |  aktualisiert: 11.09.2023 02:45 Uhr

Depression: An Depression sind derzeit in Deutschland 11,3 Prozent der Frauen und 5,1 Prozent der Männer erkrankt, teilt die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention mit. Damit gehören Depressionen zu den schwersten und am meisten unterschätzten Erkrankungen. Laut der Stiftung starben im Jahr 2020 in Deutschland 9.206 Menschen durch Suizid – mehr als im Straßenverkehr (3.373), durch Drogen (1.398) und AIDS (285) . "Etwa 90 Prozent der Suizide erfolgen vor dem Hintergrund einer psychiatrischen Erkrankung, am häufigsten einer unzureichend behandelten Depression."

Symptome: Neben der gedrückten Grundstimmung leiden depressiv erkrankte Menschen oft unter dem Verlust, Freude zu empfinden. Auch das Interesse an früher angenehmen Dingen geht verloren. In der Regel bestehen Antriebsstörungen, so dass sich Betroffene erschöpft fühlen und jede Aktivität wie gegen einen bleiernen Widerstand erfolgt. Die Betroffenen sind oft nicht in der Lage, kleinste Entscheidungen zu treffen, die Konzentration ist gestört und hinzu kommen Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle. Schlafstörungen und Appetitmangel können ebenfalls auftreten. Fast alle Patienten mit schweren Depressionen haben zumindest Suizidgedanken. Bei vielen kommen außerdem Ängste, eine innere Daueranspannung und körperliche Beschwerden wie Magen-, Kopf- oder Rückenschmerzen hinzu.

Ursachen und Behandlung: Menschen, bei denen nahe Angehörige depressiv erkrankt sind, haben laut der Stiftung Depressionshilfe ein etwa zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko, selbst zu erkranken. Depressionen können aber auch durch Traumatisierungen oder Missbrauchserlebnisse in der Kindheit entstehen. "Eine Depression ist nicht entweder körperlich oder ’seelisch’, sondern immer sind beide Seiten beteiligt", heißt es seitens der Stiftung. "Auf der psychosozialen Seite (Verhalten) setzt als Behandlung eine Psychotherapie an, auf der neurobiologischen Seite Antidepressiva. Dazu gibt es ergänzende Methoden wie Lichttherapie oder Bewegungsprogramme."

Der Vorsitzende der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention, Prof. Ulrich Hegerl, betont: "Wenn man merkt, dass man sich völlig verändert, dass man keine Hoffnung mehr hat, wenn man das Gefühl hat, man steckt in einer Sackgasse und der Zustand ist unerträglich: Dann wird es wirklich höchste Zeit zum Arzt zu gehen, wie bei jeder schweren Erkrankung. Man muss die Diagnose stellen lassen und eine konsequente Behandlung machen. Dafür sind Fachleute zuständig: Psychiater, psychologische Psychotherapeuten mit einer zusätzlichen Therapieausbildung – sie können die Behandlung über die Krankenkasse absetzen – und Hausärzte. Die meisten ambulanten Patienten werden vom Hausarzt mit Antidepressiva behandelt – sehr oft mit Erfolg."

Stiftung: Ziel der 2008 gegründeten Stiftung Deutsche Depressionshilfe ist eine bessere Versorgung depressiv erkrankter Menschen und die Prävention von Suiziden und Suizidversuchen. Neben Forschungsaktivitäten bietet die Stiftung Betroffenen und Angehörigen vielfältige Informations- und Hilfsangebote wie das deutschlandweite Info-Telefon Depression (0800 33 44 5 33). Mehr Infos: www.deutsche-depressionshilfe.de (Quelle: Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention).

 
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